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Morgenstern, Lina: Ein offenes Wort über das medizinische Studium der Frauen an Herrn Prof. Dr. W. Waldeyer. Berlin, 1888.

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wieder das Familienleben und eine edle Geselligkeit zur Geltung22.786
kommen werden.22.787

Gerade die Ärztin wird beitragen, die Mädchen und Frauen22.788
keusch und gesund zu erhalten.22.789

Gesundheit und Sittlichkeit sind die Wurzeln der guten Ehe.22.790
Die Ehe ist der Grundstock der Familie und des Staates; in der22.791
Familie ist Gesundheits- und Krankenpflege, von der alle 22.792
Leistungsfähigkeit abhängt, in die Hände der Frauen gegeben, ebenso wie die22.793
Pflege der Sittlichkeit. Durch die Entziehung des ärztlichen 22.794
Studiums für Frauen werden die Grundbedingungen der Sittlichkeit22.795
und Gesundheit in Tausenden von Familien untergraben.22.796

Wir bitten um Berufsfreiheit wie für Deutschlands Söhne22.797
auch für Deutschlands Töchter zur Wahl des medizinischen Studiums22.798
mit gleichen Pflichten und gleichen Rechten.22.799

Wir bitten um Gerechtigkeit für die Schwächeren, die sich ihren22.800
Platz erst im Leben erkämpfen müssen, der seit Jahrtausenden nur22.801
durch die Stärkeren bestimmt wurde!22.802

Wie weit die Kraft und Entwickelungsfähigkeit der Frau geht,22.803
kann Niemand wissen, weil Alles bisher in Gesellschaft und 22.804
Erziehung geschah, um sie zu beschneiden und abzugrenzen. So viel22.805
aber ist sicher, der Einfluß der selbstsüchtigen, ungebildeten und22.806
rechtlosen Frau auf Söhne und Töchter, in Staat und Gemeinde22.807
ist ungünstig, oft recht schädlich, während die Frau, deren Geist22.808
ausreifen, deren Gemüt sich im Strahl freier Berufswahl für das22.809
erwärmen kann, was sie befriedigt und ausfüllt, in Treue, 22.810
Wahrhaftigkeit und Liebe der Familie, wie dem Staate, dem eigenen22.811
Geschlecht, wie der ganzen Menschheit dienen und nützen wird, zum22.812
Wohle, zur Veredlung Aller.*)22.815

*) Abdruck aus der Deutschen Hausfrauenzeitung Nr. 44, 45, 46.22.813
Diese Zeitung brachte in Nr. 41, 42, 43 auch die Waldeyersche Rede.

wieder das Familienleben und eine edle Geselligkeit zur Geltung22.786
kommen werden.22.787

Gerade die Ärztin wird beitragen, die Mädchen und Frauen22.788
keusch und gesund zu erhalten.22.789

Gesundheit und Sittlichkeit sind die Wurzeln der guten Ehe.22.790
Die Ehe ist der Grundstock der Familie und des Staates; in der22.791
Familie ist Gesundheits- und Krankenpflege, von der alle 22.792
Leistungsfähigkeit abhängt, in die Hände der Frauen gegeben, ebenso wie die22.793
Pflege der Sittlichkeit. Durch die Entziehung des ärztlichen 22.794
Studiums für Frauen werden die Grundbedingungen der Sittlichkeit22.795
und Gesundheit in Tausenden von Familien untergraben.22.796

Wir bitten um Berufsfreiheit wie für Deutschlands Söhne22.797
auch für Deutschlands Töchter zur Wahl des medizinischen Studiums22.798
mit gleichen Pflichten und gleichen Rechten.22.799

Wir bitten um Gerechtigkeit für die Schwächeren, die sich ihren22.800
Platz erst im Leben erkämpfen müssen, der seit Jahrtausenden nur22.801
durch die Stärkeren bestimmt wurde!22.802

Wie weit die Kraft und Entwickelungsfähigkeit der Frau geht,22.803
kann Niemand wissen, weil Alles bisher in Gesellschaft und 22.804
Erziehung geschah, um sie zu beschneiden und abzugrenzen. So viel22.805
aber ist sicher, der Einfluß der selbstsüchtigen, ungebildeten und22.806
rechtlosen Frau auf Söhne und Töchter, in Staat und Gemeinde22.807
ist ungünstig, oft recht schädlich, während die Frau, deren Geist22.808
ausreifen, deren Gemüt sich im Strahl freier Berufswahl für das22.809
erwärmen kann, was sie befriedigt und ausfüllt, in Treue, 22.810
Wahrhaftigkeit und Liebe der Familie, wie dem Staate, dem eigenen22.811
Geschlecht, wie der ganzen Menschheit dienen und nützen wird, zum22.812
Wohle, zur Veredlung Aller.*)22.815

*) Abdruck aus der Deutschen Hausfrauenzeitung Nr. 44, 45, 46.22.813
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[22/0021] wieder das Familienleben und eine edle Geselligkeit zur Geltung 22.786 kommen werden. 22.787 Gerade die Ärztin wird beitragen, die Mädchen und Frauen 22.788 keusch und gesund zu erhalten. 22.789 Gesundheit und Sittlichkeit sind die Wurzeln der guten Ehe. 22.790 Die Ehe ist der Grundstock der Familie und des Staates; in der 22.791 Familie ist Gesundheits- und Krankenpflege, von der alle 22.792 Leistungsfähigkeit abhängt, in die Hände der Frauen gegeben, ebenso wie die 22.793 Pflege der Sittlichkeit. Durch die Entziehung des ärztlichen 22.794 Studiums für Frauen werden die Grundbedingungen der Sittlichkeit 22.795 und Gesundheit in Tausenden von Familien untergraben. 22.796 Wir bitten um Berufsfreiheit wie für Deutschlands Söhne 22.797 auch für Deutschlands Töchter zur Wahl des medizinischen Studiums 22.798 mit gleichen Pflichten und gleichen Rechten. 22.799 Wir bitten um Gerechtigkeit für die Schwächeren, die sich ihren 22.800 Platz erst im Leben erkämpfen müssen, der seit Jahrtausenden nur 22.801 durch die Stärkeren bestimmt wurde! 22.802 Wie weit die Kraft und Entwickelungsfähigkeit der Frau geht, 22.803 kann Niemand wissen, weil Alles bisher in Gesellschaft und 22.804 Erziehung geschah, um sie zu beschneiden und abzugrenzen. So viel 22.805 aber ist sicher, der Einfluß der selbstsüchtigen, ungebildeten und 22.806 rechtlosen Frau auf Söhne und Töchter, in Staat und Gemeinde 22.807 ist ungünstig, oft recht schädlich, während die Frau, deren Geist 22.808 ausreifen, deren Gemüt sich im Strahl freier Berufswahl für das 22.809 erwärmen kann, was sie befriedigt und ausfüllt, in Treue, 22.810 Wahrhaftigkeit und Liebe der Familie, wie dem Staate, dem eigenen 22.811 Geschlecht, wie der ganzen Menschheit dienen und nützen wird, zum 22.812 Wohle, zur Veredlung Aller. *) 22.815 *) Abdruck aus der Deutschen Hausfrauenzeitung Nr. 44, 45, 46. 22.813 Diese Zeitung brachte in Nr. 41, 42, 43 auch die Waldeyersche Rede.

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  • Langes s wurde als rundes s transkribiert.
  • Auflösungen des hochgestellten e über Vokalen.
  • Silbentrennungen wurden aufgelöst.



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Zitationshilfe: Morgenstern, Lina: Ein offenes Wort über das medizinische Studium der Frauen an Herrn Prof. Dr. W. Waldeyer. Berlin, 1888, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morgenstern_studium_1888/21>, abgerufen am 28.03.2024.