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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das Wesen der Güter.

Damit ein Ding ein Gut werde, oder mit andern Worten,
damit es die Güterqualität erlange, ist demnach das Zusammen-
treffen folgender vier Voraussetzungen erforderlich:

1. Ein menschliches Bedürfniss.

2. Solche Eigenschaften des Dinges, welche es tauglich
machen, in ursächlichen Zusammenhang mit der Befriedigung
dieses Bedürfnisses gesetzt zu werden.

3. Die Erkenntniss dieses Causal-Zusammenhanges Seitens
der Menschen.

4. Die Verfügung über dies Ding, so zwar, dass es zur
Befriedigung jenes Bedürfnisses thatsächlich herangezogen wer-
den kann.

Nur wo diese Voraussetzungen zusammentreffen, kann ein
Ding zum Gute werden, wo immer aber auch nur eine derselben
mangelt, kann kein Ding die Güterqualität erlangen; besässe es
aber bereits dieselbe, so müsste sie doch sofort verloren gehen,
wenn auch nur eine jener vier Voraussetzungen entfallen würde *).

Es verliert demnach ein Ding seine Güterqualität, erstens,
wenn durch eine Veränderung im Bereiche der menschlichen
Bedürfnisse der Erfolg herbeigeführt wird, dass kein Bedürfniss,
zu dessen Befriedigung jenes Ding die Tauglichkeit hat, vor-
handen ist.

Der gleiche Erfolg tritt, zweitens, überall dort ein, wo
durch eine Veränderung in den Eigenschaften eines Dinges die
Tauglichkeit desselben, in ursachlichen Zusammenhang mit der
Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesetzt zu werden, ver-
loren geht.

Die Güterqualität eines Dinges geht, drittens, dadurch
verloren, dass die Erkenntniss des ursächlichen Zusammenhanges
zwischen demselben und der Befriedigung menschlicher Bedürf-
nisse untergeht.

Viertens büsst endlich ein Gut seine Güterqualität ein,
wenn die Menschen die Verfügung über dasselbe verlieren, so

*) Aus dem Obigen ist ersichtlich, dass die Güterqualität nichts den
Gütern Anhaftendes, das ist keine Eigenschaft derselben ist, sondern sich
uns lediglich als eine Beziehung darstellt, in welcher sich gewisse Dinge zu
den Menschen befinden, eine Beziehung, mit deren Verschwinden dieselben
selbstverständlich auch aufhören, Güter zu sein.
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Ueber das Wesen der Güter.

Damit ein Ding ein Gut werde, oder mit andern Worten,
damit es die Güterqualität erlange, ist demnach das Zusammen-
treffen folgender vier Voraussetzungen erforderlich:

1. Ein menschliches Bedürfniss.

2. Solche Eigenschaften des Dinges, welche es tauglich
machen, in ursächlichen Zusammenhang mit der Befriedigung
dieses Bedürfnisses gesetzt zu werden.

3. Die Erkenntniss dieses Causal-Zusammenhanges Seitens
der Menschen.

4. Die Verfügung über dies Ding, so zwar, dass es zur
Befriedigung jenes Bedürfnisses thatsächlich herangezogen wer-
den kann.

Nur wo diese Voraussetzungen zusammentreffen, kann ein
Ding zum Gute werden, wo immer aber auch nur eine derselben
mangelt, kann kein Ding die Güterqualität erlangen; besässe es
aber bereits dieselbe, so müsste sie doch sofort verloren gehen,
wenn auch nur eine jener vier Voraussetzungen entfallen würde *).

Es verliert demnach ein Ding seine Güterqualität, erstens,
wenn durch eine Veränderung im Bereiche der menschlichen
Bedürfnisse der Erfolg herbeigeführt wird, dass kein Bedürfniss,
zu dessen Befriedigung jenes Ding die Tauglichkeit hat, vor-
handen ist.

Der gleiche Erfolg tritt, zweitens, überall dort ein, wo
durch eine Veränderung in den Eigenschaften eines Dinges die
Tauglichkeit desselben, in ursachlichen Zusammenhang mit der
Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesetzt zu werden, ver-
loren geht.

Die Güterqualität eines Dinges geht, drittens, dadurch
verloren, dass die Erkenntniss des ursächlichen Zusammenhanges
zwischen demselben und der Befriedigung menschlicher Bedürf-
nisse untergeht.

Viertens büsst endlich ein Gut seine Güterqualität ein,
wenn die Menschen die Verfügung über dasselbe verlieren, so

*) Aus dem Obigen ist ersichtlich, dass die Güterqualität nichts den
Gütern Anhaftendes, das ist keine Eigenschaft derselben ist, sondern sich
uns lediglich als eine Beziehung darstellt, in welcher sich gewisse Dinge zu
den Menschen befinden, eine Beziehung, mit deren Verschwinden dieselben
selbstverständlich auch aufhören, Güter zu sein.
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[3/0021] Ueber das Wesen der Güter. Damit ein Ding ein Gut werde, oder mit andern Worten, damit es die Güterqualität erlange, ist demnach das Zusammen- treffen folgender vier Voraussetzungen erforderlich: 1. Ein menschliches Bedürfniss. 2. Solche Eigenschaften des Dinges, welche es tauglich machen, in ursächlichen Zusammenhang mit der Befriedigung dieses Bedürfnisses gesetzt zu werden. 3. Die Erkenntniss dieses Causal-Zusammenhanges Seitens der Menschen. 4. Die Verfügung über dies Ding, so zwar, dass es zur Befriedigung jenes Bedürfnisses thatsächlich herangezogen wer- den kann. Nur wo diese Voraussetzungen zusammentreffen, kann ein Ding zum Gute werden, wo immer aber auch nur eine derselben mangelt, kann kein Ding die Güterqualität erlangen; besässe es aber bereits dieselbe, so müsste sie doch sofort verloren gehen, wenn auch nur eine jener vier Voraussetzungen entfallen würde *). Es verliert demnach ein Ding seine Güterqualität, erstens, wenn durch eine Veränderung im Bereiche der menschlichen Bedürfnisse der Erfolg herbeigeführt wird, dass kein Bedürfniss, zu dessen Befriedigung jenes Ding die Tauglichkeit hat, vor- handen ist. Der gleiche Erfolg tritt, zweitens, überall dort ein, wo durch eine Veränderung in den Eigenschaften eines Dinges die Tauglichkeit desselben, in ursachlichen Zusammenhang mit der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesetzt zu werden, ver- loren geht. Die Güterqualität eines Dinges geht, drittens, dadurch verloren, dass die Erkenntniss des ursächlichen Zusammenhanges zwischen demselben und der Befriedigung menschlicher Bedürf- nisse untergeht. Viertens büsst endlich ein Gut seine Güterqualität ein, wenn die Menschen die Verfügung über dasselbe verlieren, so *) Aus dem Obigen ist ersichtlich, dass die Güterqualität nichts den Gütern Anhaftendes, das ist keine Eigenschaft derselben ist, sondern sich uns lediglich als eine Beziehung darstellt, in welcher sich gewisse Dinge zu den Menschen befinden, eine Beziehung, mit deren Verschwinden dieselben selbstverständlich auch aufhören, Güter zu sein. 1 *

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/21>, abgerufen am 18.04.2024.