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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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schwerer, so reicht eine einzelne Brettstärke nicht aus, man muß als-
dann die Lehrbogen aus doppelt oder dreifach neben einander gena-
gelten Brettstücken anfertigen, und sie auch von unten her gehörig
durch senkrechte Stützen gegen das Einbiegen oder Zerbrechen schützen.
Ein Zerbrechen solcher Gerüste würde begreiflicher Weise den augen-
blicklichen Einsturz eines noch unvollendeten Gewölbes nach sich ziehen.

Werden die Bogenöffnungen noch größer und die Gewölbelast
schwerer, wie es bei großen Brückenbogen der Fall ist, so müssen Lehr-
bogen vom Zimmermanne sehr fest construirt aufgestellt werden, wie
sie auf Tafel VI. Fig. 135 und 136. gezeichnet sind. Es müssen
hierbei zwei Fälle unterschieden werden, nämlich ob man wie in Fig.
135. im Stande ist den Lehrbogen von unten her zu unterstützen,
oder ob derselbe wie in Fig. 136. sich ganz frei, ohne Unterstützung
von unten her, tragen soll.

Kann man den Lehrbogen von unten her unterstützen, so ist es
jedenfalls besser und sicherer. Es werden dann Pfähle in den Grund
geschlagen, über welche man einen Rähm legt. Damit die Rähme
nicht nach der Seite ausweichen, legt man darüber quer Zangen auf
jeden Pfahl, über diese Zangen kommen die Schwellen der Bogen-
construction, darauf alle die Stützen welche den Bogen von unten
her halten, über diese kommen Verbindungshölzer nach der Länge
des Bogens. Auf diese kommen wieder Querzangen, dann die eigent-
liche Bogenform aus Holzstücken gebildet, und quer über diese liegt
ein aus schmalen aber starken Bohlen gebildeter Belag, welcher nur
lose aufgelegt wird, und bestimmt ist die Bogensteine zu tragen. Jst
der Bogen vollendet, so wird das ganze Gerüst abgenommen. Wie
viele solche Bogen hintereinander gestellt werden müssen, hängt ledig-
lich von der Breite und Schwere des Gewölbes ab.

Kann man den Lehrbogen von unten her, wie in Fig. 136.
nicht unterstützen, so muß ein sehr festes an die Stirnmauern sich an-
lehnendes Häng- und Sprengwerk construirt werden, worauf der Be-
lag zur Unterstützung des Gewölbes liegt. Da die Anfertigung sol-
cher Bogen nicht dem Maurer zustehen, so haben wir sie hier nur
erwähnt und durch Fig. 135 und 136. verdeutlicht.

Es ist ein wesentliches Erforderniß, daß die Lehrbogen auf
Keilen so zu stehen kommen, daß man nach Beendigung des Ge-
wölbes diese Keile nach und nach lüften kann, so daß wenn eine
Setzung des Gewölbes erfolgt, das Lehrgerüst zu dessen Tragung im-
mer noch vorhanden ist. Denn wenn man die Stellung der Lehrbogen
auf Keile nicht anbringt, so legt sich das Gewölbe so fest auf das

ſchwerer, ſo reicht eine einzelne Brettſtärke nicht aus, man muß als-
dann die Lehrbogen aus doppelt oder dreifach neben einander gena-
gelten Brettſtücken anfertigen, und ſie auch von unten her gehörig
durch ſenkrechte Stützen gegen das Einbiegen oder Zerbrechen ſchützen.
Ein Zerbrechen ſolcher Gerüſte würde begreiflicher Weiſe den augen-
blicklichen Einſturz eines noch unvollendeten Gewölbes nach ſich ziehen.

Werden die Bogenöffnungen noch größer und die Gewölbelaſt
ſchwerer, wie es bei großen Brückenbogen der Fall iſt, ſo müſſen Lehr-
bogen vom Zimmermanne ſehr feſt conſtruirt aufgeſtellt werden, wie
ſie auf Tafel VI. Fig. 135 und 136. gezeichnet ſind. Es müſſen
hierbei zwei Fälle unterſchieden werden, nämlich ob man wie in Fig.
135. im Stande iſt den Lehrbogen von unten her zu unterſtützen,
oder ob derſelbe wie in Fig. 136. ſich ganz frei, ohne Unterſtützung
von unten her, tragen ſoll.

Kann man den Lehrbogen von unten her unterſtützen, ſo iſt es
jedenfalls beſſer und ſicherer. Es werden dann Pfähle in den Grund
geſchlagen, über welche man einen Rähm legt. Damit die Rähme
nicht nach der Seite ausweichen, legt man darüber quer Zangen auf
jeden Pfahl, über dieſe Zangen kommen die Schwellen der Bogen-
conſtruction, darauf alle die Stützen welche den Bogen von unten
her halten, über dieſe kommen Verbindungshölzer nach der Länge
des Bogens. Auf dieſe kommen wieder Querzangen, dann die eigent-
liche Bogenform aus Holzſtücken gebildet, und quer über dieſe liegt
ein aus ſchmalen aber ſtarken Bohlen gebildeter Belag, welcher nur
loſe aufgelegt wird, und beſtimmt iſt die Bogenſteine zu tragen. Jſt
der Bogen vollendet, ſo wird das ganze Gerüſt abgenommen. Wie
viele ſolche Bogen hintereinander geſtellt werden müſſen, hängt ledig-
lich von der Breite und Schwere des Gewölbes ab.

Kann man den Lehrbogen von unten her, wie in Fig. 136.
nicht unterſtützen, ſo muß ein ſehr feſtes an die Stirnmauern ſich an-
lehnendes Häng- und Sprengwerk conſtruirt werden, worauf der Be-
lag zur Unterſtützung des Gewölbes liegt. Da die Anfertigung ſol-
cher Bogen nicht dem Maurer zuſtehen, ſo haben wir ſie hier nur
erwähnt und durch Fig. 135 und 136. verdeutlicht.

Es iſt ein weſentliches Erforderniß, daß die Lehrbogen auf
Keilen ſo zu ſtehen kommen, daß man nach Beendigung des Ge-
wölbes dieſe Keile nach und nach lüften kann, ſo daß wenn eine
Setzung des Gewölbes erfolgt, das Lehrgerüſt zu deſſen Tragung im-
mer noch vorhanden iſt. Denn wenn man die Stellung der Lehrbogen
auf Keile nicht anbringt, ſo legt ſich das Gewölbe ſo feſt auf das

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[188/0198] ſchwerer, ſo reicht eine einzelne Brettſtärke nicht aus, man muß als- dann die Lehrbogen aus doppelt oder dreifach neben einander gena- gelten Brettſtücken anfertigen, und ſie auch von unten her gehörig durch ſenkrechte Stützen gegen das Einbiegen oder Zerbrechen ſchützen. Ein Zerbrechen ſolcher Gerüſte würde begreiflicher Weiſe den augen- blicklichen Einſturz eines noch unvollendeten Gewölbes nach ſich ziehen. Werden die Bogenöffnungen noch größer und die Gewölbelaſt ſchwerer, wie es bei großen Brückenbogen der Fall iſt, ſo müſſen Lehr- bogen vom Zimmermanne ſehr feſt conſtruirt aufgeſtellt werden, wie ſie auf Tafel VI. Fig. 135 und 136. gezeichnet ſind. Es müſſen hierbei zwei Fälle unterſchieden werden, nämlich ob man wie in Fig. 135. im Stande iſt den Lehrbogen von unten her zu unterſtützen, oder ob derſelbe wie in Fig. 136. ſich ganz frei, ohne Unterſtützung von unten her, tragen ſoll. Kann man den Lehrbogen von unten her unterſtützen, ſo iſt es jedenfalls beſſer und ſicherer. Es werden dann Pfähle in den Grund geſchlagen, über welche man einen Rähm legt. Damit die Rähme nicht nach der Seite ausweichen, legt man darüber quer Zangen auf jeden Pfahl, über dieſe Zangen kommen die Schwellen der Bogen- conſtruction, darauf alle die Stützen welche den Bogen von unten her halten, über dieſe kommen Verbindungshölzer nach der Länge des Bogens. Auf dieſe kommen wieder Querzangen, dann die eigent- liche Bogenform aus Holzſtücken gebildet, und quer über dieſe liegt ein aus ſchmalen aber ſtarken Bohlen gebildeter Belag, welcher nur loſe aufgelegt wird, und beſtimmt iſt die Bogenſteine zu tragen. Jſt der Bogen vollendet, ſo wird das ganze Gerüſt abgenommen. Wie viele ſolche Bogen hintereinander geſtellt werden müſſen, hängt ledig- lich von der Breite und Schwere des Gewölbes ab. Kann man den Lehrbogen von unten her, wie in Fig. 136. nicht unterſtützen, ſo muß ein ſehr feſtes an die Stirnmauern ſich an- lehnendes Häng- und Sprengwerk conſtruirt werden, worauf der Be- lag zur Unterſtützung des Gewölbes liegt. Da die Anfertigung ſol- cher Bogen nicht dem Maurer zuſtehen, ſo haben wir ſie hier nur erwähnt und durch Fig. 135 und 136. verdeutlicht. Es iſt ein weſentliches Erforderniß, daß die Lehrbogen auf Keilen ſo zu ſtehen kommen, daß man nach Beendigung des Ge- wölbes dieſe Keile nach und nach lüften kann, ſo daß wenn eine Setzung des Gewölbes erfolgt, das Lehrgerüſt zu deſſen Tragung im- mer noch vorhanden iſt. Denn wenn man die Stellung der Lehrbogen auf Keile nicht anbringt, ſo legt ſich das Gewölbe ſo feſt auf das

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/198>, abgerufen am 16.04.2024.