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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Baut man das Gebäude von Lehmsteinen, oder mit Mauerstei-
nen verblendet, so müssen alle Ecken der Umfassungsmauern doch von
Ziegeln aufgeführt werden, eben so alle Ecken der Thorwege, Thüren
und Fenster und auch alle Ueberwölbungen derselben, so daß, wenn viele
Oeffnungen vorhanden sind, die beabsichtigte Ersparung nicht groß wird.

Werden Lehmsteinmauern mit Ziegeln verblendet aufgeführt, so
mauert man auch die Mauersteine mit Lehmmörtel; theils wegen des
gleichmäßigeren Setzens, theils weil es wohlfeiler wird. Es muß
aber alsdann nach außen hin mit hohlen Fugen gemauert werden,
weil sonst der Kalkbewurf an den Lehmfugen nicht haften würde.

Da die Lehmsteine weich sind, taugen sie nicht zur Anlage von
Rauchröhren, indem der Ruß sich sehr fest darin setzt, sie auch durch
das Fegen mit Besen und Bürsten mit der Zeit ganz dünn ge-
scheuert werden.

Dagegen nimmt man lieber Lehmmörtel zu Feuerungsanlagen
als Kalkmörtel, weil der Lehmmörtel dem Feuer widersteht, der Kalk-
mörtel aber durchbrennt und seine Bindekraft verliert.

Hier in der Provinz Neu-Vorpommern sind von früher her
sehr weite Schornsteine üblich, welche in den Städten und auf dem
Lande besonders zum Räuchern des Fleisches und auch der Fische
deswegen so weit gemacht wurden, weil dadurch der Rauch kühler ist
und auch kühler in die Räucherkammern tritt, wo welche vorhanden
sind. Man hat sie bis jetzt stets von Lehmsteinen (Kluthen) angefer-
tigt, was auch anging, da sie eben wegen ihrer Weite selten gefegt
zu werden brauchen. Aber sie taugen doch nichts, denn bei milden
Wintern schlagen sich bei den hiesigen fortwährenden Nebeln eine
Menge Wasserdämpfe in denselben nieder, welche den Ruß durchdrin-
gen, die Steine endlich erweichen und die Schornsteine zum Sinken
und Einsturz bringen. So stürzten hier in der Stadt Greifswald
während eines solchen milden Winters 13 Küchenschornsteine zusam-
men. Auch die Rauchmäntel (Küchenschurze) werden bei geringen
Gebäuden von Lehmstein gemacht, nur müssen alsdann die darauf ru-
henden Schornsteinröhren ebenfalls von Lehmsteinen sein, weil sie sonst
zu schwer werden.

Zu erwähnen sind bei den Lehmmauern noch die sogenannten
Wellerwände, welche in einigen Gegenden zu ländlichen Gebäu-
den verwendet werden.

Die Wellerwände bestehen aus erweichtem Lehm, mit langem
Stroh vermischt und lagenweise übereinander gelegt, mit der Hand
oder auch mit Schlägen gedichtet. Auch werden Zöpfe 11/2 bis 2

Baut man das Gebäude von Lehmſteinen, oder mit Mauerſtei-
nen verblendet, ſo müſſen alle Ecken der Umfaſſungsmauern doch von
Ziegeln aufgeführt werden, eben ſo alle Ecken der Thorwege, Thüren
und Fenſter und auch alle Ueberwölbungen derſelben, ſo daß, wenn viele
Oeffnungen vorhanden ſind, die beabſichtigte Erſparung nicht groß wird.

Werden Lehmſteinmauern mit Ziegeln verblendet aufgeführt, ſo
mauert man auch die Mauerſteine mit Lehmmörtel; theils wegen des
gleichmäßigeren Setzens, theils weil es wohlfeiler wird. Es muß
aber alsdann nach außen hin mit hohlen Fugen gemauert werden,
weil ſonſt der Kalkbewurf an den Lehmfugen nicht haften würde.

Da die Lehmſteine weich ſind, taugen ſie nicht zur Anlage von
Rauchröhren, indem der Ruß ſich ſehr feſt darin ſetzt, ſie auch durch
das Fegen mit Beſen und Bürſten mit der Zeit ganz dünn ge-
ſcheuert werden.

Dagegen nimmt man lieber Lehmmörtel zu Feuerungsanlagen
als Kalkmörtel, weil der Lehmmörtel dem Feuer widerſteht, der Kalk-
mörtel aber durchbrennt und ſeine Bindekraft verliert.

Hier in der Provinz Neu-Vorpommern ſind von früher her
ſehr weite Schornſteine üblich, welche in den Städten und auf dem
Lande beſonders zum Räuchern des Fleiſches und auch der Fiſche
deswegen ſo weit gemacht wurden, weil dadurch der Rauch kühler iſt
und auch kühler in die Räucherkammern tritt, wo welche vorhanden
ſind. Man hat ſie bis jetzt ſtets von Lehmſteinen (Kluthen) angefer-
tigt, was auch anging, da ſie eben wegen ihrer Weite ſelten gefegt
zu werden brauchen. Aber ſie taugen doch nichts, denn bei milden
Wintern ſchlagen ſich bei den hieſigen fortwährenden Nebeln eine
Menge Waſſerdämpfe in denſelben nieder, welche den Ruß durchdrin-
gen, die Steine endlich erweichen und die Schornſteine zum Sinken
und Einſturz bringen. So ſtürzten hier in der Stadt Greifswald
während eines ſolchen milden Winters 13 Küchenſchornſteine zuſam-
men. Auch die Rauchmäntel (Küchenſchurze) werden bei geringen
Gebäuden von Lehmſtein gemacht, nur müſſen alsdann die darauf ru-
henden Schornſteinröhren ebenfalls von Lehmſteinen ſein, weil ſie ſonſt
zu ſchwer werden.

Zu erwähnen ſind bei den Lehmmauern noch die ſogenannten
Wellerwände, welche in einigen Gegenden zu ländlichen Gebäu-
den verwendet werden.

Die Wellerwände beſtehen aus erweichtem Lehm, mit langem
Stroh vermiſcht und lagenweiſe übereinander gelegt, mit der Hand
oder auch mit Schlägen gedichtet. Auch werden Zöpfe 1½ bis 2

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[130/0140] Baut man das Gebäude von Lehmſteinen, oder mit Mauerſtei- nen verblendet, ſo müſſen alle Ecken der Umfaſſungsmauern doch von Ziegeln aufgeführt werden, eben ſo alle Ecken der Thorwege, Thüren und Fenſter und auch alle Ueberwölbungen derſelben, ſo daß, wenn viele Oeffnungen vorhanden ſind, die beabſichtigte Erſparung nicht groß wird. Werden Lehmſteinmauern mit Ziegeln verblendet aufgeführt, ſo mauert man auch die Mauerſteine mit Lehmmörtel; theils wegen des gleichmäßigeren Setzens, theils weil es wohlfeiler wird. Es muß aber alsdann nach außen hin mit hohlen Fugen gemauert werden, weil ſonſt der Kalkbewurf an den Lehmfugen nicht haften würde. Da die Lehmſteine weich ſind, taugen ſie nicht zur Anlage von Rauchröhren, indem der Ruß ſich ſehr feſt darin ſetzt, ſie auch durch das Fegen mit Beſen und Bürſten mit der Zeit ganz dünn ge- ſcheuert werden. Dagegen nimmt man lieber Lehmmörtel zu Feuerungsanlagen als Kalkmörtel, weil der Lehmmörtel dem Feuer widerſteht, der Kalk- mörtel aber durchbrennt und ſeine Bindekraft verliert. Hier in der Provinz Neu-Vorpommern ſind von früher her ſehr weite Schornſteine üblich, welche in den Städten und auf dem Lande beſonders zum Räuchern des Fleiſches und auch der Fiſche deswegen ſo weit gemacht wurden, weil dadurch der Rauch kühler iſt und auch kühler in die Räucherkammern tritt, wo welche vorhanden ſind. Man hat ſie bis jetzt ſtets von Lehmſteinen (Kluthen) angefer- tigt, was auch anging, da ſie eben wegen ihrer Weite ſelten gefegt zu werden brauchen. Aber ſie taugen doch nichts, denn bei milden Wintern ſchlagen ſich bei den hieſigen fortwährenden Nebeln eine Menge Waſſerdämpfe in denſelben nieder, welche den Ruß durchdrin- gen, die Steine endlich erweichen und die Schornſteine zum Sinken und Einſturz bringen. So ſtürzten hier in der Stadt Greifswald während eines ſolchen milden Winters 13 Küchenſchornſteine zuſam- men. Auch die Rauchmäntel (Küchenſchurze) werden bei geringen Gebäuden von Lehmſtein gemacht, nur müſſen alsdann die darauf ru- henden Schornſteinröhren ebenfalls von Lehmſteinen ſein, weil ſie ſonſt zu ſchwer werden. Zu erwähnen ſind bei den Lehmmauern noch die ſogenannten Wellerwände, welche in einigen Gegenden zu ländlichen Gebäu- den verwendet werden. Die Wellerwände beſtehen aus erweichtem Lehm, mit langem Stroh vermiſcht und lagenweiſe übereinander gelegt, mit der Hand oder auch mit Schlägen gedichtet. Auch werden Zöpfe 1½ bis 2

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/140>, abgerufen am 25.04.2024.