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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber den Ursprung der menschlichen Wirthschaft.
senden Cultur die nicht ökonomischen Güter die Tendenz haben,
den ökonomischen Charakter anzunehmen, und zwar hauptsächlich
desshalb, weil das eine der hier Einfluss nehmenden Momente, der
menschliche Bedarf nämlich, mit der Culturentwickelung sich
steigert. Tritt nun noch die Verminderung der verfügbaren
Quantität jener Güter, die bisher den nicht ökonomischen Charakter
aufwiesen, hinzu (z. B. beim Holze durch Ausrodung, oder
Devastirung von Wäldern, wie sie gewissen Culturentwicklungen
eigenthümlich sind), so ist nichts natürlicher, als dass Güter,
deren verfügbare Quantität auf einer frühern Culturstufe den
Bedarf weit überragte und die demnach den nicht ökonomischen
Charakter aufwiesen, im Laufe der Zeit zu ökonomischen werden.
An vielen Orten, zumal in der neuen Welt, lässt sich dieser
Uebergang des nicht ökonomischen Charakters in den ökono-
mischen bei einigen Gütern, zumal beim Holze und bei den Grund-
stücken historisch nachweisen, ja noch in der Gegenwart beob-
achten und ich glaube, obzwar die Nachrichten in dieser Be-
ziehung nur mangelhafte sind, dass sich in dem einst so wald-
reichen Deutschland doch nur wenige Orte finden werden, in
welchen die Bewohner jenen Uebergang, z. B. beim Holze, der-
einst nicht erfahren hätten.

Es ist aber nach dem Gesagten klar, dass auch aller
Wechsel, wodurch ökonomische Güter zu nicht ökonomischen,
und umgekehrt, diese letzten zu ökonomischen werden, lediglich
auf einen Wechsel des Verhältnisses zwischen Bedarf und verfüg-
barer Quantität zurückzuführen ist.

Ein eigenthümliches wissenschaftliches Interesse nehmen
die Güter in Anspruch, welche rücksichtlich der bei denselben
zu Tage tretenden Erscheinungen eine Mittelstellung zwischen
den ökonomischen und den nicht ökonomischen Gütern ein-
nehmen.

Zu diesen sind zunächst die Güter zu zählen, welche bei
hochentwickelter Cultur, um ihrer besondern Wichtigkeit willen,
Seitens der Gesellschaft in so grosser Quantität producirt und
der öffentlichen Benützung dargeboten werden, dass dieselben
auch dem ärmsten Gesellschaftsmitgliede in beliebiger Quantität
zur Verfügung stehen und somit für die Consumenten den nicht
ökonomischen Charakter erlangen.


Ueber den Ursprung der menschlichen Wirthschaft.
senden Cultur die nicht ökonomischen Güter die Tendenz haben,
den ökonomischen Charakter anzunehmen, und zwar hauptsächlich
desshalb, weil das eine der hier Einfluss nehmenden Momente, der
menschliche Bedarf nämlich, mit der Culturentwickelung sich
steigert. Tritt nun noch die Verminderung der verfügbaren
Quantität jener Güter, die bisher den nicht ökonomischen Charakter
aufwiesen, hinzu (z. B. beim Holze durch Ausrodung, oder
Devastirung von Wäldern, wie sie gewissen Culturentwicklungen
eigenthümlich sind), so ist nichts natürlicher, als dass Güter,
deren verfügbare Quantität auf einer frühern Culturstufe den
Bedarf weit überragte und die demnach den nicht ökonomischen
Charakter aufwiesen, im Laufe der Zeit zu ökonomischen werden.
An vielen Orten, zumal in der neuen Welt, lässt sich dieser
Uebergang des nicht ökonomischen Charakters in den ökono-
mischen bei einigen Gütern, zumal beim Holze und bei den Grund-
stücken historisch nachweisen, ja noch in der Gegenwart beob-
achten und ich glaube, obzwar die Nachrichten in dieser Be-
ziehung nur mangelhafte sind, dass sich in dem einst so wald-
reichen Deutschland doch nur wenige Orte finden werden, in
welchen die Bewohner jenen Uebergang, z. B. beim Holze, der-
einst nicht erfahren hätten.

Es ist aber nach dem Gesagten klar, dass auch aller
Wechsel, wodurch ökonomische Güter zu nicht ökonomischen,
und umgekehrt, diese letzten zu ökonomischen werden, lediglich
auf einen Wechsel des Verhältnisses zwischen Bedarf und verfüg-
barer Quantität zurückzuführen ist.

Ein eigenthümliches wissenschaftliches Interesse nehmen
die Güter in Anspruch, welche rücksichtlich der bei denselben
zu Tage tretenden Erscheinungen eine Mittelstellung zwischen
den ökonomischen und den nicht ökonomischen Gütern ein-
nehmen.

Zu diesen sind zunächst die Güter zu zählen, welche bei
hochentwickelter Cultur, um ihrer besondern Wichtigkeit willen,
Seitens der Gesellschaft in so grosser Quantität producirt und
der öffentlichen Benützung dargeboten werden, dass dieselben
auch dem ärmsten Gesellschaftsmitgliede in beliebiger Quantität
zur Verfügung stehen und somit für die Consumenten den nicht
ökonomischen Charakter erlangen.


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[63/0081] Ueber den Ursprung der menschlichen Wirthschaft. senden Cultur die nicht ökonomischen Güter die Tendenz haben, den ökonomischen Charakter anzunehmen, und zwar hauptsächlich desshalb, weil das eine der hier Einfluss nehmenden Momente, der menschliche Bedarf nämlich, mit der Culturentwickelung sich steigert. Tritt nun noch die Verminderung der verfügbaren Quantität jener Güter, die bisher den nicht ökonomischen Charakter aufwiesen, hinzu (z. B. beim Holze durch Ausrodung, oder Devastirung von Wäldern, wie sie gewissen Culturentwicklungen eigenthümlich sind), so ist nichts natürlicher, als dass Güter, deren verfügbare Quantität auf einer frühern Culturstufe den Bedarf weit überragte und die demnach den nicht ökonomischen Charakter aufwiesen, im Laufe der Zeit zu ökonomischen werden. An vielen Orten, zumal in der neuen Welt, lässt sich dieser Uebergang des nicht ökonomischen Charakters in den ökono- mischen bei einigen Gütern, zumal beim Holze und bei den Grund- stücken historisch nachweisen, ja noch in der Gegenwart beob- achten und ich glaube, obzwar die Nachrichten in dieser Be- ziehung nur mangelhafte sind, dass sich in dem einst so wald- reichen Deutschland doch nur wenige Orte finden werden, in welchen die Bewohner jenen Uebergang, z. B. beim Holze, der- einst nicht erfahren hätten. Es ist aber nach dem Gesagten klar, dass auch aller Wechsel, wodurch ökonomische Güter zu nicht ökonomischen, und umgekehrt, diese letzten zu ökonomischen werden, lediglich auf einen Wechsel des Verhältnisses zwischen Bedarf und verfüg- barer Quantität zurückzuführen ist. Ein eigenthümliches wissenschaftliches Interesse nehmen die Güter in Anspruch, welche rücksichtlich der bei denselben zu Tage tretenden Erscheinungen eine Mittelstellung zwischen den ökonomischen und den nicht ökonomischen Gütern ein- nehmen. Zu diesen sind zunächst die Güter zu zählen, welche bei hochentwickelter Cultur, um ihrer besondern Wichtigkeit willen, Seitens der Gesellschaft in so grosser Quantität producirt und der öffentlichen Benützung dargeboten werden, dass dieselben auch dem ärmsten Gesellschaftsmitgliede in beliebiger Quantität zur Verfügung stehen und somit für die Consumenten den nicht ökonomischen Charakter erlangen.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/81>, abgerufen am 29.03.2024.