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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Die Gesetze, unter welchen die Güter stehen.
deten Werkzeugen und Vorrichtungen, den hier zur Verwendung
kommenden qualificirten Arbeitsleistungen, kurz mit sämmtlichen
zur Hervorbringung des zum menschlichen Genusse dienenden
Tabaks vorhandenen Gütern zweiter Ordnung? Wie ferner mit
dem Tabaksamen, den Tabakplantagen, den bei der Erzeugung
von rohem Tabak zur Verwendung kommenden Arbeitsleistungen
und den hier zur Anwendung kommenden Werkzeugen und Vor-
richtungen, und all' den übrigen Gütern, die wir mit Rücksicht
auf das Bedürfniss des Menschen nach dem Tabakgenusse als Gü-
ter der dritten Ordnung bezeichnen können? Wie würde es sich
endlich mit den entsprechenden Gütern der vierten und fünften
Ordnung u. s. w. verhalten?

Die Güterqualität eines Dinges ist, wie wir sahen, dadurch
bedingt, dass es in ursächlichen Zusammenhang mit der Befrie-
digung menschlicher Bedürfnisse gesetzt werden kann. Wir haben
aber auch gesehen, dass der unmittelbare Causalnexus zwischen
Gut und Bedürfnissbefriedigung keineswegs eine nothwendige
Voraussetzung der Güterqualität eines Dinges ist, dass vielmehr
eine grosse Anzahl von Dingen die Güterqualität lediglich dar-
aus herleitet, dass sie sich in einem mehr oder minder ver-
mittelten
Causal-Zusammenhange mit der Befriedigung mensch-
licher Bedürfnisse befinden.

Steht es nun fest, dass das Vorhandensein zu befriedigen-
der menschlicher Bedürfnisse die Voraussetzung aller und jeder
Güterqualität ist, so ist damit zugleich der Grundsatz dargethan,
dass die Güter, ob sie nun unmittelbar in ursächlichen Zusam-
menhang mit der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesetzt
werden können, oder ihre Güterqualität aus einem mehr oder
minder vermittelten Causalnexus mit der Befriedigung mensch-
licher Bedürfnisse herleiten, doch ihre Güterqualität sofort ein-
büssen, wenn die Bedürfnisse, zu deren Befriedigung sie bisher
dienten, insgesammt verschwinden. Es ist nämlich klar, dass mit
den entsprechenden Bedürfnissen die ganze Grundlage jenes Ver-
hältnisses entfällt, das, wie wir sahen, die Güterqualität der
Dinge begründet.

Die Chinarinde würde dadurch, dass die Krankheiten, zu deren
Heilung sie dient, vollständig verschwinden würden, aufhören, ein
Gut zu sein, da das einzige Bedürfniss zu dessen Befriedigung die-

Die Gesetze, unter welchen die Güter stehen.
deten Werkzeugen und Vorrichtungen, den hier zur Verwendung
kommenden qualificirten Arbeitsleistungen, kurz mit sämmtlichen
zur Hervorbringung des zum menschlichen Genusse dienenden
Tabaks vorhandenen Gütern zweiter Ordnung? Wie ferner mit
dem Tabaksamen, den Tabakplantagen, den bei der Erzeugung
von rohem Tabak zur Verwendung kommenden Arbeitsleistungen
und den hier zur Anwendung kommenden Werkzeugen und Vor-
richtungen, und all’ den übrigen Gütern, die wir mit Rücksicht
auf das Bedürfniss des Menschen nach dem Tabakgenusse als Gü-
ter der dritten Ordnung bezeichnen können? Wie würde es sich
endlich mit den entsprechenden Gütern der vierten und fünften
Ordnung u. s. w. verhalten?

Die Güterqualität eines Dinges ist, wie wir sahen, dadurch
bedingt, dass es in ursächlichen Zusammenhang mit der Befrie-
digung menschlicher Bedürfnisse gesetzt werden kann. Wir haben
aber auch gesehen, dass der unmittelbare Causalnexus zwischen
Gut und Bedürfnissbefriedigung keineswegs eine nothwendige
Voraussetzung der Güterqualität eines Dinges ist, dass vielmehr
eine grosse Anzahl von Dingen die Güterqualität lediglich dar-
aus herleitet, dass sie sich in einem mehr oder minder ver-
mittelten
Causal-Zusammenhange mit der Befriedigung mensch-
licher Bedürfnisse befinden.

Steht es nun fest, dass das Vorhandensein zu befriedigen-
der menschlicher Bedürfnisse die Voraussetzung aller und jeder
Güterqualität ist, so ist damit zugleich der Grundsatz dargethan,
dass die Güter, ob sie nun unmittelbar in ursächlichen Zusam-
menhang mit der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesetzt
werden können, oder ihre Güterqualität aus einem mehr oder
minder vermittelten Causalnexus mit der Befriedigung mensch-
licher Bedürfnisse herleiten, doch ihre Güterqualität sofort ein-
büssen, wenn die Bedürfnisse, zu deren Befriedigung sie bisher
dienten, insgesammt verschwinden. Es ist nämlich klar, dass mit
den entsprechenden Bedürfnissen die ganze Grundlage jenes Ver-
hältnisses entfällt, das, wie wir sahen, die Güterqualität der
Dinge begründet.

Die Chinarinde würde dadurch, dass die Krankheiten, zu deren
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Gut zu sein, da das einzige Bedürfniss zu dessen Befriedigung die-

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[18/0036] Die Gesetze, unter welchen die Güter stehen. deten Werkzeugen und Vorrichtungen, den hier zur Verwendung kommenden qualificirten Arbeitsleistungen, kurz mit sämmtlichen zur Hervorbringung des zum menschlichen Genusse dienenden Tabaks vorhandenen Gütern zweiter Ordnung? Wie ferner mit dem Tabaksamen, den Tabakplantagen, den bei der Erzeugung von rohem Tabak zur Verwendung kommenden Arbeitsleistungen und den hier zur Anwendung kommenden Werkzeugen und Vor- richtungen, und all’ den übrigen Gütern, die wir mit Rücksicht auf das Bedürfniss des Menschen nach dem Tabakgenusse als Gü- ter der dritten Ordnung bezeichnen können? Wie würde es sich endlich mit den entsprechenden Gütern der vierten und fünften Ordnung u. s. w. verhalten? Die Güterqualität eines Dinges ist, wie wir sahen, dadurch bedingt, dass es in ursächlichen Zusammenhang mit der Befrie- digung menschlicher Bedürfnisse gesetzt werden kann. Wir haben aber auch gesehen, dass der unmittelbare Causalnexus zwischen Gut und Bedürfnissbefriedigung keineswegs eine nothwendige Voraussetzung der Güterqualität eines Dinges ist, dass vielmehr eine grosse Anzahl von Dingen die Güterqualität lediglich dar- aus herleitet, dass sie sich in einem mehr oder minder ver- mittelten Causal-Zusammenhange mit der Befriedigung mensch- licher Bedürfnisse befinden. Steht es nun fest, dass das Vorhandensein zu befriedigen- der menschlicher Bedürfnisse die Voraussetzung aller und jeder Güterqualität ist, so ist damit zugleich der Grundsatz dargethan, dass die Güter, ob sie nun unmittelbar in ursächlichen Zusam- menhang mit der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesetzt werden können, oder ihre Güterqualität aus einem mehr oder minder vermittelten Causalnexus mit der Befriedigung mensch- licher Bedürfnisse herleiten, doch ihre Güterqualität sofort ein- büssen, wenn die Bedürfnisse, zu deren Befriedigung sie bisher dienten, insgesammt verschwinden. Es ist nämlich klar, dass mit den entsprechenden Bedürfnissen die ganze Grundlage jenes Ver- hältnisses entfällt, das, wie wir sahen, die Güterqualität der Dinge begründet. Die Chinarinde würde dadurch, dass die Krankheiten, zu deren Heilung sie dient, vollständig verschwinden würden, aufhören, ein Gut zu sein, da das einzige Bedürfniss zu dessen Befriedigung die-

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/36>, abgerufen am 18.04.2024.