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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Fuß lang 6 Zoll stark (von Stroh) verbandmäßig über einander ge-
legt und mit Lehm übertragen. Gewöhnlich legt man hierbei die Zö-
pfe in diagonaler Richtung und dann entgegengesetzt, übereinander.
Diese Art ist vorzuziehen. Auch wird die Masse zwischen Bretterver-
schläge geworfen und nach Art der Pisemauern geschlagen. Das Er-
richten der Wellerwände geschieht auf Feldsteinfundamenten. Pise-
mauern sind ihnen jedoch wegen größerer Festigkeit und |wegen schnellerem
Austrocknen vorzuziehen; überdieß kosten die Wellerwände viel Stroh,
was besser zu benutzen ist, sie sehen schlecht aus, auch sind sie wegen
des Strohes sehr den Mäusen und Ratten ausgesetzt. Ueberhaupt
sieht man aus dem ganzen Verfahren, daß es selbst bei den unterge-
orduetsten ländlichen Zwecken besser ist, ein anderes Mauerwerk zu
fertigen, als eben Wellerwand.

§. 32. Mauern von gebrannten Mauersteinen (Ziegeln).

Sie sind ebenfalls im frühesten Alterthume gefertigt worden,
denn schon Babylonier und Aegypter hatten Ziegelöfen und bauten
mit gebrannten Mauersteinen. Die Aufführung der Ziegelmauern be-
dingt ebenfalls wieder einen guten Verband der einzelnen Steine
und irgend einen passenden Mörtel. Wir haben bereits (§. 16.) die
Verbindungsmaterialien kennen gelernt, und erwähnen nur noch, daß
man sich bei den Babyloniern auch des Erdpechs (Asphalts) als Mörtel
bediente. Der Asphalt wurde geschmolzen und die Steine darin mit
Zusatz von Sand vermauert (wie mit Kalk). Es ist diese Art Mörtel
allerdings der vorzüglichste, wie neuere Versuche gezeigt haben, denn

1) ist er augenblicklich trocken, bringt also gar keine Feuchtigkeit
in die Mauer, die Mauer selbst ist also, wenn die Steine nicht zu-
fällig feucht wurden, ebenfalls von vorn herein trocken, braucht also
nicht erst auszutrocknen, was oft bei Weiterführung des Baues einen
lästigen Aufenthalt giebt;

2) die Vereinigung der einzelnen Steine zu einer festen Mauer-
masse geschieht, sobald man sie in den Asphaltmörtel gelegt hat. Man
braucht also gar nicht, wie bei fettem Kalkmörtel, lange zu warten
bis die vollkommene Verbindung des Mörtels mit den Steinen statt-
gefunden hat, welches bei fettem Kalkmörtel und starken Mauern zu-
weilen erst nach Jahrhunderten und an feuchten Orten oftmals gar
nicht stattfindet.

3) Asphalt als Mörtel gebraucht widersteht aller Nässe, sowohl
unter als über dem Wasser, und nur eine einzige Rücksicht ist dabei
zu beobachten: Er muß nicht unmittelbar der Sonne ausgesetzt sein,

9 *

Fuß lang 6 Zoll ſtark (von Stroh) verbandmäßig über einander ge-
legt und mit Lehm übertragen. Gewöhnlich legt man hierbei die Zö-
pfe in diagonaler Richtung und dann entgegengeſetzt, übereinander.
Dieſe Art iſt vorzuziehen. Auch wird die Maſſe zwiſchen Bretterver-
ſchläge geworfen und nach Art der Piſémauern geſchlagen. Das Er-
richten der Wellerwände geſchieht auf Feldſteinfundamenten. Piſé-
mauern ſind ihnen jedoch wegen größerer Feſtigkeit und |wegen ſchnellerem
Austrocknen vorzuziehen; überdieß koſten die Wellerwände viel Stroh,
was beſſer zu benutzen iſt, ſie ſehen ſchlecht aus, auch ſind ſie wegen
des Strohes ſehr den Mäuſen und Ratten ausgeſetzt. Ueberhaupt
ſieht man aus dem ganzen Verfahren, daß es ſelbſt bei den unterge-
orduetſten ländlichen Zwecken beſſer iſt, ein anderes Mauerwerk zu
fertigen, als eben Wellerwand.

§. 32. Mauern von gebrannten Mauerſteinen (Ziegeln).

Sie ſind ebenfalls im früheſten Alterthume gefertigt worden,
denn ſchon Babylonier und Aegypter hatten Ziegelöfen und bauten
mit gebrannten Mauerſteinen. Die Aufführung der Ziegelmauern be-
dingt ebenfalls wieder einen guten Verband der einzelnen Steine
und irgend einen paſſenden Mörtel. Wir haben bereits (§. 16.) die
Verbindungsmaterialien kennen gelernt, und erwähnen nur noch, daß
man ſich bei den Babyloniern auch des Erdpechs (Asphalts) als Mörtel
bediente. Der Asphalt wurde geſchmolzen und die Steine darin mit
Zuſatz von Sand vermauert (wie mit Kalk). Es iſt dieſe Art Mörtel
allerdings der vorzüglichſte, wie neuere Verſuche gezeigt haben, denn

1) iſt er augenblicklich trocken, bringt alſo gar keine Feuchtigkeit
in die Mauer, die Mauer ſelbſt iſt alſo, wenn die Steine nicht zu-
fällig feucht wurden, ebenfalls von vorn herein trocken, braucht alſo
nicht erſt auszutrocknen, was oft bei Weiterführung des Baues einen
läſtigen Aufenthalt giebt;

2) die Vereinigung der einzelnen Steine zu einer feſten Mauer-
maſſe geſchieht, ſobald man ſie in den Asphaltmörtel gelegt hat. Man
braucht alſo gar nicht, wie bei fettem Kalkmörtel, lange zu warten
bis die vollkommene Verbindung des Mörtels mit den Steinen ſtatt-
gefunden hat, welches bei fettem Kalkmörtel und ſtarken Mauern zu-
weilen erſt nach Jahrhunderten und an feuchten Orten oftmals gar
nicht ſtattfindet.

3) Asphalt als Mörtel gebraucht widerſteht aller Näſſe, ſowohl
unter als über dem Waſſer, und nur eine einzige Rückſicht iſt dabei
zu beobachten: Er muß nicht unmittelbar der Sonne ausgeſetzt ſein,

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[131/0141] Fuß lang 6 Zoll ſtark (von Stroh) verbandmäßig über einander ge- legt und mit Lehm übertragen. Gewöhnlich legt man hierbei die Zö- pfe in diagonaler Richtung und dann entgegengeſetzt, übereinander. Dieſe Art iſt vorzuziehen. Auch wird die Maſſe zwiſchen Bretterver- ſchläge geworfen und nach Art der Piſémauern geſchlagen. Das Er- richten der Wellerwände geſchieht auf Feldſteinfundamenten. Piſé- mauern ſind ihnen jedoch wegen größerer Feſtigkeit und |wegen ſchnellerem Austrocknen vorzuziehen; überdieß koſten die Wellerwände viel Stroh, was beſſer zu benutzen iſt, ſie ſehen ſchlecht aus, auch ſind ſie wegen des Strohes ſehr den Mäuſen und Ratten ausgeſetzt. Ueberhaupt ſieht man aus dem ganzen Verfahren, daß es ſelbſt bei den unterge- orduetſten ländlichen Zwecken beſſer iſt, ein anderes Mauerwerk zu fertigen, als eben Wellerwand. §. 32. Mauern von gebrannten Mauerſteinen (Ziegeln). Sie ſind ebenfalls im früheſten Alterthume gefertigt worden, denn ſchon Babylonier und Aegypter hatten Ziegelöfen und bauten mit gebrannten Mauerſteinen. Die Aufführung der Ziegelmauern be- dingt ebenfalls wieder einen guten Verband der einzelnen Steine und irgend einen paſſenden Mörtel. Wir haben bereits (§. 16.) die Verbindungsmaterialien kennen gelernt, und erwähnen nur noch, daß man ſich bei den Babyloniern auch des Erdpechs (Asphalts) als Mörtel bediente. Der Asphalt wurde geſchmolzen und die Steine darin mit Zuſatz von Sand vermauert (wie mit Kalk). Es iſt dieſe Art Mörtel allerdings der vorzüglichſte, wie neuere Verſuche gezeigt haben, denn 1) iſt er augenblicklich trocken, bringt alſo gar keine Feuchtigkeit in die Mauer, die Mauer ſelbſt iſt alſo, wenn die Steine nicht zu- fällig feucht wurden, ebenfalls von vorn herein trocken, braucht alſo nicht erſt auszutrocknen, was oft bei Weiterführung des Baues einen läſtigen Aufenthalt giebt; 2) die Vereinigung der einzelnen Steine zu einer feſten Mauer- maſſe geſchieht, ſobald man ſie in den Asphaltmörtel gelegt hat. Man braucht alſo gar nicht, wie bei fettem Kalkmörtel, lange zu warten bis die vollkommene Verbindung des Mörtels mit den Steinen ſtatt- gefunden hat, welches bei fettem Kalkmörtel und ſtarken Mauern zu- weilen erſt nach Jahrhunderten und an feuchten Orten oftmals gar nicht ſtattfindet. 3) Asphalt als Mörtel gebraucht widerſteht aller Näſſe, ſowohl unter als über dem Waſſer, und nur eine einzige Rückſicht iſt dabei zu beobachten: Er muß nicht unmittelbar der Sonne ausgeſetzt ſein, 9 *

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/141>, abgerufen am 29.03.2024.