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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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er triebe Leichtfertigkeit. Wenn ihn seine Raserei überfiel, so fieng er an zu lachen und mit sich selbst zu sprechen, fieng an, sich mit einem Stück Holz oder Axt zu schlagen, und so ein Anfall dauerte oft zwey bis drey Tage, in welchem Zeitraum er sich auch zur Nachtzeit mit einem Knittel heftig zerschlug, ja sein Wahnsinn gieng öfters so weit, daß er mit seinem Messer sich die Brust aufritzte und mit einer stumpfen Axt auf den Unterleib hauete, wobei er sagte, ich wünschte, daß ich mich in kleine Stücken zerhauen könnte, ich wollte mir die Därme selbst herausziehen, denn aus den Stücken würde doch wieder ein Ganzes, ich habe schon einstens in der Erde todt gelegen und bin doch wieder aufgestanden.

Unter seine närrischen Aufführungen gehört folgendes: Er band seine männliche Schaam in eine Schlinge zusammen, den Strick daran befestigte er an einem Baumast dergestalt, daß sie in dieser Lage von dem Stricke durch den auffahrenden Ast ausgedehnt und zu wiederholtenmalen in die Höhe gehoben wurde, ja er hieb sich die Vorhaut mit der Axt ab, lief öfters ohne alle Kleider herum und verbrannte sich die Schaam mit Strohseilen.

Einen Hund schlachtete er, warf ihn sodann in ein mit Wasser angefülltes Loch, zehrte davon vier Wochen, obgleich die neben ihm arbeitenden Kohlbrenner es kaum vor Gestank aushalten konn-


er triebe Leichtfertigkeit. Wenn ihn seine Raserei uͤberfiel, so fieng er an zu lachen und mit sich selbst zu sprechen, fieng an, sich mit einem Stuͤck Holz oder Axt zu schlagen, und so ein Anfall dauerte oft zwey bis drey Tage, in welchem Zeitraum er sich auch zur Nachtzeit mit einem Knittel heftig zerschlug, ja sein Wahnsinn gieng oͤfters so weit, daß er mit seinem Messer sich die Brust aufritzte und mit einer stumpfen Axt auf den Unterleib hauete, wobei er sagte, ich wuͤnschte, daß ich mich in kleine Stuͤcken zerhauen koͤnnte, ich wollte mir die Daͤrme selbst herausziehen, denn aus den Stuͤcken wuͤrde doch wieder ein Ganzes, ich habe schon einstens in der Erde todt gelegen und bin doch wieder aufgestanden.

Unter seine naͤrrischen Auffuͤhrungen gehoͤrt folgendes: Er band seine maͤnnliche Schaam in eine Schlinge zusammen, den Strick daran befestigte er an einem Baumast dergestalt, daß sie in dieser Lage von dem Stricke durch den auffahrenden Ast ausgedehnt und zu wiederholtenmalen in die Hoͤhe gehoben wurde, ja er hieb sich die Vorhaut mit der Axt ab, lief oͤfters ohne alle Kleider herum und verbrannte sich die Schaam mit Strohseilen.

Einen Hund schlachtete er, warf ihn sodann in ein mit Wasser angefuͤlltes Loch, zehrte davon vier Wochen, obgleich die neben ihm arbeitenden Kohlbrenner es kaum vor Gestank aushalten konn-

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[35/0035] er triebe Leichtfertigkeit. Wenn ihn seine Raserei uͤberfiel, so fieng er an zu lachen und mit sich selbst zu sprechen, fieng an, sich mit einem Stuͤck Holz oder Axt zu schlagen, und so ein Anfall dauerte oft zwey bis drey Tage, in welchem Zeitraum er sich auch zur Nachtzeit mit einem Knittel heftig zerschlug, ja sein Wahnsinn gieng oͤfters so weit, daß er mit seinem Messer sich die Brust aufritzte und mit einer stumpfen Axt auf den Unterleib hauete, wobei er sagte, ich wuͤnschte, daß ich mich in kleine Stuͤcken zerhauen koͤnnte, ich wollte mir die Daͤrme selbst herausziehen, denn aus den Stuͤcken wuͤrde doch wieder ein Ganzes, ich habe schon einstens in der Erde todt gelegen und bin doch wieder aufgestanden. Unter seine naͤrrischen Auffuͤhrungen gehoͤrt folgendes: Er band seine maͤnnliche Schaam in eine Schlinge zusammen, den Strick daran befestigte er an einem Baumast dergestalt, daß sie in dieser Lage von dem Stricke durch den auffahrenden Ast ausgedehnt und zu wiederholtenmalen in die Hoͤhe gehoben wurde, ja er hieb sich die Vorhaut mit der Axt ab, lief oͤfters ohne alle Kleider herum und verbrannte sich die Schaam mit Strohseilen. Einen Hund schlachtete er, warf ihn sodann in ein mit Wasser angefuͤlltes Loch, zehrte davon vier Wochen, obgleich die neben ihm arbeitenden Kohlbrenner es kaum vor Gestank aushalten konn-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/35>, abgerufen am 28.03.2024.