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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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in jeder rechteckigen Vierung einander gleich. Jm Gevierte (Quadrat),
so wie in jedem regelmäßigen Vielecke sind alle Theile der Umfangs-
mauer einander gleich, und man braucht hierbei nur die Dicke eines
Theils aus der Länge und Höhe zu bestimmen.

Fig. 272. sei ein unregelmäßiges Viereck. Um die Mauerdicke
einer jeden Seite zu bestimmen, bilde man mit der längsten Seite
ab. und der Höhe ein Rechteck dpab. Fig. 273., so daß also ap.
die Mauerhöhe sei. Man trage nun die 3 übrigen Seiten ad. bc.
und dc. Fig. 272. in Fig. 273. von a. nach d., m. und n., ziehe
die Ueberecklinien pb. pd. pm. und pn. dann wenn ap in die 8 bis
12 gleiche Theile pq. getheilt wurde, den Viertelkreis qr., so durch-
schneidet dieser jene Ueberecken, und wenn man durch die Schnitt-
punkte mit ap. gleichlaufende, wie z. B. oo'. ee'. zieht, so erhält man
die Mauerdicken ow. ew. etc. wie vorhin.

Wäre die Umfangsmauer eine kreisförmige (welche durch ihre
Form selbst die standhafteste ist), so beschreibt Roudelet im Kreise
ein Zwölfeck, und bestimmt die Dicke ebenso als für dieses Zwölfeck
die Regel es vorschreibt. Die Seite eines Zwölfecks kommt aber der
Hälfte des Kreishalbmessers sehr nahe. (Da nun der Umfang eines
Kreises beinahe Radien oder 6 Halbmesser enthält, so ist diese
Bestimmung hinlänglich genau.)

Die Kreismauer der St. Stephanskirche in Rom hat 198 Fuß
Durchmesser, 221/2 Fuß Höhe und dabei 2 Fuß 4 Zoll dicke
Mauern. Die Anwendung vorstehender Regel bestimmt dagegen 2
Fuß 3 1/3 Zoll.

Wenn nach Fig. 276. und 277. die zwei äußern, gegenüberste-
henden Mauern mit einem einfachen Dache, also nur mit Dachbalken
(nicht noch durch Zwischen- oder Stockwerksgebälke) verbunden sind
und die Mauerhöhe AB. und Breite AD. bestimmt ist, so wird die
Linie BD. übereck gezogen, und auf derselben von B. bis b. der
zwölfte Theil von AB. (der Höhe) abgesetzt. Eine Linie durch b.
gleichlaufend mit AB. bestimmt die Mauerdicke. Ebenso wird
AB. von D. nach d. getragen, und durch d. die gleichlaufende gezogen,
wodurch die Dicke der andern Mauer erhalten wird.

Wenn aber wie bei den Zeichnungen Fig. 276. und 277.
Ueberdächer stattfinden, so nimmt man zur Höhe AB. noch die Höhe
EB., über dem Standpunkte E. hinzu, und von dieser Summe .
Den so erhaltenen Betrag setzt man von B. nach f. ab, und verfährt
wie vorhin, indem man durch f. die gleichlaufende mit AB. zieht.
Auf diese Art giebt dieses Verfahren für die abgebrannte Paulskirche

in jeder rechteckigen Vierung einander gleich. Jm Gevierte (Quadrat),
ſo wie in jedem regelmäßigen Vielecke ſind alle Theile der Umfangs-
mauer einander gleich, und man braucht hierbei nur die Dicke eines
Theils aus der Länge und Höhe zu beſtimmen.

Fig. 272. ſei ein unregelmäßiges Viereck. Um die Mauerdicke
einer jeden Seite zu beſtimmen, bilde man mit der längſten Seite
ab. und der Höhe ein Rechteck dpab. Fig. 273., ſo daß alſo ap.
die Mauerhöhe ſei. Man trage nun die 3 übrigen Seiten ad. bc.
und dc. Fig. 272. in Fig. 273. von a. nach d., m. und n., ziehe
die Ueberecklinien pb. pd. pm. und pn. dann wenn ap in die 8 bis
12 gleiche Theile pq. getheilt wurde, den Viertelkreis qr., ſo durch-
ſchneidet dieſer jene Ueberecken, und wenn man durch die Schnitt-
punkte mit ap. gleichlaufende, wie z. B. oo′. ee′. zieht, ſo erhält man
die Mauerdicken ow. ew. ꝛc. wie vorhin.

Wäre die Umfangsmauer eine kreisförmige (welche durch ihre
Form ſelbſt die ſtandhafteſte iſt), ſo beſchreibt Roudelet im Kreiſe
ein Zwölfeck, und beſtimmt die Dicke ebenſo als für dieſes Zwölfeck
die Regel es vorſchreibt. Die Seite eines Zwölfecks kommt aber der
Hälfte des Kreishalbmeſſers ſehr nahe. (Da nun der Umfang eines
Kreiſes beinahe Radien oder 6 Halbmeſſer enthält, ſo iſt dieſe
Beſtimmung hinlänglich genau.)

Die Kreismauer der St. Stephanskirche in Rom hat 198 Fuß
Durchmeſſer, 22½ Fuß Höhe und dabei 2 Fuß 4 Zoll dicke
Mauern. Die Anwendung vorſtehender Regel beſtimmt dagegen 2
Fuß 3⅓ Zoll.

Wenn nach Fig. 276. und 277. die zwei äußern, gegenüberſte-
henden Mauern mit einem einfachen Dache, alſo nur mit Dachbalken
(nicht noch durch Zwiſchen- oder Stockwerksgebälke) verbunden ſind
und die Mauerhöhe AB. und Breite AD. beſtimmt iſt, ſo wird die
Linie BD. übereck gezogen, und auf derſelben von B. bis b. der
zwölfte Theil von AB. (der Höhe) abgeſetzt. Eine Linie durch b.
gleichlaufend mit AB. beſtimmt die Mauerdicke. Ebenſo wird
AB. von D. nach d. getragen, und durch d. die gleichlaufende gezogen,
wodurch die Dicke der andern Mauer erhalten wird.

Wenn aber wie bei den Zeichnungen Fig. 276. und 277.
Ueberdächer ſtattfinden, ſo nimmt man zur Höhe AB. noch die Höhe
EB., über dem Standpunkte E. hinzu, und von dieſer Summe .
Den ſo erhaltenen Betrag ſetzt man von B. nach f. ab, und verfährt
wie vorhin, indem man durch f. die gleichlaufende mit AB. zieht.
Auf dieſe Art giebt dieſes Verfahren für die abgebrannte Paulskirche

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[108/0118] in jeder rechteckigen Vierung einander gleich. Jm Gevierte (Quadrat), ſo wie in jedem regelmäßigen Vielecke ſind alle Theile der Umfangs- mauer einander gleich, und man braucht hierbei nur die Dicke eines Theils aus der Länge und Höhe zu beſtimmen. Fig. 272. ſei ein unregelmäßiges Viereck. Um die Mauerdicke einer jeden Seite zu beſtimmen, bilde man mit der längſten Seite ab. und der Höhe ein Rechteck dpab. Fig. 273., ſo daß alſo ap. die Mauerhöhe ſei. Man trage nun die 3 übrigen Seiten ad. bc. und dc. Fig. 272. in Fig. 273. von a. nach d., m. und n., ziehe die Ueberecklinien pb. pd. pm. und pn. dann wenn ap in die 8 bis 12 gleiche Theile pq. getheilt wurde, den Viertelkreis qr., ſo durch- ſchneidet dieſer jene Ueberecken, und wenn man durch die Schnitt- punkte mit ap. gleichlaufende, wie z. B. oo′. ee′. zieht, ſo erhält man die Mauerdicken ow. ew. ꝛc. wie vorhin. Wäre die Umfangsmauer eine kreisförmige (welche durch ihre Form ſelbſt die ſtandhafteſte iſt), ſo beſchreibt Roudelet im Kreiſe ein Zwölfeck, und beſtimmt die Dicke ebenſo als für dieſes Zwölfeck die Regel es vorſchreibt. Die Seite eines Zwölfecks kommt aber der Hälfte des Kreishalbmeſſers ſehr nahe. (Da nun der Umfang eines Kreiſes beinahe [FORMEL] Radien oder 6 Halbmeſſer enthält, ſo iſt dieſe Beſtimmung hinlänglich genau.) Die Kreismauer der St. Stephanskirche in Rom hat 198 Fuß Durchmeſſer, 22½ Fuß Höhe und dabei 2 Fuß 4 Zoll dicke Mauern. Die Anwendung vorſtehender Regel beſtimmt dagegen 2 Fuß 3⅓ Zoll. Wenn nach Fig. 276. und 277. die zwei äußern, gegenüberſte- henden Mauern mit einem einfachen Dache, alſo nur mit Dachbalken (nicht noch durch Zwiſchen- oder Stockwerksgebälke) verbunden ſind und die Mauerhöhe AB. und Breite AD. beſtimmt iſt, ſo wird die Linie BD. übereck gezogen, und auf derſelben von B. bis b. der zwölfte Theil von AB. (der Höhe) abgeſetzt. Eine Linie durch b. gleichlaufend mit AB. beſtimmt die Mauerdicke. Ebenſo wird [FORMEL] AB. von D. nach d. getragen, und durch d. die gleichlaufende gezogen, wodurch die Dicke der andern Mauer erhalten wird. Wenn aber wie bei den Zeichnungen Fig. 276. und 277. Ueberdächer ſtattfinden, ſo nimmt man zur Höhe AB. noch die Höhe EB., über dem Standpunkte E. hinzu, und von dieſer Summe [FORMEL]. Den ſo erhaltenen Betrag ſetzt man von B. nach f. ab, und verfährt wie vorhin, indem man durch f. die gleichlaufende mit AB. zieht. Auf dieſe Art giebt dieſes Verfahren für die abgebrannte Paulskirche

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/118>, abgerufen am 25.04.2024.