Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite


der Gedanke aufdrang: dieser oder jener Bekannter ist dir nahe, wird jezt gleich zu dir kommen! (- wenn die Ahndung mir im Hause anwandelte - ) oder wird dir begegnen! ( - wenn ich denn grade auf der Straße war).

Zu meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die Gegend kommen würde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn gedacht." u.s.w.

Darauf erzählt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermögens. Es fällt ihm zu Leipzig nahe an der Ecke der Heustraße die Jdee ein: daß der Rath Bertuch aus Weimar ihm nahe wäre, - und siehe da! Herr Bertuch steht, wie Goekingk um die Ecke gegangen ist, vor ihm.

Herr Goekingk erzählt da eine Erscheinung von sich, welche er mit sehr vielen Menschen gemein hat, und die man in den allermeisten Fällen, ohne sich auf eine andere Erklärungsart einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. Goekingk den Rath Bertuch vermöge seines feinen selbst nach einem zwanzigjährigen häufigen Gebrauch des Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit Bertuch an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten


der Gedanke aufdrang: dieser oder jener Bekannter ist dir nahe, wird jezt gleich zu dir kommen! (– wenn die Ahndung mir im Hause anwandelte – ) oder wird dir begegnen! ( – wenn ich denn grade auf der Straße war).

Zu meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die Gegend kommen wuͤrde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn gedacht.« u.s.w.

Darauf erzaͤhlt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermoͤgens. Es faͤllt ihm zu Leipzig nahe an der Ecke der Heustraße die Jdee ein: daß der Rath Bertuch aus Weimar ihm nahe waͤre, – und siehe da! Herr Bertuch steht, wie Goekingk um die Ecke gegangen ist, vor ihm.

Herr Goekingk erzaͤhlt da eine Erscheinung von sich, welche er mit sehr vielen Menschen gemein hat, und die man in den allermeisten Faͤllen, ohne sich auf eine andere Erklaͤrungsart einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. Goekingk den Rath Bertuch vermoͤge seines feinen selbst nach einem zwanzigjaͤhrigen haͤufigen Gebrauch des Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit Bertuch an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p rend="indention2"><pb facs="#f0019" n="17"/><lb/>
der Gedanke aufdrang: dieser oder jener Bekannter ist dir                   nahe, wird jezt gleich zu dir kommen! (&#x2013; wenn die Ahndung mir im Hause anwandelte                   &#x2013; ) oder wird dir begegnen! ( &#x2013; wenn ich denn grade auf der Straße <choice><corr>war).</corr><sic>war.«</sic></choice></p>
          <p rend="indention2"><choice><corr>Zu</corr><sic>»Zu</sic></choice>                   meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von                   dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die                   Gegend kommen wu&#x0364;rde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn <choice><corr>gedacht.« u.s.w.</corr><sic>gedacht. u.s.w.«</sic></choice></p>
          <p>Darauf erza&#x0364;hlt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermo&#x0364;gens. Es fa&#x0364;llt ihm zu                   Leipzig nahe an der Ecke der <choice><corr>Heustraße</corr><sic>Henstraße</sic></choice> die Jdee ein: daß der Rath <hi rendition="#b">Bertuch</hi> aus Weimar ihm nahe wa&#x0364;re, &#x2013; und siehe da! <choice><corr>Herr</corr><sic>Her</sic></choice> <hi rendition="#b">Bertuch</hi> steht, wie <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0162"><note type="editorial">Go&#x0364;ckingk, Leopold Friedrich Gu&#x0364;nther von</note>Goekingk</persName></hi> um die Ecke gegangen ist, vor ihm.</p>
          <p>Herr <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0162"><note type="editorial">Go&#x0364;ckingk, Leopold Friedrich Gu&#x0364;nther von</note>Goekingk</persName></hi> erza&#x0364;hlt da eine Erscheinung von sich,                   welche er mit sehr vielen Menschen <hi rendition="#b">gemein</hi> hat, und die                   man in den allermeisten Fa&#x0364;llen, ohne sich auf eine andere Erkla&#x0364;rungsart                   einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0162"><note type="editorial">Go&#x0364;ckingk, Leopold Friedrich Gu&#x0364;nther von</note>Goekingk</persName></hi> den Rath <hi rendition="#b">Bertuch</hi> vermo&#x0364;ge seines feinen selbst nach einem zwanzigja&#x0364;hrigen ha&#x0364;ufigen Gebrauch des                   Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so                   weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit <hi rendition="#b">Bertuch</hi> an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0019] der Gedanke aufdrang: dieser oder jener Bekannter ist dir nahe, wird jezt gleich zu dir kommen! (– wenn die Ahndung mir im Hause anwandelte – ) oder wird dir begegnen! ( – wenn ich denn grade auf der Straße war). Zu meiner eignen großen Verwunderung traf dieses nicht selten ein, ob ich gleich von dem, der eine Minute darauf vor mir stand, weder gewußt hatte, daß er in die Gegend kommen wuͤrde, noch von ihm gesprochen, noch an ihn gedacht.« u.s.w. Darauf erzaͤhlt er einen neuern Fall seines Ahndungsvermoͤgens. Es faͤllt ihm zu Leipzig nahe an der Ecke der Heustraße die Jdee ein: daß der Rath Bertuch aus Weimar ihm nahe waͤre, – und siehe da! Herr Bertuch steht, wie Goekingk um die Ecke gegangen ist, vor ihm. Herr Goekingk erzaͤhlt da eine Erscheinung von sich, welche er mit sehr vielen Menschen gemein hat, und die man in den allermeisten Faͤllen, ohne sich auf eine andere Erklaͤrungsart einzulassen, dem Zufalle zuschreiben kann. Daß Hr. Goekingk den Rath Bertuch vermoͤge seines feinen selbst nach einem zwanzigjaͤhrigen haͤufigen Gebrauch des Schnupftobacks nicht verdorbenen Geruchs von ferne gewittert habe, kommt mir um so weniger wahrscheinlich vor, da er ein andermal mit Bertuch an einem Tische sitzt, und seiner im mindesten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787/19
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787/19>, abgerufen am 19.04.2024.