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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Die Preisbildung im Monopolhandel.
2 Pferde, B3 aber 1 Pferd erstehen, der Preis für ein solches aber
zwischen 50 und 60 Metzen Getreide sich bilden müsste; würde
aber A 10 Pferde zu Markte bringen, so würde B1 4 Pferde,
B2 3 Pferde, B3 2 Pferde, B4 endlich 1 Pferd erstehen, der
Preis sich aber zwischen 40 und 50 Metzen Getreide fixiren, und
es ist kein Zweifel, dass, wofern der Monopolist A noch grössere
Quantitäten des Monopolgutes zur Veräusserung brächte, einer-
seits eine immer geringere Anzahl der obigen Landwirthe von
dem Eintausche von Quantitäten des Monopolgutes ökonomisch
ausgeschlossen wäre, andererseits aber auch der Preis einer be-
stimmten Quantität dieses letzteren immer mehr und mehr herab-
gedrückt werden würde.

Denken wir uns unter B1 und B2 u. s. f. nicht einzelne
Individuen, sondern Repräsentanten von Gruppen der Bevöl-
kerung eines Landes, so zwar, dass wir unter B1 jene Gruppe
von wirthschaftenden Individuen verstehen, welche rücksicht-
lich der beiden oben in Rede stehenden Güter (des Monopol-
gutes und des Getreides) die tauschkräftigsten und tausch-
lustigsten, B2 jene Gruppe von wirthschaftenden Individuen,
welche in dieser Rücksicht den erstern folgen u. s. f., so steht
vor uns das Bild des Monopolhandels, wie uns derselbe unter
den gewöhnlichen Lebensverhältnissen thatsächlich vor die
Augen tritt.

Wir sehen Bevölkerungsschichten von sehr verschiedener
Tauschkraft um die zu Markte gelangenden Quantitäten der
Monopolgüter concurriren, sehen dieselben sich, gleich wie diess
oben an einzelnen Individuen gezeigt wurde, ökonomisch von
dem Eintausche dieser Quantitäten ausschliessen, die Be-
völkerungsschichten, welche den Genuss von Monopolgütern
entbehren müssen, desto zahlreicher werden, je geringer die zu
Markte gebrachte Quantität des Monopolgutes, und umgekehrt
die Monopolgüter in um so minder tauschkräftige Bevölkerungs-
schichten eindringen, je grösser diese Quantität ist, und parallel-
laufend mit den obigen Erscheinungen die Preise der Monopol-
güter steigen und fallen.

Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergeben sich die
nachfolgenden Grundsätze:

1. Die von einem Monopolisten zur Veräusserung gebrachte

Die Preisbildung im Monopolhandel.
2 Pferde, B3 aber 1 Pferd erstehen, der Preis für ein solches aber
zwischen 50 und 60 Metzen Getreide sich bilden müsste; würde
aber A 10 Pferde zu Markte bringen, so würde B1 4 Pferde,
B2 3 Pferde, B3 2 Pferde, B4 endlich 1 Pferd erstehen, der
Preis sich aber zwischen 40 und 50 Metzen Getreide fixiren, und
es ist kein Zweifel, dass, wofern der Monopolist A noch grössere
Quantitäten des Monopolgutes zur Veräusserung brächte, einer-
seits eine immer geringere Anzahl der obigen Landwirthe von
dem Eintausche von Quantitäten des Monopolgutes ökonomisch
ausgeschlossen wäre, andererseits aber auch der Preis einer be-
stimmten Quantität dieses letzteren immer mehr und mehr herab-
gedrückt werden würde.

Denken wir uns unter B1 und B2 u. s. f. nicht einzelne
Individuen, sondern Repräsentanten von Gruppen der Bevöl-
kerung eines Landes, so zwar, dass wir unter B1 jene Gruppe
von wirthschaftenden Individuen verstehen, welche rücksicht-
lich der beiden oben in Rede stehenden Güter (des Monopol-
gutes und des Getreides) die tauschkräftigsten und tausch-
lustigsten, B2 jene Gruppe von wirthschaftenden Individuen,
welche in dieser Rücksicht den erstern folgen u. s. f., so steht
vor uns das Bild des Monopolhandels, wie uns derselbe unter
den gewöhnlichen Lebensverhältnissen thatsächlich vor die
Augen tritt.

Wir sehen Bevölkerungsschichten von sehr verschiedener
Tauschkraft um die zu Markte gelangenden Quantitäten der
Monopolgüter concurriren, sehen dieselben sich, gleich wie diess
oben an einzelnen Individuen gezeigt wurde, ökonomisch von
dem Eintausche dieser Quantitäten ausschliessen, die Be-
völkerungsschichten, welche den Genuss von Monopolgütern
entbehren müssen, desto zahlreicher werden, je geringer die zu
Markte gebrachte Quantität des Monopolgutes, und umgekehrt
die Monopolgüter in um so minder tauschkräftige Bevölkerungs-
schichten eindringen, je grösser diese Quantität ist, und parallel-
laufend mit den obigen Erscheinungen die Preise der Monopol-
güter steigen und fallen.

Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergeben sich die
nachfolgenden Grundsätze:

1. Die von einem Monopolisten zur Veräusserung gebrachte

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[190/0208] Die Preisbildung im Monopolhandel. 2 Pferde, B3 aber 1 Pferd erstehen, der Preis für ein solches aber zwischen 50 und 60 Metzen Getreide sich bilden müsste; würde aber A 10 Pferde zu Markte bringen, so würde B1 4 Pferde, B2 3 Pferde, B3 2 Pferde, B4 endlich 1 Pferd erstehen, der Preis sich aber zwischen 40 und 50 Metzen Getreide fixiren, und es ist kein Zweifel, dass, wofern der Monopolist A noch grössere Quantitäten des Monopolgutes zur Veräusserung brächte, einer- seits eine immer geringere Anzahl der obigen Landwirthe von dem Eintausche von Quantitäten des Monopolgutes ökonomisch ausgeschlossen wäre, andererseits aber auch der Preis einer be- stimmten Quantität dieses letzteren immer mehr und mehr herab- gedrückt werden würde. Denken wir uns unter B1 und B2 u. s. f. nicht einzelne Individuen, sondern Repräsentanten von Gruppen der Bevöl- kerung eines Landes, so zwar, dass wir unter B1 jene Gruppe von wirthschaftenden Individuen verstehen, welche rücksicht- lich der beiden oben in Rede stehenden Güter (des Monopol- gutes und des Getreides) die tauschkräftigsten und tausch- lustigsten, B2 jene Gruppe von wirthschaftenden Individuen, welche in dieser Rücksicht den erstern folgen u. s. f., so steht vor uns das Bild des Monopolhandels, wie uns derselbe unter den gewöhnlichen Lebensverhältnissen thatsächlich vor die Augen tritt. Wir sehen Bevölkerungsschichten von sehr verschiedener Tauschkraft um die zu Markte gelangenden Quantitäten der Monopolgüter concurriren, sehen dieselben sich, gleich wie diess oben an einzelnen Individuen gezeigt wurde, ökonomisch von dem Eintausche dieser Quantitäten ausschliessen, die Be- völkerungsschichten, welche den Genuss von Monopolgütern entbehren müssen, desto zahlreicher werden, je geringer die zu Markte gebrachte Quantität des Monopolgutes, und umgekehrt die Monopolgüter in um so minder tauschkräftige Bevölkerungs- schichten eindringen, je grösser diese Quantität ist, und parallel- laufend mit den obigen Erscheinungen die Preise der Monopol- güter steigen und fallen. Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergeben sich die nachfolgenden Grundsätze: 1. Die von einem Monopolisten zur Veräusserung gebrachte

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/208>, abgerufen am 19.04.2024.