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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Noch eine Art Dachfenster wurde früher sehr häufig angewendet,
es sind die sogenannten Fledermausdachfenster. Taf. XII. Fig. 307.
ist ein dergleichen vorgestellt. Man erfand sie hauptsächlich deshalb,
um die senkrechten Seitenwände zu vermeiden. Die beste Form für
diese Fenster erhält man nach Fig. 306. auf folgende Art: Man
theile die zuvor bestimmte Fensterhöhe gf. in 5 gleiche Theile, und
trage von f. nach h., so wie von f. nach i., 14 solcher Theile, ziehe
die Linien gh. und gi. und halbire dieselben in k. und l. Auf der
Mitte von gk. errichte man den Perpendikel mn., welcher sich mit der
Verlängerung von gf. in n. schneidet, so ist n. der Mittelpunkt, aus
welchem der Bogen lgk. beschrieben wird. Nun suche man mit der-
selben Oeffnung des Zirkels die Punkte p. und q., und beschreibe
aus denselben die beiden Bogen ki. und lh., so ist hlgki. die äu-
ßere Linie des Rahmstücks.

Die Lattung muß etwas enger gelegt werden als auf den gera-
den Flächen.

Diese Art Dachfenster, abgesehen von ihrer widerlichen Form,
erfüllen ebenfalls nicht die Bedingung des Dichthaltens, welches
doch immer die erste ist; außerdem sind sie kostspieliger als blechne,
und daher ist es wohl gekommen, daß sie wenig mehr in Anwendung
sind. Jhre vordere Fläche, wo sich keine Fenster befinden, wird aus
Bohlen gebildet, zuweilen auch wie Fachwerk ausgemauert.

Kommen an einem Dache sogenannte fortlaufende Luken vor,
wie es namentlich bei Brauereien, Trockenboden und bei solchen Ge-
bäuden der Fall ist, wo man den Dachraum zugleich als Wohnungen
benutzen will, so werden die auf solchen fortlaufenden Luken befindli-
chen Pult- oder Schleppdächer ganz so behandelt, wie einzeln für sich
bestehende Dachflächen, und es gilt hierbei alles, was wir darüber frü-
her gesagt haben. Ebenfalls ist hierbei zu berücksichtigen, daß bei den
Stellen, wo die Sparren der flacher eingedeckten Luken an die steilere
Fläche des Hauptdaches anschließen, besonders vorsichtig verfahren wer-
den muß, weil eben auf diesen Punkten Wassersäcke entstehen.

Eine besondere Berücksichtigung erfordern noch die sogenannten
Dachkehlen, wo zwei geneigte Dachflächen eine Rinne bilden. Sind
die Dachsteine sehr gut und wird das Dach böhmisch eingedeckt, so
können diese Rinnen mit Dachsteinen eingedeckt werden. Besser aber
ist es an solchen Punkten eine Blechrinne zu legen, über welche von
beiden Seiten die Dachsteine übergreifend eingedeckt sind.

2) Gesimse, Ankerungen. Um die massiven Stockwerks-
mauern eines Gebäudes ihrer Höhe nach zusammenzuhalten, pflegt

Noch eine Art Dachfenſter wurde früher ſehr häufig angewendet,
es ſind die ſogenannten Fledermausdachfenſter. Taf. XII. Fig. 307.
iſt ein dergleichen vorgeſtellt. Man erfand ſie hauptſächlich deshalb,
um die ſenkrechten Seitenwände zu vermeiden. Die beſte Form für
dieſe Fenſter erhält man nach Fig. 306. auf folgende Art: Man
theile die zuvor beſtimmte Fenſterhöhe gf. in 5 gleiche Theile, und
trage von f. nach h., ſo wie von f. nach i., 14 ſolcher Theile, ziehe
die Linien gh. und gi. und halbire dieſelben in k. und l. Auf der
Mitte von gk. errichte man den Perpendikel mn., welcher ſich mit der
Verlängerung von gf. in n. ſchneidet, ſo iſt n. der Mittelpunkt, aus
welchem der Bogen lgk. beſchrieben wird. Nun ſuche man mit der-
ſelben Oeffnung des Zirkels die Punkte p. und q., und beſchreibe
aus denſelben die beiden Bogen ki. und lh., ſo iſt hlgki. die äu-
ßere Linie des Rahmſtücks.

Die Lattung muß etwas enger gelegt werden als auf den gera-
den Flächen.

Dieſe Art Dachfenſter, abgeſehen von ihrer widerlichen Form,
erfüllen ebenfalls nicht die Bedingung des Dichthaltens, welches
doch immer die erſte iſt; außerdem ſind ſie koſtſpieliger als blechne,
und daher iſt es wohl gekommen, daß ſie wenig mehr in Anwendung
ſind. Jhre vordere Fläche, wo ſich keine Fenſter befinden, wird aus
Bohlen gebildet, zuweilen auch wie Fachwerk ausgemauert.

Kommen an einem Dache ſogenannte fortlaufende Luken vor,
wie es namentlich bei Brauereien, Trockenboden und bei ſolchen Ge-
bäuden der Fall iſt, wo man den Dachraum zugleich als Wohnungen
benutzen will, ſo werden die auf ſolchen fortlaufenden Luken befindli-
chen Pult- oder Schleppdächer ganz ſo behandelt, wie einzeln für ſich
beſtehende Dachflächen, und es gilt hierbei alles, was wir darüber frü-
her geſagt haben. Ebenfalls iſt hierbei zu berückſichtigen, daß bei den
Stellen, wo die Sparren der flacher eingedeckten Luken an die ſteilere
Fläche des Hauptdaches anſchließen, beſonders vorſichtig verfahren wer-
den muß, weil eben auf dieſen Punkten Waſſerſäcke entſtehen.

Eine beſondere Berückſichtigung erfordern noch die ſogenannten
Dachkehlen, wo zwei geneigte Dachflächen eine Rinne bilden. Sind
die Dachſteine ſehr gut und wird das Dach böhmiſch eingedeckt, ſo
können dieſe Rinnen mit Dachſteinen eingedeckt werden. Beſſer aber
iſt es an ſolchen Punkten eine Blechrinne zu legen, über welche von
beiden Seiten die Dachſteine übergreifend eingedeckt ſind.

2) Geſimſe, Ankerungen. Um die maſſiven Stockwerks-
mauern eines Gebäudes ihrer Höhe nach zuſammenzuhalten, pflegt

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[280/0290] Noch eine Art Dachfenſter wurde früher ſehr häufig angewendet, es ſind die ſogenannten Fledermausdachfenſter. Taf. XII. Fig. 307. iſt ein dergleichen vorgeſtellt. Man erfand ſie hauptſächlich deshalb, um die ſenkrechten Seitenwände zu vermeiden. Die beſte Form für dieſe Fenſter erhält man nach Fig. 306. auf folgende Art: Man theile die zuvor beſtimmte Fenſterhöhe gf. in 5 gleiche Theile, und trage von f. nach h., ſo wie von f. nach i., 14 ſolcher Theile, ziehe die Linien gh. und gi. und halbire dieſelben in k. und l. Auf der Mitte von gk. errichte man den Perpendikel mn., welcher ſich mit der Verlängerung von gf. in n. ſchneidet, ſo iſt n. der Mittelpunkt, aus welchem der Bogen lgk. beſchrieben wird. Nun ſuche man mit der- ſelben Oeffnung des Zirkels die Punkte p. und q., und beſchreibe aus denſelben die beiden Bogen ki. und lh., ſo iſt hlgki. die äu- ßere Linie des Rahmſtücks. Die Lattung muß etwas enger gelegt werden als auf den gera- den Flächen. Dieſe Art Dachfenſter, abgeſehen von ihrer widerlichen Form, erfüllen ebenfalls nicht die Bedingung des Dichthaltens, welches doch immer die erſte iſt; außerdem ſind ſie koſtſpieliger als blechne, und daher iſt es wohl gekommen, daß ſie wenig mehr in Anwendung ſind. Jhre vordere Fläche, wo ſich keine Fenſter befinden, wird aus Bohlen gebildet, zuweilen auch wie Fachwerk ausgemauert. Kommen an einem Dache ſogenannte fortlaufende Luken vor, wie es namentlich bei Brauereien, Trockenboden und bei ſolchen Ge- bäuden der Fall iſt, wo man den Dachraum zugleich als Wohnungen benutzen will, ſo werden die auf ſolchen fortlaufenden Luken befindli- chen Pult- oder Schleppdächer ganz ſo behandelt, wie einzeln für ſich beſtehende Dachflächen, und es gilt hierbei alles, was wir darüber frü- her geſagt haben. Ebenfalls iſt hierbei zu berückſichtigen, daß bei den Stellen, wo die Sparren der flacher eingedeckten Luken an die ſteilere Fläche des Hauptdaches anſchließen, beſonders vorſichtig verfahren wer- den muß, weil eben auf dieſen Punkten Waſſerſäcke entſtehen. Eine beſondere Berückſichtigung erfordern noch die ſogenannten Dachkehlen, wo zwei geneigte Dachflächen eine Rinne bilden. Sind die Dachſteine ſehr gut und wird das Dach böhmiſch eingedeckt, ſo können dieſe Rinnen mit Dachſteinen eingedeckt werden. Beſſer aber iſt es an ſolchen Punkten eine Blechrinne zu legen, über welche von beiden Seiten die Dachſteine übergreifend eingedeckt ſind. 2) Geſimſe, Ankerungen. Um die maſſiven Stockwerks- mauern eines Gebäudes ihrer Höhe nach zuſammenzuhalten, pflegt

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/290>, abgerufen am 29.03.2024.