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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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dicht als möglich verstreichen, so daß kein Regen- oder Schneewasser
durchdringen kann. Bei steilen Graden werden die Hohlsteine mit
eisernen Nägeln an die Gradsparren befestigt; bei weniger steilen
Graden ist es aber hinlänglich, immer nur den dritten Hohlziegel fest-
zunageln, weil die zwischenliegenden schon durch die Kalkausfüllung
und dadurch, daß sie auf die andern Steine geschoben sind, festgehal-
ten werden.

1) Das einfache oder sogenannte Spließdach wird in
folgender Weise eingedeckt.

Die Latten werden 71/2 Zoll höchstens 8 Zoll weit von Un-
terkante zu Unterkante aufgenagelt. Bei 15 Zoll Länge der Biber-
schwänze überdecken sie sich also bei 71/2 Zoll Lattung um die Hälfte,
bei 8 Zoll etwas weniger als um die Hälfte. Die Steine werden
dabei entweder nach Taf. XII. Fig. 299. im Verbande gelegt, oder
nach Fig. 298. so, daß die Fugen aufeinander folgen. Fig. 300.
zeigt den Durchschnitt einer solchen Dachfläche. Die Fugen der Dach-
steine werden dabei mit sogenannten Spließen (Dachspänen) 3 Zoll
breit 1/6 bis 1/4 Zoll dick, von Eichen- oder fettem Kiefernholz, un-
terhalb der Steine gedeckt. Von diesen Spließen hat das Dach sei-
nen Namen.

Es kommt viel darauf an, daß diese Spließen nicht verfaulen,
wenn das Dach dicht bleiben soll. Deshalb hat man früher sie län-
gere Zeit in Mistpfützen gelegt und ausgelaugt, dann getrocknet und
aufgelegt.

Ein besseres, kürzeres und einfacheres Verfahren ist folgendes:
Man löse in einem von Brettern dicht zusammengeschlagenen Kasten
Cypervitriol (blauen Kupfervitriol) in Wasser auf, und zwar so, daß
man auf 1 Pfund Vitriol 16 Quart weiches Wasser nimmt. Jn
diese Lauge lege man die Spließen, so daß sie überall naß sind, wäh-
rend 24 bis 48 Stunden, und lasse sie dann an einem schattigen
Orte trocknen, ehe man sie auflegt.

Beiläufig gesagt kann dies Verfahren auch bei großen Bauhöl-
zern angewendet werden, um sie gegen das Verfaulen zu schützen.
Nur muß man dann auf jeden Zoll Stärke des Bauholzes 24 Stun-
den Zeit rechnen. Wenn also ein Stück Holz 8 Zoll stark wäre, so
müßte es 8 Tage lang in der Lauge liegen. Die Hölzer trocknen
sehr schnell ab wenn sie herausgenommen werden, und ist das ganze
Verfahren überhaupt weniger umständlich als man glauben sollte.

Die Spließen müssen möglichst gerade sein und eine ebene Flä-
che haben.

Menzel, der praktische Maurer. 18

dicht als möglich verſtreichen, ſo daß kein Regen- oder Schneewaſſer
durchdringen kann. Bei ſteilen Graden werden die Hohlſteine mit
eiſernen Nägeln an die Gradſparren befeſtigt; bei weniger ſteilen
Graden iſt es aber hinlänglich, immer nur den dritten Hohlziegel feſt-
zunageln, weil die zwiſchenliegenden ſchon durch die Kalkausfüllung
und dadurch, daß ſie auf die andern Steine geſchoben ſind, feſtgehal-
ten werden.

1) Das einfache oder ſogenannte Spließdach wird in
folgender Weiſe eingedeckt.

Die Latten werden 7½ Zoll höchſtens 8 Zoll weit von Un-
terkante zu Unterkante aufgenagelt. Bei 15 Zoll Länge der Biber-
ſchwänze überdecken ſie ſich alſo bei 7½ Zoll Lattung um die Hälfte,
bei 8 Zoll etwas weniger als um die Hälfte. Die Steine werden
dabei entweder nach Taf. XII. Fig. 299. im Verbande gelegt, oder
nach Fig. 298. ſo, daß die Fugen aufeinander folgen. Fig. 300.
zeigt den Durchſchnitt einer ſolchen Dachfläche. Die Fugen der Dach-
ſteine werden dabei mit ſogenannten Spließen (Dachſpänen) 3 Zoll
breit ⅙ bis ¼ Zoll dick, von Eichen- oder fettem Kiefernholz, un-
terhalb der Steine gedeckt. Von dieſen Spließen hat das Dach ſei-
nen Namen.

Es kommt viel darauf an, daß dieſe Spließen nicht verfaulen,
wenn das Dach dicht bleiben ſoll. Deshalb hat man früher ſie län-
gere Zeit in Miſtpfützen gelegt und ausgelaugt, dann getrocknet und
aufgelegt.

Ein beſſeres, kürzeres und einfacheres Verfahren iſt folgendes:
Man löſe in einem von Brettern dicht zuſammengeſchlagenen Kaſten
Cypervitriol (blauen Kupfervitriol) in Waſſer auf, und zwar ſo, daß
man auf 1 Pfund Vitriol 16 Quart weiches Waſſer nimmt. Jn
dieſe Lauge lege man die Spließen, ſo daß ſie überall naß ſind, wäh-
rend 24 bis 48 Stunden, und laſſe ſie dann an einem ſchattigen
Orte trocknen, ehe man ſie auflegt.

Beiläufig geſagt kann dies Verfahren auch bei großen Bauhöl-
zern angewendet werden, um ſie gegen das Verfaulen zu ſchützen.
Nur muß man dann auf jeden Zoll Stärke des Bauholzes 24 Stun-
den Zeit rechnen. Wenn alſo ein Stück Holz 8 Zoll ſtark wäre, ſo
müßte es 8 Tage lang in der Lauge liegen. Die Hölzer trocknen
ſehr ſchnell ab wenn ſie herausgenommen werden, und iſt das ganze
Verfahren überhaupt weniger umſtändlich als man glauben ſollte.

Die Spließen müſſen möglichſt gerade ſein und eine ebene Flä-
che haben.

Menzel, der praktiſche Maurer. 18
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[273/0283] dicht als möglich verſtreichen, ſo daß kein Regen- oder Schneewaſſer durchdringen kann. Bei ſteilen Graden werden die Hohlſteine mit eiſernen Nägeln an die Gradſparren befeſtigt; bei weniger ſteilen Graden iſt es aber hinlänglich, immer nur den dritten Hohlziegel feſt- zunageln, weil die zwiſchenliegenden ſchon durch die Kalkausfüllung und dadurch, daß ſie auf die andern Steine geſchoben ſind, feſtgehal- ten werden. 1) Das einfache oder ſogenannte Spließdach wird in folgender Weiſe eingedeckt. Die Latten werden 7½ Zoll höchſtens 8 Zoll weit von Un- terkante zu Unterkante aufgenagelt. Bei 15 Zoll Länge der Biber- ſchwänze überdecken ſie ſich alſo bei 7½ Zoll Lattung um die Hälfte, bei 8 Zoll etwas weniger als um die Hälfte. Die Steine werden dabei entweder nach Taf. XII. Fig. 299. im Verbande gelegt, oder nach Fig. 298. ſo, daß die Fugen aufeinander folgen. Fig. 300. zeigt den Durchſchnitt einer ſolchen Dachfläche. Die Fugen der Dach- ſteine werden dabei mit ſogenannten Spließen (Dachſpänen) 3 Zoll breit ⅙ bis ¼ Zoll dick, von Eichen- oder fettem Kiefernholz, un- terhalb der Steine gedeckt. Von dieſen Spließen hat das Dach ſei- nen Namen. Es kommt viel darauf an, daß dieſe Spließen nicht verfaulen, wenn das Dach dicht bleiben ſoll. Deshalb hat man früher ſie län- gere Zeit in Miſtpfützen gelegt und ausgelaugt, dann getrocknet und aufgelegt. Ein beſſeres, kürzeres und einfacheres Verfahren iſt folgendes: Man löſe in einem von Brettern dicht zuſammengeſchlagenen Kaſten Cypervitriol (blauen Kupfervitriol) in Waſſer auf, und zwar ſo, daß man auf 1 Pfund Vitriol 16 Quart weiches Waſſer nimmt. Jn dieſe Lauge lege man die Spließen, ſo daß ſie überall naß ſind, wäh- rend 24 bis 48 Stunden, und laſſe ſie dann an einem ſchattigen Orte trocknen, ehe man ſie auflegt. Beiläufig geſagt kann dies Verfahren auch bei großen Bauhöl- zern angewendet werden, um ſie gegen das Verfaulen zu ſchützen. Nur muß man dann auf jeden Zoll Stärke des Bauholzes 24 Stun- den Zeit rechnen. Wenn alſo ein Stück Holz 8 Zoll ſtark wäre, ſo müßte es 8 Tage lang in der Lauge liegen. Die Hölzer trocknen ſehr ſchnell ab wenn ſie herausgenommen werden, und iſt das ganze Verfahren überhaupt weniger umſtändlich als man glauben ſollte. Die Spließen müſſen möglichſt gerade ſein und eine ebene Flä- che haben. Menzel, der praktiſche Maurer. 18

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/283>, abgerufen am 16.04.2024.