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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Die Grenzen des ökonomischen Tausches.
Befriedigung ihrer Bedürfnisse beträchtlich besser vorsorgen, wenn
A dem B ein Pferd und B dem A eine Kuh im Austausche hin-
giebt, und es ist kein Zweifel, dass dieselben, wofern sie wirth-
schaftende Subjecte sind, diesen Tausch auch thatsächlich vor-
nehmen werden.

Nach diesem ersten Tausche wird sich aber die Bedeutung
der Bedürfnissbefriedigungen, für welche durch den Güterbesitz
der beiden obigen Personen vorgesorgt ist, in der nachfolgenden
Weise darstellen:

[Tabelle]
und es ist somit leicht ersichtlich, dass durch den obigen Tausch
jedem der beiden Tauschenden ein eben so grosser ökonomischer
Vortheil zugewachsen ist, als wenn sich sein Vermögen um ein
Gut, dessen Werth für jede der beiden hier in Rede stehenden
Personen gleich 40 ist, vermehrt hätte *). Ebenso sicher ist aber
auch, dass mit diesem ersten Tausche die Grundlagen ökono-
mischer Tauschoperationen keineswegs erschöpft sind, vielmehr
ist für A ein Pferd immer noch viel weniger werth, als eine neu
in seinen Güterbesitz tretende Kuh für ihn werth sein würde,
(10 das erste, 30 die zweite), während für B umgekehrt eine
Kuh nur 10, ein neu in seine Wirthschaft tretendes Pferd aber 30
(also dreimal so viel) werth wäre. Es liegt demnach in dem
ökonomischen Interesse der beiden wirthschaftenden Individuen,
noch eine zweite Tauschoperation vorzunehmen.


*) Wenn von einigen Schriftstellern, (unter den neuern Deutschen noch
von Lotz und Rau,) die Productivität des Handels geläugnet wird, so findet
dies in dem Obigen seine vollständige Widerlegung. Ein jeder ökonomische
Gütertausch hat auf die wirthschaftliche Lage beider Tauschenden die näm-
liche Wirkung, als ob in den Besitz derselben ein neues Vermögensobject
treten würde und ist demnach wirthschaftlich nicht minder productiv, als
die industrielle, oder landwirthschaftliche Thätigkeit.

Die Grenzen des ökonomischen Tausches.
Befriedigung ihrer Bedürfnisse beträchtlich besser vorsorgen, wenn
A dem B ein Pferd und B dem A eine Kuh im Austausche hin-
giebt, und es ist kein Zweifel, dass dieselben, wofern sie wirth-
schaftende Subjecte sind, diesen Tausch auch thatsächlich vor-
nehmen werden.

Nach diesem ersten Tausche wird sich aber die Bedeutung
der Bedürfnissbefriedigungen, für welche durch den Güterbesitz
der beiden obigen Personen vorgesorgt ist, in der nachfolgenden
Weise darstellen:

[Tabelle]
und es ist somit leicht ersichtlich, dass durch den obigen Tausch
jedem der beiden Tauschenden ein eben so grosser ökonomischer
Vortheil zugewachsen ist, als wenn sich sein Vermögen um ein
Gut, dessen Werth für jede der beiden hier in Rede stehenden
Personen gleich 40 ist, vermehrt hätte *). Ebenso sicher ist aber
auch, dass mit diesem ersten Tausche die Grundlagen ökono-
mischer Tauschoperationen keineswegs erschöpft sind, vielmehr
ist für A ein Pferd immer noch viel weniger werth, als eine neu
in seinen Güterbesitz tretende Kuh für ihn werth sein würde,
(10 das erste, 30 die zweite), während für B umgekehrt eine
Kuh nur 10, ein neu in seine Wirthschaft tretendes Pferd aber 30
(also dreimal so viel) werth wäre. Es liegt demnach in dem
ökonomischen Interesse der beiden wirthschaftenden Individuen,
noch eine zweite Tauschoperation vorzunehmen.


*) Wenn von einigen Schriftstellern, (unter den neuern Deutschen noch
von Lotz und Rau,) die Productivität des Handels geläugnet wird, so findet
dies in dem Obigen seine vollständige Widerlegung. Ein jeder ökonomische
Gütertausch hat auf die wirthschaftliche Lage beider Tauschenden die näm-
liche Wirkung, als ob in den Besitz derselben ein neues Vermögensobject
treten würde und ist demnach wirthschaftlich nicht minder productiv, als
die industrielle, oder landwirthschaftliche Thätigkeit.
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[164/0182] Die Grenzen des ökonomischen Tausches. Befriedigung ihrer Bedürfnisse beträchtlich besser vorsorgen, wenn A dem B ein Pferd und B dem A eine Kuh im Austausche hin- giebt, und es ist kein Zweifel, dass dieselben, wofern sie wirth- schaftende Subjecte sind, diesen Tausch auch thatsächlich vor- nehmen werden. Nach diesem ersten Tausche wird sich aber die Bedeutung der Bedürfnissbefriedigungen, für welche durch den Güterbesitz der beiden obigen Personen vorgesorgt ist, in der nachfolgenden Weise darstellen: und es ist somit leicht ersichtlich, dass durch den obigen Tausch jedem der beiden Tauschenden ein eben so grosser ökonomischer Vortheil zugewachsen ist, als wenn sich sein Vermögen um ein Gut, dessen Werth für jede der beiden hier in Rede stehenden Personen gleich 40 ist, vermehrt hätte *). Ebenso sicher ist aber auch, dass mit diesem ersten Tausche die Grundlagen ökono- mischer Tauschoperationen keineswegs erschöpft sind, vielmehr ist für A ein Pferd immer noch viel weniger werth, als eine neu in seinen Güterbesitz tretende Kuh für ihn werth sein würde, (10 das erste, 30 die zweite), während für B umgekehrt eine Kuh nur 10, ein neu in seine Wirthschaft tretendes Pferd aber 30 (also dreimal so viel) werth wäre. Es liegt demnach in dem ökonomischen Interesse der beiden wirthschaftenden Individuen, noch eine zweite Tauschoperation vorzunehmen. *) Wenn von einigen Schriftstellern, (unter den neuern Deutschen noch von Lotz und Rau,) die Productivität des Handels geläugnet wird, so findet dies in dem Obigen seine vollständige Widerlegung. Ein jeder ökonomische Gütertausch hat auf die wirthschaftliche Lage beider Tauschenden die näm- liche Wirkung, als ob in den Besitz derselben ein neues Vermögensobject treten würde und ist demnach wirthschaftlich nicht minder productiv, als die industrielle, oder landwirthschaftliche Thätigkeit.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/182>, abgerufen am 20.04.2024.