Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


Kleidern behangene hölzerne Maschine die That nochmals zu Gemüthe geführet wurde.

Da er aber bei diesen Vorstellungen noch immer drauf hinwies, daß der Messerkerl schon sehr weit von ihm gewesen, und er ihn verfolgen müssen, so wurde ihm ein ausgezognes großes Seitengewehr vorgezeiget, und ihm mit nochmaliger Hinweisung auf die seine That anzeigende Gemälde gewiesen, daß er deshalb mit dem Schwerdte würde bestrafet werden: worauf er sich demüthigend stellte, vor seine Brust schlug, die Kniee beugte, auch gegen den Himmel wieß, dabei solche Zeichen mit den Händen machte, woraus man abnehmen konnte, daß er damit Reue über die begangne That bezeugen, und dabei versprechen wollte, daß er solche nicht weiter verüben wolle.



VI. Bemerkungen über das vorhergehende Bekenntniß vom Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag*). (Aus einem damaligen Gutachten desselben über diesen Vorfall.)

Ew. Hochedelgebohren haben die Geneigtheit gehabt und mir Gelegenheit gegeben, unter dem Bei-

*) Dieser Aufsatz des Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag scheint mir äusserst merkwürdig, und eine wichtige Parallel zu den Aufsätzen über taube und stumme Personen im ersten Bande dieses Magazins zu seyn, indem eine Geschichte der andern immer mehr Licht giebt. Jm 3 ten Stück des 1 sten Bandes dieses Magazins pag. 76. u.s.w. finden sich ähnliche Beobachtungen über einen Taub- und Stummgebohrnen, der in Ansehung der Religionsbegriffe, eben so viel Kenntnisse, als dieser Brüning, besaß, ohne daß er je hätte hören können. Ferner kann auch die Geschichte eines taub- und stummgebohrnen Frauenzimmers in eben dem Stück pag. 82. hiermit verglichen werden. M.


Kleidern behangene hoͤlzerne Maschine die That nochmals zu Gemuͤthe gefuͤhret wurde.

Da er aber bei diesen Vorstellungen noch immer drauf hinwies, daß der Messerkerl schon sehr weit von ihm gewesen, und er ihn verfolgen muͤssen, so wurde ihm ein ausgezognes großes Seitengewehr vorgezeiget, und ihm mit nochmaliger Hinweisung auf die seine That anzeigende Gemaͤlde gewiesen, daß er deshalb mit dem Schwerdte wuͤrde bestrafet werden: worauf er sich demuͤthigend stellte, vor seine Brust schlug, die Kniee beugte, auch gegen den Himmel wieß, dabei solche Zeichen mit den Haͤnden machte, woraus man abnehmen konnte, daß er damit Reue uͤber die begangne That bezeugen, und dabei versprechen wollte, daß er solche nicht weiter veruͤben wolle.



VI. Bemerkungen uͤber das vorhergehende Bekenntniß vom Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag*). (Aus einem damaligen Gutachten desselben uͤber diesen Vorfall.)

Ew. Hochedelgebohren haben die Geneigtheit gehabt und mir Gelegenheit gegeben, unter dem Bei-

*) Dieser Aufsatz des Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag scheint mir aͤusserst merkwuͤrdig, und eine wichtige Parallel zu den Aufsaͤtzen uͤber taube und stumme Personen im ersten Bande dieses Magazins zu seyn, indem eine Geschichte der andern immer mehr Licht giebt. Jm 3 ten Stuͤck des 1 sten Bandes dieses Magazins pag. 76. u.s.w. finden sich aͤhnliche Beobachtungen uͤber einen Taub- und Stummgebohrnen, der in Ansehung der Religionsbegriffe, eben so viel Kenntnisse, als dieser Bruͤning, besaß, ohne daß er je haͤtte hoͤren koͤnnen. Ferner kann auch die Geschichte eines taub- und stummgebohrnen Frauenzimmers in eben dem Stuͤck pag. 82. hiermit verglichen werden. M.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0050" n="50"/><lb/>
Kleidern behangene                         ho&#x0364;lzerne Maschine die That nochmals zu Gemu&#x0364;the gefu&#x0364;hret wurde.</p>
            <p>Da er aber bei diesen Vorstellungen noch immer drauf hinwies, daß der                         Messerkerl schon sehr weit von ihm gewesen, und er ihn verfolgen mu&#x0364;ssen, so                         wurde ihm ein ausgezognes großes Seitengewehr vorgezeiget, und ihm mit                         nochmaliger Hinweisung auf die seine That anzeigende Gema&#x0364;lde gewiesen, daß                         er deshalb mit dem Schwerdte wu&#x0364;rde bestrafet werden: worauf er sich                         demu&#x0364;thigend stellte, vor seine Brust schlug, die Kniee beugte, auch gegen                         den Himmel wieß, dabei solche Zeichen mit den Ha&#x0364;nden machte, woraus man                         abnehmen konnte, daß er damit Reue u&#x0364;ber die begangne That bezeugen, und                         dabei versprechen wollte, daß er solche nicht weiter veru&#x0364;ben wolle.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">VI</hi>. Bemerkungen u&#x0364;ber das vorhergehende Bekenntniß vom Herrn Oberkonsistorialrath                             <persName ref="#ref0137"><note type="editorial">Silberschlag, Johann Esaias</note>Silberschlag</persName>*)<note place="foot"><p>*) Dieser Aufsatz des Herrn                                 Oberkonsistorialrath <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0137"><note type="editorial">Silberschlag, Johann Esaias</note>Silberschlag</persName></hi> scheint mir a&#x0364;usserst                                 merkwu&#x0364;rdig, und eine wichtige Parallel zu den Aufsa&#x0364;tzen u&#x0364;ber taube                                 und stumme Personen im ersten Bande dieses Magazins zu seyn, indem                                 eine Geschichte der andern immer mehr Licht giebt.</p><p>Jm 3 ten Stu&#x0364;ck des 1 sten Bandes dieses Magazins pag. 76. u.s.w.                                 finden sich a&#x0364;hnliche Beobachtungen u&#x0364;ber einen Taub- und                                 Stummgebohrnen, der in Ansehung der Religionsbegriffe, eben so viel                                 Kenntnisse, als dieser <hi rendition="#b">Bru&#x0364;ning</hi>, besaß, ohne                                 daß er je ha&#x0364;tte ho&#x0364;ren ko&#x0364;nnen.</p><p>Ferner kann auch die Geschichte eines taub- und stummgebohrnen                                 Frauenzimmers in eben dem Stu&#x0364;ck pag. 82. hiermit verglichen                                 werden.</p><p rendition="#right"><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0001"><note type="editorial">Moritz, Karl Philipp</note>M.</persName></hi></p></note>.                     <note type="editorial"><bibl><persName ref="#ref137"><note type="editorial"/>Silberschlag, Johann Esaias</persName></bibl></note>                     (Aus einem damaligen Gutachten desselben u&#x0364;ber diesen Vorfall.)</head><lb/>
            <p>Ew. Hochedelgebohren haben die Geneigtheit gehabt und mir                         Gelegenheit gegeben, unter dem Bei-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0050] Kleidern behangene hoͤlzerne Maschine die That nochmals zu Gemuͤthe gefuͤhret wurde. Da er aber bei diesen Vorstellungen noch immer drauf hinwies, daß der Messerkerl schon sehr weit von ihm gewesen, und er ihn verfolgen muͤssen, so wurde ihm ein ausgezognes großes Seitengewehr vorgezeiget, und ihm mit nochmaliger Hinweisung auf die seine That anzeigende Gemaͤlde gewiesen, daß er deshalb mit dem Schwerdte wuͤrde bestrafet werden: worauf er sich demuͤthigend stellte, vor seine Brust schlug, die Kniee beugte, auch gegen den Himmel wieß, dabei solche Zeichen mit den Haͤnden machte, woraus man abnehmen konnte, daß er damit Reue uͤber die begangne That bezeugen, und dabei versprechen wollte, daß er solche nicht weiter veruͤben wolle. VI. Bemerkungen uͤber das vorhergehende Bekenntniß vom Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag*) . (Aus einem damaligen Gutachten desselben uͤber diesen Vorfall.) Ew. Hochedelgebohren haben die Geneigtheit gehabt und mir Gelegenheit gegeben, unter dem Bei- *) Dieser Aufsatz des Herrn Oberkonsistorialrath Silberschlag scheint mir aͤusserst merkwuͤrdig, und eine wichtige Parallel zu den Aufsaͤtzen uͤber taube und stumme Personen im ersten Bande dieses Magazins zu seyn, indem eine Geschichte der andern immer mehr Licht giebt. Jm 3 ten Stuͤck des 1 sten Bandes dieses Magazins pag. 76. u.s.w. finden sich aͤhnliche Beobachtungen uͤber einen Taub- und Stummgebohrnen, der in Ansehung der Religionsbegriffe, eben so viel Kenntnisse, als dieser Bruͤning, besaß, ohne daß er je haͤtte hoͤren koͤnnen. Ferner kann auch die Geschichte eines taub- und stummgebohrnen Frauenzimmers in eben dem Stuͤck pag. 82. hiermit verglichen werden. M.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/50
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/50>, abgerufen am 29.03.2024.