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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

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Form subsumiren soll? und finde, daß das denken die zur Hervorbringung des Gedachten zureichende Wirkung des Denkens bedeutet, so daß das Gedachte selbst als ein durch die Wirkung hervorgebrachter Zustand des Subjekts angesehn wird; das Dünken aber, die zur Hervorbringung des Gedachten unzureichende Wirkung des Denkens bedeutet, und in so fern ein Leiden in sich einschließt, daher ich mich im ersten Falle der Ersten, und im Lezten der leztern Form bediene, so habe ich diese Sätze in psychologischer Rücksicht betrachtet. Eben so ist es, wenn ich in: ich denke das Jch als Ursache und das Denken als Wirkung betrachte, so wird freilich die Form von Ursache und Wirkung in beiden Sätzen gebraucht, daß aber in dem einen Satze das Wirken, im andern aber das Leiden ausgedrückt wird, muß dennoch aus dem Vorerwähnten Grunde psychologisch erklärt werden u. dergl.

Jn Ansehung der unpersönlichen Zeitwörter sagt mein Freund der Verfasser dieses Aufsatzes (Seite 94) "Jhren Namen haben sie natürlicherweise daher erhalten, weil man sich unter denselben eine bloße Veränderung ohne eine handelnde Person (nach dieser Bestimmung müßten auch die mehrsten Verba, die sich zwar auf eine wirkende Ursache, aber nicht auf eine handelnde Person beziehen, (wie z.B. das Feuer schmilzt das Wachs u. dergl.) Jmpersonale heißen. Es müßte also


Form subsumiren soll? und finde, daß das denken die zur Hervorbringung des Gedachten zureichende Wirkung des Denkens bedeutet, so daß das Gedachte selbst als ein durch die Wirkung hervorgebrachter Zustand des Subjekts angesehn wird; das Duͤnken aber, die zur Hervorbringung des Gedachten unzureichende Wirkung des Denkens bedeutet, und in so fern ein Leiden in sich einschließt, daher ich mich im ersten Falle der Ersten, und im Lezten der leztern Form bediene, so habe ich diese Saͤtze in psychologischer Ruͤcksicht betrachtet. Eben so ist es, wenn ich in: ich denke das Jch als Ursache und das Denken als Wirkung betrachte, so wird freilich die Form von Ursache und Wirkung in beiden Saͤtzen gebraucht, daß aber in dem einen Satze das Wirken, im andern aber das Leiden ausgedruͤckt wird, muß dennoch aus dem Vorerwaͤhnten Grunde psychologisch erklaͤrt werden u. dergl.

Jn Ansehung der unpersoͤnlichen Zeitwoͤrter sagt mein Freund der Verfasser dieses Aufsatzes (Seite 94) »Jhren Namen haben sie natuͤrlicherweise daher erhalten, weil man sich unter denselben eine bloße Veraͤnderung ohne eine handelnde Person (nach dieser Bestimmung muͤßten auch die mehrsten Verba, die sich zwar auf eine wirkende Ursache, aber nicht auf eine handelnde Person beziehen, (wie z.B. das Feuer schmilzt das Wachs u. dergl.) Jmpersonale heißen. Es muͤßte also

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[12/0014] Form subsumiren soll? und finde, daß das denken die zur Hervorbringung des Gedachten zureichende Wirkung des Denkens bedeutet, so daß das Gedachte selbst als ein durch die Wirkung hervorgebrachter Zustand des Subjekts angesehn wird; das Duͤnken aber, die zur Hervorbringung des Gedachten unzureichende Wirkung des Denkens bedeutet, und in so fern ein Leiden in sich einschließt, daher ich mich im ersten Falle der Ersten, und im Lezten der leztern Form bediene, so habe ich diese Saͤtze in psychologischer Ruͤcksicht betrachtet. Eben so ist es, wenn ich in: ich denke das Jch als Ursache und das Denken als Wirkung betrachte, so wird freilich die Form von Ursache und Wirkung in beiden Saͤtzen gebraucht, daß aber in dem einen Satze das Wirken, im andern aber das Leiden ausgedruͤckt wird, muß dennoch aus dem Vorerwaͤhnten Grunde psychologisch erklaͤrt werden u. dergl. Jn Ansehung der unpersoͤnlichen Zeitwoͤrter sagt mein Freund der Verfasser dieses Aufsatzes (Seite 94) »Jhren Namen haben sie natuͤrlicherweise daher erhalten, weil man sich unter denselben eine bloße Veraͤnderung ohne eine handelnde Person (nach dieser Bestimmung muͤßten auch die mehrsten Verba, die sich zwar auf eine wirkende Ursache, aber nicht auf eine handelnde Person beziehen, (wie z.B. das Feuer schmilzt das Wachs u. dergl.) Jmpersonale heißen. Es muͤßte also

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/14>, abgerufen am 25.04.2024.