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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Die Aufftellung dieser die Dachungen unterstützenden Gerüste
geschah immer vorerst im Jnnern des Baues, und dann wurden die
Außengerüste nachgeholt, und an den Stellen der Fensteröffnungen
mit den inneren Säulen- und Kappenhölzern mittelst sogenannter
Zangen verbunden.

Die Außengerüste erhielten eine senkrechte Bretterbemantelung,
welche nebst den unteren Theilen auch die Giebelfelder bedeckte, um
das Eindringen des Windes unter die Dachungen zu verwehren.

Das Bedecken des Baues in dieser Art mit Bretterdächern ge-
währte auch noch den Vortheil, daß frühzeitig alle Kellerge-
wölbe, und selbst die kleineren im Erdgeschosse ge-
schlossen werden konnten,
wodurch die Mauertheile in vollstän-
dige Verbindung kamen, welches bei der bedeutenden Höhe des Baues
sehr wünschenswerth war.

Ein Mehreres hierüber findet man am angezeigten Orte. Wir
wollen nur noch aufmerksam machen, wie sehr solche Schutzdächer bei
Bauten zu empfehlen sein würden, die man aus Pise, oder nach der
Prochnow'schen Methode (§. 29.) für größere Werke auszuführen ge-
dächte, wo ganz besonders Schutz gegen Regen und ununterbrochene
Arbeit das Werk außerordentlich fördern müßte. Aus ganz gleichen
Ursachen baut man in Amsterdam das Dachgerüst zuerst, in der vorge-
schriebenen Höhe, hängt es dann mit Dachsteinen ein, und führt unter
diesem Schutzdache das Gebäude nach und nach in die Höhe.

b) Fliegende Gerüste nennt man solche, welche entweder so
eingerichtet sind, daß man sie leicht zusammenschlagen, aufstellen, ab-
brechen und an einem andern beliebigen Orte aufschlagen kann, oder
vorzugsweise solche, welche aus kastenartigen Vorrichtungen bestehen,
die, an Seilen hängend, nach und nach an jeder beliebigen Stelle
eines Hauses angebracht, und nach Gefallen höher und tiefer gestellt
werden können.

Der stehenden Gerüste, wie wir sie eben beschrieben, bedient man
sich vorzugsweise bei Neubauten, der fliegenden dagegen gewöhnlich
bei Reparaturen am Aeußern der Gebäude. Das einfachste Gerüst
dieser Art besteht in folgendem, und wird namentlich bei allerlei Re-
paraturen, Abfärben der Gebäude etc. verwendet.

Aus irgend einer Oeffnung des Hauses, oder aus einem durch
Abnahme der untersten Schichten im Dache entstandenen Loche, wird
ein starker Balken herausgestreckt, welcher im Jnnern des Hauses oder
Daches gut befestigt werden muß, daß er nicht ausgleiten kann.

Vorn an dem Balken wird ein Kloben angebracht, über wel-

Die Aufftellung dieſer die Dachungen unterſtützenden Gerüſte
geſchah immer vorerſt im Jnnern des Baues, und dann wurden die
Außengerüſte nachgeholt, und an den Stellen der Fenſteröffnungen
mit den inneren Säulen- und Kappenhölzern mittelſt ſogenannter
Zangen verbunden.

Die Außengerüſte erhielten eine ſenkrechte Bretterbemantelung,
welche nebſt den unteren Theilen auch die Giebelfelder bedeckte, um
das Eindringen des Windes unter die Dachungen zu verwehren.

Das Bedecken des Baues in dieſer Art mit Bretterdächern ge-
währte auch noch den Vortheil, daß frühzeitig alle Kellerge-
wölbe, und ſelbſt die kleineren im Erdgeſchoſſe ge-
ſchloſſen werden konnten,
wodurch die Mauertheile in vollſtän-
dige Verbindung kamen, welches bei der bedeutenden Höhe des Baues
ſehr wünſchenswerth war.

Ein Mehreres hierüber findet man am angezeigten Orte. Wir
wollen nur noch aufmerkſam machen, wie ſehr ſolche Schutzdächer bei
Bauten zu empfehlen ſein würden, die man aus Piſé, oder nach der
Prochnow’ſchen Methode (§. 29.) für größere Werke auszuführen ge-
dächte, wo ganz beſonders Schutz gegen Regen und ununterbrochene
Arbeit das Werk außerordentlich fördern müßte. Aus ganz gleichen
Urſachen baut man in Amſterdam das Dachgerüſt zuerſt, in der vorge-
ſchriebenen Höhe, hängt es dann mit Dachſteinen ein, und führt unter
dieſem Schutzdache das Gebäude nach und nach in die Höhe.

b) Fliegende Gerüſte nennt man ſolche, welche entweder ſo
eingerichtet ſind, daß man ſie leicht zuſammenſchlagen, aufſtellen, ab-
brechen und an einem andern beliebigen Orte aufſchlagen kann, oder
vorzugsweiſe ſolche, welche aus kaſtenartigen Vorrichtungen beſtehen,
die, an Seilen hängend, nach und nach an jeder beliebigen Stelle
eines Hauſes angebracht, und nach Gefallen höher und tiefer geſtellt
werden können.

Der ſtehenden Gerüſte, wie wir ſie eben beſchrieben, bedient man
ſich vorzugsweiſe bei Neubauten, der fliegenden dagegen gewöhnlich
bei Reparaturen am Aeußern der Gebäude. Das einfachſte Gerüſt
dieſer Art beſteht in folgendem, und wird namentlich bei allerlei Re-
paraturen, Abfärben der Gebäude ꝛc. verwendet.

Aus irgend einer Oeffnung des Hauſes, oder aus einem durch
Abnahme der unterſten Schichten im Dache entſtandenen Loche, wird
ein ſtarker Balken herausgeſtreckt, welcher im Jnnern des Hauſes oder
Daches gut befeſtigt werden muß, daß er nicht ausgleiten kann.

Vorn an dem Balken wird ein Kloben angebracht, über wel-

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[242/0252] Die Aufftellung dieſer die Dachungen unterſtützenden Gerüſte geſchah immer vorerſt im Jnnern des Baues, und dann wurden die Außengerüſte nachgeholt, und an den Stellen der Fenſteröffnungen mit den inneren Säulen- und Kappenhölzern mittelſt ſogenannter Zangen verbunden. Die Außengerüſte erhielten eine ſenkrechte Bretterbemantelung, welche nebſt den unteren Theilen auch die Giebelfelder bedeckte, um das Eindringen des Windes unter die Dachungen zu verwehren. Das Bedecken des Baues in dieſer Art mit Bretterdächern ge- währte auch noch den Vortheil, daß frühzeitig alle Kellerge- wölbe, und ſelbſt die kleineren im Erdgeſchoſſe ge- ſchloſſen werden konnten, wodurch die Mauertheile in vollſtän- dige Verbindung kamen, welches bei der bedeutenden Höhe des Baues ſehr wünſchenswerth war. Ein Mehreres hierüber findet man am angezeigten Orte. Wir wollen nur noch aufmerkſam machen, wie ſehr ſolche Schutzdächer bei Bauten zu empfehlen ſein würden, die man aus Piſé, oder nach der Prochnow’ſchen Methode (§. 29.) für größere Werke auszuführen ge- dächte, wo ganz beſonders Schutz gegen Regen und ununterbrochene Arbeit das Werk außerordentlich fördern müßte. Aus ganz gleichen Urſachen baut man in Amſterdam das Dachgerüſt zuerſt, in der vorge- ſchriebenen Höhe, hängt es dann mit Dachſteinen ein, und führt unter dieſem Schutzdache das Gebäude nach und nach in die Höhe. b) Fliegende Gerüſte nennt man ſolche, welche entweder ſo eingerichtet ſind, daß man ſie leicht zuſammenſchlagen, aufſtellen, ab- brechen und an einem andern beliebigen Orte aufſchlagen kann, oder vorzugsweiſe ſolche, welche aus kaſtenartigen Vorrichtungen beſtehen, die, an Seilen hängend, nach und nach an jeder beliebigen Stelle eines Hauſes angebracht, und nach Gefallen höher und tiefer geſtellt werden können. Der ſtehenden Gerüſte, wie wir ſie eben beſchrieben, bedient man ſich vorzugsweiſe bei Neubauten, der fliegenden dagegen gewöhnlich bei Reparaturen am Aeußern der Gebäude. Das einfachſte Gerüſt dieſer Art beſteht in folgendem, und wird namentlich bei allerlei Re- paraturen, Abfärben der Gebäude ꝛc. verwendet. Aus irgend einer Oeffnung des Hauſes, oder aus einem durch Abnahme der unterſten Schichten im Dache entſtandenen Loche, wird ein ſtarker Balken herausgeſtreckt, welcher im Jnnern des Hauſes oder Daches gut befeſtigt werden muß, daß er nicht ausgleiten kann. Vorn an dem Balken wird ein Kloben angebracht, über wel-

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/252>, abgerufen am 16.04.2024.