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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Kreisabschnittes nach der innern Wölbungslinie ausgeschnitten ist,
und durch 2 andere starke Bretter bb. an beiden Enden unterstützt
ist, welche letztere durch die Spreitze c. auseinander gehalten werden.

Fig. 150. Ein zwei Stein starker, scheitrechter Bogen, ebenfalls
5 Fuß breit, aus keilförmig gehauenen Steinen. Der Mittelpunkt
des Bogens liegt da, wo die verlängerten Linien der Fugenschnitte
die Mittellinie der Oeffnung schneiden. Dieser Mittelpunkt muß aber
so tief liegen, daß die gehauenen Steine, wo sie am schmalsten sind,
wenigstens doch noch die Hälfte ihrer Stärke behalten.

Als Lehrgerüst dient hierzu ein wagerecht liegendes Brett aa.,
welches durch die 3 senkrecht stehenden Bohlenstücke bbb. unter-
stützt wird.

Fig. 154. stellt die Wölbung eines gedrückten, 1 Stein starken
Bogens vor, über eine 5 Fuß weite Oeffnung. Die Bogenform ist
eine Korblinie, welche aus den Mittelpunkten a. b. c. beschrieben ist.

Der aus ordinairen Brettstücken zusammengefügte Bogen dd.
wird an beiden Enden von den senkrecht gestellten Stützen ee. getragen.

Fig. 155. Ein scheitrechter, 13/4 Stein starker Bogen, über
eine 10 Fuß weite Oeffnung.

Damit derselbe nicht die ganze Last des darüber stehenden Mauer-
werks zu tragen habe, was besonders bei einer so großen Spannung
den Einsturz des Bogens nach sich ziehen würde, so ist über demsel-
ben ein flacher Bogen eingewölbt, welcher dem unteren die Last ab-
nimmt, und deswegen ein Ablastebogen genannt wird. Der Zwi-
schenraum, welchen der Ablastebogen und der scheitrechte bilden, wird
ausgemauert. Außerdem wird die Last des scheitrechten Sturzes an
dem Ablastebogen mittelst eiserner Anker bb., durch welche oben und
unten starke eiserne Splinte aa. und cc. gesteckt sind, aufgehängt, so
daß hierdurch jede Senkung des Sturzes verhindert wird.

Zum Lehrgerüste dient eine wagerecht gelegte, starke vierzöllige
Bohle dd., welche durch die 3 Stützen eee. getragen wird. Zuerst
wölbt man den scheitrechten Bogen und legt den Anker bb. gleich
mit ein. Alsdann wird der Ablastebogen gewölbt. Das Lehrgerüst
des scheitrechten Bogens bleibt so lange stehen, bis beide Bogen hin-
längliche Festigkeit durch Austrocknen erhalten haben.

Fig. 156. zeigt die Wölbung eines Spitzbogens, über eine Oeff-
nung von 14 Fuß lichter Weite. Jeder von den beiden Bogen, die
im Scheitelpunkte spitz zusammenlaufen, ist aus dem gegenüberliegen-
den Kämpferpunkte a. mit einem Halbmesser beschrieben, welcher der
lichten Bogenweite gleich ist; daher laufen auch die verlängerten Ge-

Kreisabſchnittes nach der innern Wölbungslinie ausgeſchnitten iſt,
und durch 2 andere ſtarke Bretter bb. an beiden Enden unterſtützt
iſt, welche letztere durch die Spreitze c. auseinander gehalten werden.

Fig. 150. Ein zwei Stein ſtarker, ſcheitrechter Bogen, ebenfalls
5 Fuß breit, aus keilförmig gehauenen Steinen. Der Mittelpunkt
des Bogens liegt da, wo die verlängerten Linien der Fugenſchnitte
die Mittellinie der Oeffnung ſchneiden. Dieſer Mittelpunkt muß aber
ſo tief liegen, daß die gehauenen Steine, wo ſie am ſchmalſten ſind,
wenigſtens doch noch die Hälfte ihrer Stärke behalten.

Als Lehrgerüſt dient hierzu ein wagerecht liegendes Brett aa.,
welches durch die 3 ſenkrecht ſtehenden Bohlenſtücke bbb. unter-
ſtützt wird.

Fig. 154. ſtellt die Wölbung eines gedrückten, 1 Stein ſtarken
Bogens vor, über eine 5 Fuß weite Oeffnung. Die Bogenform iſt
eine Korblinie, welche aus den Mittelpunkten a. b. c. beſchrieben iſt.

Der aus ordinairen Brettſtücken zuſammengefügte Bogen dd.
wird an beiden Enden von den ſenkrecht geſtellten Stützen ee. getragen.

Fig. 155. Ein ſcheitrechter, 1¾ Stein ſtarker Bogen, über
eine 10 Fuß weite Oeffnung.

Damit derſelbe nicht die ganze Laſt des darüber ſtehenden Mauer-
werks zu tragen habe, was beſonders bei einer ſo großen Spannung
den Einſturz des Bogens nach ſich ziehen würde, ſo iſt über demſel-
ben ein flacher Bogen eingewölbt, welcher dem unteren die Laſt ab-
nimmt, und deswegen ein Ablaſtebogen genannt wird. Der Zwi-
ſchenraum, welchen der Ablaſtebogen und der ſcheitrechte bilden, wird
ausgemauert. Außerdem wird die Laſt des ſcheitrechten Sturzes an
dem Ablaſtebogen mittelſt eiſerner Anker bb., durch welche oben und
unten ſtarke eiſerne Splinte aa. und cc. geſteckt ſind, aufgehängt, ſo
daß hierdurch jede Senkung des Sturzes verhindert wird.

Zum Lehrgerüſte dient eine wagerecht gelegte, ſtarke vierzöllige
Bohle dd., welche durch die 3 Stützen eee. getragen wird. Zuerſt
wölbt man den ſcheitrechten Bogen und legt den Anker bb. gleich
mit ein. Alsdann wird der Ablaſtebogen gewölbt. Das Lehrgerüſt
des ſcheitrechten Bogens bleibt ſo lange ſtehen, bis beide Bogen hin-
längliche Feſtigkeit durch Austrocknen erhalten haben.

Fig. 156. zeigt die Wölbung eines Spitzbogens, über eine Oeff-
nung von 14 Fuß lichter Weite. Jeder von den beiden Bogen, die
im Scheitelpunkte ſpitz zuſammenlaufen, iſt aus dem gegenüberliegen-
den Kämpferpunkte a. mit einem Halbmeſſer beſchrieben, welcher der
lichten Bogenweite gleich iſt; daher laufen auch die verlängerten Ge-

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[224/0234] Kreisabſchnittes nach der innern Wölbungslinie ausgeſchnitten iſt, und durch 2 andere ſtarke Bretter bb. an beiden Enden unterſtützt iſt, welche letztere durch die Spreitze c. auseinander gehalten werden. Fig. 150. Ein zwei Stein ſtarker, ſcheitrechter Bogen, ebenfalls 5 Fuß breit, aus keilförmig gehauenen Steinen. Der Mittelpunkt des Bogens liegt da, wo die verlängerten Linien der Fugenſchnitte die Mittellinie der Oeffnung ſchneiden. Dieſer Mittelpunkt muß aber ſo tief liegen, daß die gehauenen Steine, wo ſie am ſchmalſten ſind, wenigſtens doch noch die Hälfte ihrer Stärke behalten. Als Lehrgerüſt dient hierzu ein wagerecht liegendes Brett aa., welches durch die 3 ſenkrecht ſtehenden Bohlenſtücke bbb. unter- ſtützt wird. Fig. 154. ſtellt die Wölbung eines gedrückten, 1 Stein ſtarken Bogens vor, über eine 5 Fuß weite Oeffnung. Die Bogenform iſt eine Korblinie, welche aus den Mittelpunkten a. b. c. beſchrieben iſt. Der aus ordinairen Brettſtücken zuſammengefügte Bogen dd. wird an beiden Enden von den ſenkrecht geſtellten Stützen ee. getragen. Fig. 155. Ein ſcheitrechter, 1¾ Stein ſtarker Bogen, über eine 10 Fuß weite Oeffnung. Damit derſelbe nicht die ganze Laſt des darüber ſtehenden Mauer- werks zu tragen habe, was beſonders bei einer ſo großen Spannung den Einſturz des Bogens nach ſich ziehen würde, ſo iſt über demſel- ben ein flacher Bogen eingewölbt, welcher dem unteren die Laſt ab- nimmt, und deswegen ein Ablaſtebogen genannt wird. Der Zwi- ſchenraum, welchen der Ablaſtebogen und der ſcheitrechte bilden, wird ausgemauert. Außerdem wird die Laſt des ſcheitrechten Sturzes an dem Ablaſtebogen mittelſt eiſerner Anker bb., durch welche oben und unten ſtarke eiſerne Splinte aa. und cc. geſteckt ſind, aufgehängt, ſo daß hierdurch jede Senkung des Sturzes verhindert wird. Zum Lehrgerüſte dient eine wagerecht gelegte, ſtarke vierzöllige Bohle dd., welche durch die 3 Stützen eee. getragen wird. Zuerſt wölbt man den ſcheitrechten Bogen und legt den Anker bb. gleich mit ein. Alsdann wird der Ablaſtebogen gewölbt. Das Lehrgerüſt des ſcheitrechten Bogens bleibt ſo lange ſtehen, bis beide Bogen hin- längliche Feſtigkeit durch Austrocknen erhalten haben. Fig. 156. zeigt die Wölbung eines Spitzbogens, über eine Oeff- nung von 14 Fuß lichter Weite. Jeder von den beiden Bogen, die im Scheitelpunkte ſpitz zuſammenlaufen, iſt aus dem gegenüberliegen- den Kämpferpunkte a. mit einem Halbmeſſer beſchrieben, welcher der lichten Bogenweite gleich iſt; daher laufen auch die verlängerten Ge-

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/234>, abgerufen am 18.04.2024.