Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


sie ist uns zuvorgekommen, und ich habe aufs neue gesehen, wie gefährlich eine Nervenkrankheit werden kann, und welch eine vorsichtige Behandlung sie verdient.

Sie sind zu sehr Philosoph, als daß ich vor Jhnen verbergen sollte, wie sie starb; ich hoffe, ich werde Jhnen dadurch einen Beitrag mehr zu Jhrer Geschichte der menschlichen Schwachheit liefern, wovon Sie eine so nützliche Sammlung besitzen.

Am Sonntage gegen 11 Uhr kam Jhrer Tante Mann aus der Kirche zurück, und fand sie in der Küche im Blute. Sie hatte sich mit einem Hackemesser die linke Hand ziemlich durchgehauen, und einige tiefe Hiebe in die Brust und Schläfe gegeben.

So hatte sie zwei Stunden gelegen, und als ich gerufen wurde, war sie schon ganz todt.

So viel ich von ihr selbst weiß, hat sie bis in ihr 25stes Jahr keine Anfälle von Krankheiten ge-


sie ist uns zuvorgekommen, und ich habe aufs neue gesehen, wie gefaͤhrlich eine Nervenkrankheit werden kann, und welch eine vorsichtige Behandlung sie verdient.

Sie sind zu sehr Philosoph, als daß ich vor Jhnen verbergen sollte, wie sie starb; ich hoffe, ich werde Jhnen dadurch einen Beitrag mehr zu Jhrer Geschichte der menschlichen Schwachheit liefern, wovon Sie eine so nuͤtzliche Sammlung besitzen.

Am Sonntage gegen 11 Uhr kam Jhrer Tante Mann aus der Kirche zuruͤck, und fand sie in der Kuͤche im Blute. Sie hatte sich mit einem Hackemesser die linke Hand ziemlich durchgehauen, und einige tiefe Hiebe in die Brust und Schlaͤfe gegeben.

So hatte sie zwei Stunden gelegen, und als ich gerufen wurde, war sie schon ganz todt.

So viel ich von ihr selbst weiß, hat sie bis in ihr 25stes Jahr keine Anfaͤlle von Krankheiten ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0032" n="32"/><lb/>
sie ist uns zuvorgekommen, und ich habe aufs neue gesehen, wie gefa&#x0364;hrlich                         eine Nervenkrankheit werden kann, und welch eine vorsichtige Behandlung sie                         verdient. </p>
            <p>Sie sind zu sehr Philosoph, als daß ich vor Jhnen verbergen sollte, wie sie                         starb; ich hoffe, ich werde Jhnen dadurch einen Beitrag mehr zu Jhrer                         Geschichte der menschlichen Schwachheit liefern, wovon Sie eine so nu&#x0364;tzliche                         Sammlung besitzen. </p>
            <p>Am Sonntage gegen 11 Uhr kam Jhrer Tante Mann aus der Kirche zuru&#x0364;ck, und fand                         sie in der Ku&#x0364;che im Blute. Sie hatte sich mit einem Hackemesser die linke                         Hand ziemlich durchgehauen, und einige tiefe Hiebe in die Brust und Schla&#x0364;fe                         gegeben. </p>
            <p>So hatte sie zwei Stunden gelegen, und als ich gerufen wurde, war sie schon                         ganz todt. </p>
            <p>So viel ich von ihr selbst weiß, hat sie bis in ihr 25stes Jahr keine Anfa&#x0364;lle                         von Krankheiten ge-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0032] sie ist uns zuvorgekommen, und ich habe aufs neue gesehen, wie gefaͤhrlich eine Nervenkrankheit werden kann, und welch eine vorsichtige Behandlung sie verdient. Sie sind zu sehr Philosoph, als daß ich vor Jhnen verbergen sollte, wie sie starb; ich hoffe, ich werde Jhnen dadurch einen Beitrag mehr zu Jhrer Geschichte der menschlichen Schwachheit liefern, wovon Sie eine so nuͤtzliche Sammlung besitzen. Am Sonntage gegen 11 Uhr kam Jhrer Tante Mann aus der Kirche zuruͤck, und fand sie in der Kuͤche im Blute. Sie hatte sich mit einem Hackemesser die linke Hand ziemlich durchgehauen, und einige tiefe Hiebe in die Brust und Schlaͤfe gegeben. So hatte sie zwei Stunden gelegen, und als ich gerufen wurde, war sie schon ganz todt. So viel ich von ihr selbst weiß, hat sie bis in ihr 25stes Jahr keine Anfaͤlle von Krankheiten ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/32
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/32>, abgerufen am 25.04.2024.