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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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din, welche einen Schatz in ihrem Garten vermuthete, ersucht hatte, ihr einen solchen Mann zu schaffen. Sie giengen zusammen dahin, es wurde aber kein Schatz gegraben, weil M. M. verschiedene Hindernisse vorschützte; eben dadurch aber gab er dem Meister T. eine schlechte Meinung von seiner Geschicklichkeit. "Gebt euch zufrieden, sagte M. M. zum Meister T., auf dem Rückweg, ich weiß einen andern Schatz, der auf dem Kirchhof zu Neuendorf, wo wir durchpassiren müssen, liegt; die Kennzeichen sind mir bekannt; ich werde die Stelle besehen, wann wir hinkommen." -- M. M. glaubte wirklich die angegebenen Kennzeichen des Schatzes wahr befunden zu haben, hatte aber viele Mühe, den Meister T. zu überreden, die nöthigen Unkosten zum Graben herzuschießen, weil dieser ihm nicht mehr traute. Doch that ers endlich nach einigen Tagen; gieng aber nicht selbst mit, sondern ließ seine Frau und seinen Lehrjungen mitgehen, welche Spathen und andere Nothwendigkeiten tragen mußten.

M. M. versah sich mit einem Degen, um im Nothfall die Geister damit zu vertreiben, ließ die Frau allein zurückkehren, aus Besorgniß, die Gespenster möchten ihr den Hals umdrehen, und kehrte mit dem Lehrjungen im Krug ein, wo er die Mitternacht, als die eigentliche Zeit seines Geschäftes erwarten wollte. Doch sollte vorher der Beamte im Ort davon benachrichtiget werden. Mittler-


din, welche einen Schatz in ihrem Garten vermuthete, ersucht hatte, ihr einen solchen Mann zu schaffen. Sie giengen zusammen dahin, es wurde aber kein Schatz gegraben, weil M. M. verschiedene Hindernisse vorschuͤtzte; eben dadurch aber gab er dem Meister T. eine schlechte Meinung von seiner Geschicklichkeit. »Gebt euch zufrieden, sagte M. M. zum Meister T., auf dem Ruͤckweg, ich weiß einen andern Schatz, der auf dem Kirchhof zu Neuendorf, wo wir durchpassiren muͤssen, liegt; die Kennzeichen sind mir bekannt; ich werde die Stelle besehen, wann wir hinkommen.« — M. M. glaubte wirklich die angegebenen Kennzeichen des Schatzes wahr befunden zu haben, hatte aber viele Muͤhe, den Meister T. zu uͤberreden, die noͤthigen Unkosten zum Graben herzuschießen, weil dieser ihm nicht mehr traute. Doch that ers endlich nach einigen Tagen; gieng aber nicht selbst mit, sondern ließ seine Frau und seinen Lehrjungen mitgehen, welche Spathen und andere Nothwendigkeiten tragen mußten.

M. M. versah sich mit einem Degen, um im Nothfall die Geister damit zu vertreiben, ließ die Frau allein zuruͤckkehren, aus Besorgniß, die Gespenster moͤchten ihr den Hals umdrehen, und kehrte mit dem Lehrjungen im Krug ein, wo er die Mitternacht, als die eigentliche Zeit seines Geschaͤftes erwarten wollte. Doch sollte vorher der Beamte im Ort davon benachrichtiget werden. Mittler-

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[26/0026] din, welche einen Schatz in ihrem Garten vermuthete, ersucht hatte, ihr einen solchen Mann zu schaffen. Sie giengen zusammen dahin, es wurde aber kein Schatz gegraben, weil M. M. verschiedene Hindernisse vorschuͤtzte; eben dadurch aber gab er dem Meister T. eine schlechte Meinung von seiner Geschicklichkeit. »Gebt euch zufrieden, sagte M. M. zum Meister T., auf dem Ruͤckweg, ich weiß einen andern Schatz, der auf dem Kirchhof zu Neuendorf, wo wir durchpassiren muͤssen, liegt; die Kennzeichen sind mir bekannt; ich werde die Stelle besehen, wann wir hinkommen.« — M. M. glaubte wirklich die angegebenen Kennzeichen des Schatzes wahr befunden zu haben, hatte aber viele Muͤhe, den Meister T. zu uͤberreden, die noͤthigen Unkosten zum Graben herzuschießen, weil dieser ihm nicht mehr traute. Doch that ers endlich nach einigen Tagen; gieng aber nicht selbst mit, sondern ließ seine Frau und seinen Lehrjungen mitgehen, welche Spathen und andere Nothwendigkeiten tragen mußten. M. M. versah sich mit einem Degen, um im Nothfall die Geister damit zu vertreiben, ließ die Frau allein zuruͤckkehren, aus Besorgniß, die Gespenster moͤchten ihr den Hals umdrehen, und kehrte mit dem Lehrjungen im Krug ein, wo er die Mitternacht, als die eigentliche Zeit seines Geschaͤftes erwarten wollte. Doch sollte vorher der Beamte im Ort davon benachrichtiget werden. Mittler-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/26>, abgerufen am 29.03.2024.