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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

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Zur Seelenkrankheitskunde.
1. Auszug aus dem Mercure de France dieses Jahrs. Nro. 2.

Es ist ausgemacht, daß die jetzige Krankheit des Königs von England schon seit einiger Zeit ihren Anfang genommen hatte, ehe das Publicum davon benachrichtigt wurde. Der erste Zug, wodurch sich der Wahnsinn des Königs entdeckte, war eine Veränderung in seiner Namens Unterschrift, worin er sich nicht mehr, wie sonst, Georg; sondern Georgius nannte. Sein gewöhnlicher Weise gleiches und sanftes Hümeur äußerte sich (schon vor dem gänzlichen Ausbruch seines traurigen Uebels) bisweilen auf eine stürmische Art. Schon im Bade zu Cheltenham bemerkte man gewisse Reden des Königs in Betreff der alten Minister, die sein Zutrauen verlohren hatten. -- Reden die er Leuten eröffnete, die nicht dazu gemacht waren, dergleichen Vertraulichkeiten zu empfangen. Bald entdeckten sich aber noch mehrere Spuren seines verworrenen Gemüthszustandes. Kurze Zeit nach


Zur Seelenkrankheitskunde.
1. Auszug aus dem Mercure de France dieses Jahrs. Nro. 2.

Es ist ausgemacht, daß die jetzige Krankheit des Koͤnigs von England schon seit einiger Zeit ihren Anfang genommen hatte, ehe das Publicum davon benachrichtigt wurde. Der erste Zug, wodurch sich der Wahnsinn des Koͤnigs entdeckte, war eine Veraͤnderung in seiner Namens Unterschrift, worin er sich nicht mehr, wie sonst, Georg; sondern Georgius nannte. Sein gewoͤhnlicher Weise gleiches und sanftes Huͤmeur aͤußerte sich (schon vor dem gaͤnzlichen Ausbruch seines traurigen Uebels) bisweilen auf eine stuͤrmische Art. Schon im Bade zu Cheltenham bemerkte man gewisse Reden des Koͤnigs in Betreff der alten Minister, die sein Zutrauen verlohren hatten. — Reden die er Leuten eroͤffnete, die nicht dazu gemacht waren, dergleichen Vertraulichkeiten zu empfangen. Bald entdeckten sich aber noch mehrere Spuren seines verworrenen Gemuͤthszustandes. Kurze Zeit nach

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[20/0020] Zur Seelenkrankheitskunde. 1. Auszug aus dem Mercure de France dieses Jahrs. Nro. 2. Es ist ausgemacht, daß die jetzige Krankheit des Koͤnigs von England schon seit einiger Zeit ihren Anfang genommen hatte, ehe das Publicum davon benachrichtigt wurde. Der erste Zug, wodurch sich der Wahnsinn des Koͤnigs entdeckte, war eine Veraͤnderung in seiner Namens Unterschrift, worin er sich nicht mehr, wie sonst, Georg; sondern Georgius nannte. Sein gewoͤhnlicher Weise gleiches und sanftes Huͤmeur aͤußerte sich (schon vor dem gaͤnzlichen Ausbruch seines traurigen Uebels) bisweilen auf eine stuͤrmische Art. Schon im Bade zu Cheltenham bemerkte man gewisse Reden des Koͤnigs in Betreff der alten Minister, die sein Zutrauen verlohren hatten. — Reden die er Leuten eroͤffnete, die nicht dazu gemacht waren, dergleichen Vertraulichkeiten zu empfangen. Bald entdeckten sich aber noch mehrere Spuren seines verworrenen Gemuͤthszustandes. Kurze Zeit nach

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/20>, abgerufen am 29.03.2024.