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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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len Dächern nur wenig Gerüste zum Trocknen unterbringen kann.
Auch müssen sie möglichst luftig sein. Es ist deshalb gut ihre lan-
gen Seiten so einzurichten, daß der West- und Ostwind durch diesel-
ben gehen (also die Giebel nach Süd und Nord). Auch dürfen der-
gleichen Gebäude, eben des starken Luftzuges wegen, keine zu große
Breite haben, weil derselbe in zu breiten Gebäuden auch besonders
bei der Aufstellung der vielen Gerüste gehindert wird. Eine Breite
von 40 Fuß bei einer Stockwerkshöhe von mindestens 7 Fuß im
Lichten und eine Gerüsthöhe von 6 Fuß ist angemessen.

Eine quadratische Grundrißform, wenn sie mehr als 40' be-
trüge, würde demnach für diese Gebäude unzweckmäßig sein, wenn sie
auch in andern Fällen zu empfehlen wäre.

Damit die Trockenschuppen willkürlich an den Seitenflächen ge-
öffnet und geschlossen werden können, um den Luftzug in seiner Ge-
walt zu haben, bringt man überall hölzerne Klappen von 6--7'
Länge und 3--31/2 Fuß Höhe an, welche nach außen öffnen und
durch Sperrhölzer offen erhalten werden.

Das langsame gleichmäßige Trocknen der Lehm-
steine im
Schatten ist Hauptsache für deren künftige Güte. Je
länger sie vor dem Gebrauche austrocknen, um so besser werden sie.
Jm Alterthume waren gesetzlich hierzu zwei volle Jahre be-
stimmt,
wir verbrauchen sie oft schon nach zwei Wochen.

Deshalb brauchen wir uns aber auch nicht zu wundern, wenn
unsre Lehmbauten feucht, zum Holzschwamme hinneigend und zu-
sammendrückbar
befunden werden. Jn Aegypten besteht der
Kern vieler Pyramiden aus Lehmsteinen, und man bedenke welche
ungeheure Last die untersten Schichten, ohne zu zermalmen, zu tragen
hatten, während wir nicht im Stande sind ein gewöhnliches zwei-
stöckiges Gebäude von Lehmsteinen aufzuführen, ohne daß es sich
senkt;
woran aber lediglich der Umstand schuld ist, daß unsere Lehm-
steine nicht Zeit haben gehörig auszutrocknen, und im Jnnern mei-
stens noch naß oder wenigstens feucht sind, wenn man sie bereits
verwendet. Die Formen, deren man sich zum Streichen bedient, sind
von Holz mit Eisen beschlagen. Sie werden jedesmal von den ab-
tragenden Arbeitsleuten gereinigt und mit Sand ausgeworfen. Beim
Formen wird mit einem hölzernen Streicher naß abgestrichen.

Das Maaß der Lehmsteine richtet sich darnach, wie man
sie allein oder in Verbindung mit Ziegeln verbrauchen will. Sollen
sie gemeinschaftlich mit Ziegeln verbraucht werden, so müssen sie im
ausgetrockneten Zustande ganz dieselbe Größe haben als die ge-

len Dächern nur wenig Gerüſte zum Trocknen unterbringen kann.
Auch müſſen ſie möglichſt luftig ſein. Es iſt deshalb gut ihre lan-
gen Seiten ſo einzurichten, daß der Weſt- und Oſtwind durch dieſel-
ben gehen (alſo die Giebel nach Süd und Nord). Auch dürfen der-
gleichen Gebäude, eben des ſtarken Luftzuges wegen, keine zu große
Breite haben, weil derſelbe in zu breiten Gebäuden auch beſonders
bei der Aufſtellung der vielen Gerüſte gehindert wird. Eine Breite
von 40 Fuß bei einer Stockwerkshöhe von mindeſtens 7 Fuß im
Lichten und eine Gerüſthöhe von 6 Fuß iſt angemeſſen.

Eine quadratiſche Grundrißform, wenn ſie mehr als 40′ be-
trüge, würde demnach für dieſe Gebäude unzweckmäßig ſein, wenn ſie
auch in andern Fällen zu empfehlen wäre.

Damit die Trockenſchuppen willkürlich an den Seitenflächen ge-
öffnet und geſchloſſen werden können, um den Luftzug in ſeiner Ge-
walt zu haben, bringt man überall hölzerne Klappen von 6—7′
Länge und 3—3½ Fuß Höhe an, welche nach außen öffnen und
durch Sperrhölzer offen erhalten werden.

Das langſame gleichmäßige Trocknen der Lehm-
ſteine im
Schatten iſt Hauptſache für deren künftige Güte. Je
länger ſie vor dem Gebrauche austrocknen, um ſo beſſer werden ſie.
Jm Alterthume waren geſetzlich hierzu zwei volle Jahre be-
ſtimmt,
wir verbrauchen ſie oft ſchon nach zwei Wochen.

Deshalb brauchen wir uns aber auch nicht zu wundern, wenn
unſre Lehmbauten feucht, zum Holzſchwamme hinneigend und zu-
ſammendrückbar
befunden werden. Jn Aegypten beſteht der
Kern vieler Pyramiden aus Lehmſteinen, und man bedenke welche
ungeheure Laſt die unterſten Schichten, ohne zu zermalmen, zu tragen
hatten, während wir nicht im Stande ſind ein gewöhnliches zwei-
ſtöckiges Gebäude von Lehmſteinen aufzuführen, ohne daß es ſich
ſenkt;
woran aber lediglich der Umſtand ſchuld iſt, daß unſere Lehm-
ſteine nicht Zeit haben gehörig auszutrocknen, und im Jnnern mei-
ſtens noch naß oder wenigſtens feucht ſind, wenn man ſie bereits
verwendet. Die Formen, deren man ſich zum Streichen bedient, ſind
von Holz mit Eiſen beſchlagen. Sie werden jedesmal von den ab-
tragenden Arbeitsleuten gereinigt und mit Sand ausgeworfen. Beim
Formen wird mit einem hölzernen Streicher naß abgeſtrichen.

Das Maaß der Lehmſteine richtet ſich darnach, wie man
ſie allein oder in Verbindung mit Ziegeln verbrauchen will. Sollen
ſie gemeinſchaftlich mit Ziegeln verbraucht werden, ſo müſſen ſie im
ausgetrockneten Zuſtande ganz dieſelbe Größe haben als die ge-

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[21/0031] len Dächern nur wenig Gerüſte zum Trocknen unterbringen kann. Auch müſſen ſie möglichſt luftig ſein. Es iſt deshalb gut ihre lan- gen Seiten ſo einzurichten, daß der Weſt- und Oſtwind durch dieſel- ben gehen (alſo die Giebel nach Süd und Nord). Auch dürfen der- gleichen Gebäude, eben des ſtarken Luftzuges wegen, keine zu große Breite haben, weil derſelbe in zu breiten Gebäuden auch beſonders bei der Aufſtellung der vielen Gerüſte gehindert wird. Eine Breite von 40 Fuß bei einer Stockwerkshöhe von mindeſtens 7 Fuß im Lichten und eine Gerüſthöhe von 6 Fuß iſt angemeſſen. Eine quadratiſche Grundrißform, wenn ſie mehr als 40′ be- trüge, würde demnach für dieſe Gebäude unzweckmäßig ſein, wenn ſie auch in andern Fällen zu empfehlen wäre. Damit die Trockenſchuppen willkürlich an den Seitenflächen ge- öffnet und geſchloſſen werden können, um den Luftzug in ſeiner Ge- walt zu haben, bringt man überall hölzerne Klappen von 6—7′ Länge und 3—3½ Fuß Höhe an, welche nach außen öffnen und durch Sperrhölzer offen erhalten werden. Das langſame gleichmäßige Trocknen der Lehm- ſteine im Schatten iſt Hauptſache für deren künftige Güte. Je länger ſie vor dem Gebrauche austrocknen, um ſo beſſer werden ſie. Jm Alterthume waren geſetzlich hierzu zwei volle Jahre be- ſtimmt, wir verbrauchen ſie oft ſchon nach zwei Wochen. Deshalb brauchen wir uns aber auch nicht zu wundern, wenn unſre Lehmbauten feucht, zum Holzſchwamme hinneigend und zu- ſammendrückbar befunden werden. Jn Aegypten beſteht der Kern vieler Pyramiden aus Lehmſteinen, und man bedenke welche ungeheure Laſt die unterſten Schichten, ohne zu zermalmen, zu tragen hatten, während wir nicht im Stande ſind ein gewöhnliches zwei- ſtöckiges Gebäude von Lehmſteinen aufzuführen, ohne daß es ſich ſenkt; woran aber lediglich der Umſtand ſchuld iſt, daß unſere Lehm- ſteine nicht Zeit haben gehörig auszutrocknen, und im Jnnern mei- ſtens noch naß oder wenigſtens feucht ſind, wenn man ſie bereits verwendet. Die Formen, deren man ſich zum Streichen bedient, ſind von Holz mit Eiſen beſchlagen. Sie werden jedesmal von den ab- tragenden Arbeitsleuten gereinigt und mit Sand ausgeworfen. Beim Formen wird mit einem hölzernen Streicher naß abgeſtrichen. Das Maaß der Lehmſteine richtet ſich darnach, wie man ſie allein oder in Verbindung mit Ziegeln verbrauchen will. Sollen ſie gemeinſchaftlich mit Ziegeln verbraucht werden, ſo müſſen ſie im ausgetrockneten Zuſtande ganz dieſelbe Größe haben als die ge-

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/31>, abgerufen am 19.04.2024.