Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


ders beurtheilte, als anfänglich; und auf eine andere Art von Evacuation die Heilung gründete. Auch scheint mir die entfernte, zum Theil psychologische Ursache nicht einfach, sondern aus mehrern solchen zusammengesetzt zu seyn, wovon eine jede Nervenkrankheiten nach sich ziehen kann.

Verstellung und Betrügerei im mindesten zu vermuthen, würde hier, nach dem Urtheil aller Beobachter, eben so lächerlich als unwahr seyn.

Aber zwei Bemerkungen habe ich mehreremale Gelegenheit gehabt hiebei zu machen: einmal, wie schnell das Wunderbare sich vergrößert, auch in den Erzählungen derer, von denen man die genausten Beobachtungen erwarten sollte; sodann, wie leicht es auch bei solchen Krankheiten seyn müsse, daß ein Mensch an sich selbst irre werden könne, wenn es sich fügte, daß er selbst unwissend und mit lauter einfältigen und abergläubischen Personen umgeben wäre. Beides war hier nicht der Fall; und doch hatte ich Gelegenheit die Möglichkeit davon zu bemerken.

J. G. H. Feder.



II. Beobachtungen über Ahndungsvermögen.

Schon in meinen frühen Jahren merkte ich in mir bei gewissen oft ganz gleichgültigen Dingen,


ders beurtheilte, als anfaͤnglich; und auf eine andere Art von Evacuation die Heilung gruͤndete. Auch scheint mir die entfernte, zum Theil psychologische Ursache nicht einfach, sondern aus mehrern solchen zusammengesetzt zu seyn, wovon eine jede Nervenkrankheiten nach sich ziehen kann.

Verstellung und Betruͤgerei im mindesten zu vermuthen, wuͤrde hier, nach dem Urtheil aller Beobachter, eben so laͤcherlich als unwahr seyn.

Aber zwei Bemerkungen habe ich mehreremale Gelegenheit gehabt hiebei zu machen: einmal, wie schnell das Wunderbare sich vergroͤßert, auch in den Erzaͤhlungen derer, von denen man die genausten Beobachtungen erwarten sollte; sodann, wie leicht es auch bei solchen Krankheiten seyn muͤsse, daß ein Mensch an sich selbst irre werden koͤnne, wenn es sich fuͤgte, daß er selbst unwissend und mit lauter einfaͤltigen und aberglaͤubischen Personen umgeben waͤre. Beides war hier nicht der Fall; und doch hatte ich Gelegenheit die Moͤglichkeit davon zu bemerken.

J. G. H. Feder.



II. Beobachtungen uͤber Ahndungsvermoͤgen.

Schon in meinen fruͤhen Jahren merkte ich in mir bei gewissen oft ganz gleichguͤltigen Dingen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0099" n="99"/><lb/>
ders                         beurtheilte, als anfa&#x0364;nglich; <hi rendition="#b">und auf eine andere Art von                             Evacuation</hi> die Heilung gru&#x0364;ndete. Auch scheint mir die entfernte,                         zum Theil psychologische Ursache nicht einfach, sondern aus mehrern solchen                         zusammengesetzt zu seyn, wovon eine jede Nervenkrankheiten nach sich ziehen                         kann.</p>
              <p>Verstellung und Betru&#x0364;gerei im mindesten zu vermuthen, wu&#x0364;rde hier, nach dem                         Urtheil aller Beobachter, eben so la&#x0364;cherlich als unwahr seyn.</p>
              <p>Aber zwei Bemerkungen habe ich mehreremale Gelegenheit gehabt hiebei zu                         machen: <hi rendition="#b">einmal,</hi> wie schnell das Wunderbare sich                         vergro&#x0364;ßert, auch in den Erza&#x0364;hlungen derer, von denen man die genausten                         Beobachtungen erwarten sollte; <hi rendition="#b">sodann,</hi> wie leicht es                         auch bei solchen Krankheiten seyn mu&#x0364;sse, daß ein Mensch an sich selbst irre                         werden ko&#x0364;nne, wenn es sich fu&#x0364;gte, daß er selbst unwissend und mit lauter                         einfa&#x0364;ltigen und abergla&#x0364;ubischen Personen umgeben wa&#x0364;re. Beides war hier nicht                         der Fall; und doch hatte ich Gelegenheit die <hi rendition="#b">Mo&#x0364;glichkeit</hi> davon zu bemerken.</p>
              <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">
                  <persName ref="#ref0157"><note type="editorial">Feder, Johann Georg Heinrich</note>J. G. H.                                 Feder.</persName>
                </hi> </p>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">II</hi>. Beobachtungen u&#x0364;ber Ahndungsvermo&#x0364;gen.</head><lb/>
            <note type="editorial">
              <bibl>
                <persName ref="#ref158"><note type="editorial"/>Zimmermann, Friedrich Albert</persName>
              </bibl>
            </note>
            <p>Schon in meinen fru&#x0364;hen Jahren merkte ich in mir bei gewissen                         oft ganz gleichgu&#x0364;ltigen Dingen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0099] ders beurtheilte, als anfaͤnglich; und auf eine andere Art von Evacuation die Heilung gruͤndete. Auch scheint mir die entfernte, zum Theil psychologische Ursache nicht einfach, sondern aus mehrern solchen zusammengesetzt zu seyn, wovon eine jede Nervenkrankheiten nach sich ziehen kann. Verstellung und Betruͤgerei im mindesten zu vermuthen, wuͤrde hier, nach dem Urtheil aller Beobachter, eben so laͤcherlich als unwahr seyn. Aber zwei Bemerkungen habe ich mehreremale Gelegenheit gehabt hiebei zu machen: einmal, wie schnell das Wunderbare sich vergroͤßert, auch in den Erzaͤhlungen derer, von denen man die genausten Beobachtungen erwarten sollte; sodann, wie leicht es auch bei solchen Krankheiten seyn muͤsse, daß ein Mensch an sich selbst irre werden koͤnne, wenn es sich fuͤgte, daß er selbst unwissend und mit lauter einfaͤltigen und aberglaͤubischen Personen umgeben waͤre. Beides war hier nicht der Fall; und doch hatte ich Gelegenheit die Moͤglichkeit davon zu bemerken. J. G. H. Feder. II. Beobachtungen uͤber Ahndungsvermoͤgen. Schon in meinen fruͤhen Jahren merkte ich in mir bei gewissen oft ganz gleichguͤltigen Dingen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/99
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/99>, abgerufen am 19.04.2024.