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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Höhe verlangten, wodurch in der Regel hohe Kellergeschosse entstan-
den, welche man der größeren Kosten wegen gern vermied.

Außerdem sind sie für wirthschaftliche Benutzung nicht bequem,
denn wenn auch in der Mitte eine hinlängliche Höhe vorhanden ist,
um bequem gehen und stehen zu können, so fehlt sie doch an den
Seiten, wo die Bogenlinie bis an die Erde herunterreicht, so daß man
Schränke, Fässer etc. nur mit Raumverlust unterzubringen im Stande ist.

Das Einwölben der Fensterkappen ist umständlich, die Tonnen-
gewölbe sind aber dagegen sehr dauerhaft und fest, ebenfalls feuer-
sicher, da sie selbst von herabstürzenden Gebälken nicht zerschlagen wer-
den, deshalb eignen sie sich zur Wölbung solcher Näume, worin man
werthvolle Gegenstände aufbewahren will. Wir werden aber noch
andere Gewölbearten kennen lernen, welche sich zu diesen Zwecken
eben so eignen wie die Tonnengewölbe, und dabei eine für die Raum-
benutzung bequemere Gestalt haben.

Tafel IV. Fig. 95. zeigt den halben Grundriß eines Tonnen-
gewölbes. Fig. 96. zeigt einen Querdurchschnitt in der Hälfte des
Maaßstabes nach der Linie cd. des Grundrisses. Fig. 91. zeigt den
Längendurchschnitt des Gewölbes in demselben Maaßstabe, wie der
Grundriß durch den Scheitel des Gewölbes.

Da wo Thüren und Fensteröffnungen durch das Gewölbe gehen,
müssen dieselben durch kleine Wölbungen, die man Stichkappen nennt,
bedeckt werden; dieselben kann man auf verschiedene Art einwölben.
Jn Fig. 95. ist bei l. eine solche Stichkappe gezeigt, wie sie, nach
der Maurersprache, auf den Schwalbenschwanz eingewölbt, an den
Zwischengurt oo. sich anschließt. Jn Fig. 96. ist eine solche An-
ordnung im Durchschnitt gezeigt, und zwar links für eine Thür, rechts
für eine Fensterstichkappe. Jn Fig. 100. ist eine solche Stichkappe
in größerem Maaßstabe gezeichnet.

Eine solche Stichkappe kann aber auch, wie Fig. 95. bei n.
im Grundriß und Fig. 99. im Durchschnitt gezeigt ist, gegen den
Kranz gerade eingewölbt werden. Gewöhnlich aber werden dieselben
nur so wie im Grundriß Fig. 95. und im Durchschnitt Fig. 97.
bei m. zu ersehen ist, ohne Kranz in das Hauptgewölbe eingesetzt.
Diese Art Stichkappen nennt man Ohren, und die Linien pq. qr.
wo sie mit dem Gewölbe zusammenstoßen, heißen die Grade.

Das hier dargestellte Tonnengewölbe ist nur 1/2 Stein stark
angenommen, weil es als gewöhnliches Kellergewölbe keine bedeutende
Last zu tragen hat; daher sind die Gurtbogen welche in den Fig. 91.

Höhe verlangten, wodurch in der Regel hohe Kellergeſchoſſe entſtan-
den, welche man der größeren Koſten wegen gern vermied.

Außerdem ſind ſie für wirthſchaftliche Benutzung nicht bequem,
denn wenn auch in der Mitte eine hinlängliche Höhe vorhanden iſt,
um bequem gehen und ſtehen zu können, ſo fehlt ſie doch an den
Seiten, wo die Bogenlinie bis an die Erde herunterreicht, ſo daß man
Schränke, Fäſſer ꝛc. nur mit Raumverluſt unterzubringen im Stande iſt.

Das Einwölben der Fenſterkappen iſt umſtändlich, die Tonnen-
gewölbe ſind aber dagegen ſehr dauerhaft und feſt, ebenfalls feuer-
ſicher, da ſie ſelbſt von herabſtürzenden Gebälken nicht zerſchlagen wer-
den, deshalb eignen ſie ſich zur Wölbung ſolcher Näume, worin man
werthvolle Gegenſtände aufbewahren will. Wir werden aber noch
andere Gewölbearten kennen lernen, welche ſich zu dieſen Zwecken
eben ſo eignen wie die Tonnengewölbe, und dabei eine für die Raum-
benutzung bequemere Geſtalt haben.

Tafel IV. Fig. 95. zeigt den halben Grundriß eines Tonnen-
gewölbes. Fig. 96. zeigt einen Querdurchſchnitt in der Hälfte des
Maaßſtabes nach der Linie cd. des Grundriſſes. Fig. 91. zeigt den
Längendurchſchnitt des Gewölbes in demſelben Maaßſtabe, wie der
Grundriß durch den Scheitel des Gewölbes.

Da wo Thüren und Fenſteröffnungen durch das Gewölbe gehen,
müſſen dieſelben durch kleine Wölbungen, die man Stichkappen nennt,
bedeckt werden; dieſelben kann man auf verſchiedene Art einwölben.
Jn Fig. 95. iſt bei l. eine ſolche Stichkappe gezeigt, wie ſie, nach
der Maurerſprache, auf den Schwalbenſchwanz eingewölbt, an den
Zwiſchengurt oo. ſich anſchließt. Jn Fig. 96. iſt eine ſolche An-
ordnung im Durchſchnitt gezeigt, und zwar links für eine Thür, rechts
für eine Fenſterſtichkappe. Jn Fig. 100. iſt eine ſolche Stichkappe
in größerem Maaßſtabe gezeichnet.

Eine ſolche Stichkappe kann aber auch, wie Fig. 95. bei n.
im Grundriß und Fig. 99. im Durchſchnitt gezeigt iſt, gegen den
Kranz gerade eingewölbt werden. Gewöhnlich aber werden dieſelben
nur ſo wie im Grundriß Fig. 95. und im Durchſchnitt Fig. 97.
bei m. zu erſehen iſt, ohne Kranz in das Hauptgewölbe eingeſetzt.
Dieſe Art Stichkappen nennt man Ohren, und die Linien pq. qr.
wo ſie mit dem Gewölbe zuſammenſtoßen, heißen die Grade.

Das hier dargeſtellte Tonnengewölbe iſt nur ½ Stein ſtark
angenommen, weil es als gewöhnliches Kellergewölbe keine bedeutende
Laſt zu tragen hat; daher ſind die Gurtbogen welche in den Fig. 91.

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[190/0200] Höhe verlangten, wodurch in der Regel hohe Kellergeſchoſſe entſtan- den, welche man der größeren Koſten wegen gern vermied. Außerdem ſind ſie für wirthſchaftliche Benutzung nicht bequem, denn wenn auch in der Mitte eine hinlängliche Höhe vorhanden iſt, um bequem gehen und ſtehen zu können, ſo fehlt ſie doch an den Seiten, wo die Bogenlinie bis an die Erde herunterreicht, ſo daß man Schränke, Fäſſer ꝛc. nur mit Raumverluſt unterzubringen im Stande iſt. Das Einwölben der Fenſterkappen iſt umſtändlich, die Tonnen- gewölbe ſind aber dagegen ſehr dauerhaft und feſt, ebenfalls feuer- ſicher, da ſie ſelbſt von herabſtürzenden Gebälken nicht zerſchlagen wer- den, deshalb eignen ſie ſich zur Wölbung ſolcher Näume, worin man werthvolle Gegenſtände aufbewahren will. Wir werden aber noch andere Gewölbearten kennen lernen, welche ſich zu dieſen Zwecken eben ſo eignen wie die Tonnengewölbe, und dabei eine für die Raum- benutzung bequemere Geſtalt haben. Tafel IV. Fig. 95. zeigt den halben Grundriß eines Tonnen- gewölbes. Fig. 96. zeigt einen Querdurchſchnitt in der Hälfte des Maaßſtabes nach der Linie cd. des Grundriſſes. Fig. 91. zeigt den Längendurchſchnitt des Gewölbes in demſelben Maaßſtabe, wie der Grundriß durch den Scheitel des Gewölbes. Da wo Thüren und Fenſteröffnungen durch das Gewölbe gehen, müſſen dieſelben durch kleine Wölbungen, die man Stichkappen nennt, bedeckt werden; dieſelben kann man auf verſchiedene Art einwölben. Jn Fig. 95. iſt bei l. eine ſolche Stichkappe gezeigt, wie ſie, nach der Maurerſprache, auf den Schwalbenſchwanz eingewölbt, an den Zwiſchengurt oo. ſich anſchließt. Jn Fig. 96. iſt eine ſolche An- ordnung im Durchſchnitt gezeigt, und zwar links für eine Thür, rechts für eine Fenſterſtichkappe. Jn Fig. 100. iſt eine ſolche Stichkappe in größerem Maaßſtabe gezeichnet. Eine ſolche Stichkappe kann aber auch, wie Fig. 95. bei n. im Grundriß und Fig. 99. im Durchſchnitt gezeigt iſt, gegen den Kranz gerade eingewölbt werden. Gewöhnlich aber werden dieſelben nur ſo wie im Grundriß Fig. 95. und im Durchſchnitt Fig. 97. bei m. zu erſehen iſt, ohne Kranz in das Hauptgewölbe eingeſetzt. Dieſe Art Stichkappen nennt man Ohren, und die Linien pq. qr. wo ſie mit dem Gewölbe zuſammenſtoßen, heißen die Grade. Das hier dargeſtellte Tonnengewölbe iſt nur ½ Stein ſtark angenommen, weil es als gewöhnliches Kellergewölbe keine bedeutende Laſt zu tragen hat; daher ſind die Gurtbogen welche in den Fig. 91.

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/200>, abgerufen am 25.04.2024.