Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite


mit großem Geschrei verfolgt. Die vier Präceptoren standen in der Ferne und sahen zu, und giengen, als die Schlacht vorbei war, ganz ruhig hinter ihrem Haufen her.*) Jch folgte meinem Cötus; kaum aber hatten sie mich erblickt, so hörte ich ein verwirrtes Murmeln und Schimpfen. Jch wußte noch nicht, daß dieß mir galt. Endlich kam der große N..oldi auf mich los von der Seite und gab mir einen empfindlichen Schlag auf den Kopf. Verfluchte Memme, schrie er, deinetwegen ist der ganze Streit, und du läufst davon! -- Jch glaube nicht, daß ich ihm etwas antwortete, ich drehte mich aber um, und trat das große Ungeheuer, daß er zur Erde stürzte, drehte ihm seinen großen Knüppel aus der Faust, und vergalt ihm den Schlag so reichlich, daß ich selbst glaube, ich habe ihm zuviel gethan. Jch sprang auf, und machte mich auf die blutigste Scene gefaßt; aber es wagte sich keiner mehr an mich. Wirklich weiß ich nicht, was mir immer so glücklich durchhilft; es wäre dieser Menge ein Kleines gewesen, mich zu mißhandeln, und doch kam keiner, selbst auf mein wiederholtes Fodern, nicht. Endlich schrie einer, ich sollte mich vertheidigen, warum ich der Klasse nicht beigestanden? -- Kleinsekunda hätte mich heraushaben wollen, und sie hätten sich für mich geschlagen. Jch bedauerte, daß sie das gethan hät-

*) Dieß war auch das Beste, was sie thun konnten, denn ihre Gewalt geht nicht weiter.


mit großem Geschrei verfolgt. Die vier Praͤceptoren standen in der Ferne und sahen zu, und giengen, als die Schlacht vorbei war, ganz ruhig hinter ihrem Haufen her.*) Jch folgte meinem Coͤtus; kaum aber hatten sie mich erblickt, so hoͤrte ich ein verwirrtes Murmeln und Schimpfen. Jch wußte noch nicht, daß dieß mir galt. Endlich kam der große N..oldi auf mich los von der Seite und gab mir einen empfindlichen Schlag auf den Kopf. Verfluchte Memme, schrie er, deinetwegen ist der ganze Streit, und du laͤufst davon! ― Jch glaube nicht, daß ich ihm etwas antwortete, ich drehte mich aber um, und trat das große Ungeheuer, daß er zur Erde stuͤrzte, drehte ihm seinen großen Knuͤppel aus der Faust, und vergalt ihm den Schlag so reichlich, daß ich selbst glaube, ich habe ihm zuviel gethan. Jch sprang auf, und machte mich auf die blutigste Scene gefaßt; aber es wagte sich keiner mehr an mich. Wirklich weiß ich nicht, was mir immer so gluͤcklich durchhilft; es waͤre dieser Menge ein Kleines gewesen, mich zu mißhandeln, und doch kam keiner, selbst auf mein wiederholtes Fodern, nicht. Endlich schrie einer, ich sollte mich vertheidigen, warum ich der Klasse nicht beigestanden? ― Kleinsekunda haͤtte mich heraushaben wollen, und sie haͤtten sich fuͤr mich geschlagen. Jch bedauerte, daß sie das gethan haͤt-

*) Dieß war auch das Beste, was sie thun konnten, denn ihre Gewalt geht nicht weiter.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0024" n="20"/><lb/>
mit großem Geschrei verfolgt. Die vier                         Pra&#x0364;ceptoren standen in der Ferne und sahen zu, und giengen, als die Schlacht                         vorbei war, ganz ruhig hinter ihrem Haufen her.*)<note place="foot"><p>*) Dieß war auch das Beste, was sie thun konnten, denn ihre Gewalt                                 geht nicht weiter.</p></note> Jch folgte meinem Co&#x0364;tus; kaum aber                         hatten sie mich erblickt, so ho&#x0364;rte ich ein verwirrtes Murmeln und Schimpfen.                         Jch wußte noch nicht, daß dieß mir galt. Endlich kam der große N..oldi auf                         mich los von der Seite und gab mir einen empfindlichen Schlag auf den Kopf.                         Verfluchte Memme, schrie er, deinetwegen ist der ganze Streit, und du la&#x0364;ufst                         davon! &#x2015; Jch glaube nicht, daß ich ihm etwas antwortete, ich drehte mich                         aber um, und trat das große Ungeheuer, daß er zur Erde stu&#x0364;rzte, drehte ihm                         seinen großen Knu&#x0364;ppel aus der Faust, und vergalt ihm den Schlag so                         reichlich, daß ich selbst glaube, ich habe ihm zuviel gethan. Jch sprang                         auf, und machte mich auf die blutigste Scene gefaßt; aber es wagte sich                         keiner mehr an mich. Wirklich weiß ich nicht, was mir immer so glu&#x0364;cklich                         durchhilft; es wa&#x0364;re dieser Menge ein Kleines gewesen, mich zu mißhandeln,                         und doch kam keiner, selbst auf mein wiederholtes Fodern, nicht. Endlich                         schrie einer, ich sollte mich vertheidigen, warum ich der Klasse nicht                         beigestanden? &#x2015; Kleinsekunda ha&#x0364;tte mich heraushaben wollen, und sie ha&#x0364;tten                         sich fu&#x0364;r mich geschlagen. Jch bedauerte, daß sie das gethan ha&#x0364;t-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0024] mit großem Geschrei verfolgt. Die vier Praͤceptoren standen in der Ferne und sahen zu, und giengen, als die Schlacht vorbei war, ganz ruhig hinter ihrem Haufen her.*) Jch folgte meinem Coͤtus; kaum aber hatten sie mich erblickt, so hoͤrte ich ein verwirrtes Murmeln und Schimpfen. Jch wußte noch nicht, daß dieß mir galt. Endlich kam der große N..oldi auf mich los von der Seite und gab mir einen empfindlichen Schlag auf den Kopf. Verfluchte Memme, schrie er, deinetwegen ist der ganze Streit, und du laͤufst davon! ― Jch glaube nicht, daß ich ihm etwas antwortete, ich drehte mich aber um, und trat das große Ungeheuer, daß er zur Erde stuͤrzte, drehte ihm seinen großen Knuͤppel aus der Faust, und vergalt ihm den Schlag so reichlich, daß ich selbst glaube, ich habe ihm zuviel gethan. Jch sprang auf, und machte mich auf die blutigste Scene gefaßt; aber es wagte sich keiner mehr an mich. Wirklich weiß ich nicht, was mir immer so gluͤcklich durchhilft; es waͤre dieser Menge ein Kleines gewesen, mich zu mißhandeln, und doch kam keiner, selbst auf mein wiederholtes Fodern, nicht. Endlich schrie einer, ich sollte mich vertheidigen, warum ich der Klasse nicht beigestanden? ― Kleinsekunda haͤtte mich heraushaben wollen, und sie haͤtten sich fuͤr mich geschlagen. Jch bedauerte, daß sie das gethan haͤt- *) Dieß war auch das Beste, was sie thun konnten, denn ihre Gewalt geht nicht weiter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/24
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/24>, abgerufen am 23.04.2024.