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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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men, denn das andere Pöbel wird nur so um die Kirche geschleppt, aber den reichen, vornehmen Mann, der damals beerdiget ward, habe ich hier vor dem Altare zur ewigen Seeligkeit eingeseegnet, und der Durchlauchtigste Fürst soll auch noch hier kommen und den Kirchhof besehen.

Auch soll noch am bevorstehenden Sonntage ein feyerliches Dankfest gehalten werden, wegen des seeligen Herrn Cammerherrn v. der Lanken, und Vormittags Gott gelobt und gedankt werden, und Nachmittags können die Leute in ihren Häusern mit ihren Familien tanzen und spielen mit ihren Hausgenossen und sich lustig machen.

Also ist auch eine Sache bekannt von dem Buche des Schuster Friedrich Henning, so er betitelt hat: Reiner Krystallstrom; welches alle Gingster gelesen, und worinnen er die Priester aufs ärgste heruntermacht und schimpfet sie vor Schalksknechte, Bälge, Lügner und Mammonsknechte; allein sagt nicht der Prophet Maleachi: Die Lippen des Priesters sollen die Lehre bewahren, aber wie ist es möglich, daß die Priester die Lehre bewahren können, wenn sie auf solche Art behandelt werden.

Es ist euch doch noch wohl bekannt, wie ich vor vier Jahren an meinem Verstande verworren war, und das Blut in mir damals so in Heftigkeit gerathen war, daß ich meine eigne Glieder nicht in meiner Macht hatte, und ich euch selbst bat, daß ihr mich binden mußtet.



men, denn das andere Poͤbel wird nur so um die Kirche geschleppt, aber den reichen, vornehmen Mann, der damals beerdiget ward, habe ich hier vor dem Altare zur ewigen Seeligkeit eingeseegnet, und der Durchlauchtigste Fuͤrst soll auch noch hier kommen und den Kirchhof besehen.

Auch soll noch am bevorstehenden Sonntage ein feyerliches Dankfest gehalten werden, wegen des seeligen Herrn Cammerherrn v. der Lanken, und Vormittags Gott gelobt und gedankt werden, und Nachmittags koͤnnen die Leute in ihren Haͤusern mit ihren Familien tanzen und spielen mit ihren Hausgenossen und sich lustig machen.

Also ist auch eine Sache bekannt von dem Buche des Schuster Friedrich Henning, so er betitelt hat: Reiner Krystallstrom; welches alle Gingster gelesen, und worinnen er die Priester aufs aͤrgste heruntermacht und schimpfet sie vor Schalksknechte, Baͤlge, Luͤgner und Mammonsknechte; allein sagt nicht der Prophet Maleachi: Die Lippen des Priesters sollen die Lehre bewahren, aber wie ist es moͤglich, daß die Priester die Lehre bewahren koͤnnen, wenn sie auf solche Art behandelt werden.

Es ist euch doch noch wohl bekannt, wie ich vor vier Jahren an meinem Verstande verworren war, und das Blut in mir damals so in Heftigkeit gerathen war, daß ich meine eigne Glieder nicht in meiner Macht hatte, und ich euch selbst bat, daß ihr mich binden mußtet.


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[8/0010] men, denn das andere Poͤbel wird nur so um die Kirche geschleppt, aber den reichen, vornehmen Mann, der damals beerdiget ward, habe ich hier vor dem Altare zur ewigen Seeligkeit eingeseegnet, und der Durchlauchtigste Fuͤrst soll auch noch hier kommen und den Kirchhof besehen. Auch soll noch am bevorstehenden Sonntage ein feyerliches Dankfest gehalten werden, wegen des seeligen Herrn Cammerherrn v. der Lanken, und Vormittags Gott gelobt und gedankt werden, und Nachmittags koͤnnen die Leute in ihren Haͤusern mit ihren Familien tanzen und spielen mit ihren Hausgenossen und sich lustig machen. Also ist auch eine Sache bekannt von dem Buche des Schuster Friedrich Henning, so er betitelt hat: Reiner Krystallstrom; welches alle Gingster gelesen, und worinnen er die Priester aufs aͤrgste heruntermacht und schimpfet sie vor Schalksknechte, Baͤlge, Luͤgner und Mammonsknechte; allein sagt nicht der Prophet Maleachi: Die Lippen des Priesters sollen die Lehre bewahren, aber wie ist es moͤglich, daß die Priester die Lehre bewahren koͤnnen, wenn sie auf solche Art behandelt werden. Es ist euch doch noch wohl bekannt, wie ich vor vier Jahren an meinem Verstande verworren war, und das Blut in mir damals so in Heftigkeit gerathen war, daß ich meine eigne Glieder nicht in meiner Macht hatte, und ich euch selbst bat, daß ihr mich binden mußtet.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/10>, abgerufen am 28.03.2024.