Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


angeschlossen gewesen, und mit Wasser und Brod gespeiset worden.

Alle diese Beschreibungen machte der Arrestant so deutlich und überzeugend, daß gar keine Zweideutigkeit übrig blieb.

Da man ihm begreiflich zu machen suchte, wie er deshalb, daß der Ermordete ihm, seinem Vorgeben nach, etwas entwendet, demselben nicht hätte den Hals abschneiden, sondern Hülfe bei den Gerichten suchen sollen, gab er auch hier zu erkennen, daß er den Sinn dieser Vorstellung einsehe, und zur Entschuldigung gab er nicht nur durch Mienen und Zeichen zu verstehen, daß der Messerkerl schon sehr weit von ihm weggewesen, sondern mahlte auch auf dem Tische in weiter Entfernung von sich den Messerkerl ab, und wie er denselben durch große Schritte wieder einholen müssen: woraus man den Schluß machte, wie er sich damit entschuldigen wolle, daß er nicht Zeit gehabt haben würde, anderwärts Hülfe zu suchen.

Jm Betreff der Frage: ob ihm bekannt, daß er wegen der begangenen Mordthat Strafe verdienet? und was für Strafe? stehet folgendes im Protecoll:

Der Sinn dieser Frage konnte ihm wohl nicht anders als dadurch begreiflich gemacht werden, daß ihm mit Hinweisung auf des Entleibten gemahlte Figur, als auch auf die mit dessen


angeschlossen gewesen, und mit Wasser und Brod gespeiset worden.

Alle diese Beschreibungen machte der Arrestant so deutlich und uͤberzeugend, daß gar keine Zweideutigkeit uͤbrig blieb.

Da man ihm begreiflich zu machen suchte, wie er deshalb, daß der Ermordete ihm, seinem Vorgeben nach, etwas entwendet, demselben nicht haͤtte den Hals abschneiden, sondern Huͤlfe bei den Gerichten suchen sollen, gab er auch hier zu erkennen, daß er den Sinn dieser Vorstellung einsehe, und zur Entschuldigung gab er nicht nur durch Mienen und Zeichen zu verstehen, daß der Messerkerl schon sehr weit von ihm weggewesen, sondern mahlte auch auf dem Tische in weiter Entfernung von sich den Messerkerl ab, und wie er denselben durch große Schritte wieder einholen muͤssen: woraus man den Schluß machte, wie er sich damit entschuldigen wolle, daß er nicht Zeit gehabt haben wuͤrde, anderwaͤrts Huͤlfe zu suchen.

Jm Betreff der Frage: ob ihm bekannt, daß er wegen der begangenen Mordthat Strafe verdienet? und was fuͤr Strafe? stehet folgendes im Protecoll:

Der Sinn dieser Frage konnte ihm wohl nicht anders als dadurch begreiflich gemacht werden, daß ihm mit Hinweisung auf des Entleibten gemahlte Figur, als auch auf die mit dessen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0049" n="49"/><lb/>
angeschlossen gewesen, und mit Wasser                         und Brod gespeiset worden.</p>
            <p>Alle diese Beschreibungen machte der Arrestant so deutlich und u&#x0364;berzeugend,                         daß gar keine Zweideutigkeit u&#x0364;brig blieb.</p>
            <p>Da man ihm begreiflich zu machen suchte, wie er deshalb, daß der Ermordete                         ihm, seinem Vorgeben nach, etwas entwendet, demselben nicht ha&#x0364;tte den Hals                         abschneiden, sondern Hu&#x0364;lfe bei den Gerichten suchen sollen, gab er auch hier                         zu erkennen, daß er den Sinn dieser Vorstellung einsehe, und zur                         Entschuldigung gab er nicht nur durch Mienen und Zeichen zu verstehen, daß                         der Messerkerl schon sehr weit von ihm weggewesen, sondern mahlte auch auf                         dem Tische in weiter Entfernung von sich den Messerkerl ab, und wie er                         denselben durch große Schritte wieder einholen mu&#x0364;ssen: woraus man den Schluß                         machte, wie er sich damit entschuldigen wolle, daß er nicht Zeit gehabt                         haben wu&#x0364;rde, anderwa&#x0364;rts Hu&#x0364;lfe zu suchen.</p>
            <p>Jm Betreff der Frage: ob ihm bekannt, daß er wegen der begangenen Mordthat                         Strafe verdienet? und was fu&#x0364;r Strafe? stehet folgendes im Protecoll:</p>
            <p>Der Sinn dieser Frage konnte ihm wohl nicht anders als dadurch begreiflich                         gemacht werden, daß ihm mit Hinweisung auf des Entleibten gemahlte Figur,                         als auch auf die mit dessen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0049] angeschlossen gewesen, und mit Wasser und Brod gespeiset worden. Alle diese Beschreibungen machte der Arrestant so deutlich und uͤberzeugend, daß gar keine Zweideutigkeit uͤbrig blieb. Da man ihm begreiflich zu machen suchte, wie er deshalb, daß der Ermordete ihm, seinem Vorgeben nach, etwas entwendet, demselben nicht haͤtte den Hals abschneiden, sondern Huͤlfe bei den Gerichten suchen sollen, gab er auch hier zu erkennen, daß er den Sinn dieser Vorstellung einsehe, und zur Entschuldigung gab er nicht nur durch Mienen und Zeichen zu verstehen, daß der Messerkerl schon sehr weit von ihm weggewesen, sondern mahlte auch auf dem Tische in weiter Entfernung von sich den Messerkerl ab, und wie er denselben durch große Schritte wieder einholen muͤssen: woraus man den Schluß machte, wie er sich damit entschuldigen wolle, daß er nicht Zeit gehabt haben wuͤrde, anderwaͤrts Huͤlfe zu suchen. Jm Betreff der Frage: ob ihm bekannt, daß er wegen der begangenen Mordthat Strafe verdienet? und was fuͤr Strafe? stehet folgendes im Protecoll: Der Sinn dieser Frage konnte ihm wohl nicht anders als dadurch begreiflich gemacht werden, daß ihm mit Hinweisung auf des Entleibten gemahlte Figur, als auch auf die mit dessen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/49
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/49>, abgerufen am 20.04.2024.