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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber des ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
Quantitäten von gleicher ökonomischer Wirksamkeit, (ein Mittel,
das im wirthschaftlichen Leben der Menschen thatsächlich in
allen ähnlichen Fällen zur Anwendung kommt,) behebt demnach
vollständig die Schwierigkeit, welche aus der verschiedenen
Qualität der Güter, (sofern ihre Wirksamkeit lediglich eine quan-
titativ verschiedene ist,) für die Werthschätzung concreter Quan-
titäten derselben entstehen, indem hiedurch der in Rede stehende
complicirtere Fall auf das einfache Verhältniss, wie wir dasselbe
oben (S. 89 ff.) dargestellt haben, zurückgeführt wird.

Verwickelter ist die Frage nach dem Einflusse, welchen
die verschiedene Qualität auf den Werth concreter Güter oder
Güterquantitäten äussert, wenn in Folge der verschiedenen
Qualität der Güter die Bedürfnisse in qualitativ ver-
schiedener Weise zur Befriedigung gelangen. Dass auch hier
die Bedeutung jener Bedürfnisse, welche unbefriedigt blei-
ben müssten, wofern wir über ein seiner Art, aber auch
seiner besondern Qualität nach bestimmtes Gut nicht zu verfügen
vermöchten, das massgebende Moment seines Werthes ist, steht
nach dem, was wir oben über das allgemeine Princip der Werth-
bestimmung der Güter sagten, zwar ausser allem Zweifel (S. 88).
Die Schwierigkeit, von der wir hier sprechen, liegt denn auch
nicht in dem allgemeinen Principe der Werthbestimmung der
obigen Güter, sondern vielmehr in der Bestimmung jener Be-
dürfnissbefriedigung, welche eben von einem bestimmten concreten
Gute unter Umständen abhängig ist, wo einer Gesammtheit von
Bedürfnissen Güter gegenüberstehen, deren Theilquantitäten die
obigen Bedürfnisse in qualitativ verschiedener Weise zu befrie-
digen geeignet sind, also in der practischen Anwendung des obigen
Principes im wirthschaftlichen Leben der Menschen. Die Lösung
dieses Problems ergiebt sich nun aber aus den nachfolgenden
Betrachtungen.

Die wirthschaftenden Menschen verwenden die Quantitäten
der ihnen verfügbaren Güter nicht ohne Rücksicht auf die ver-
schiedene Qualität derselben, wo immer eine solche vorhanden
ist. Der Landwirth, welcher über Getreide von verschiedener
Qualität verfügt, verwendet z. B. nicht etwa das schlechteste
zur Aussaat, das Getreide mittlerer Qualität zur Viehmästung
und das vorzüglichste zu Nahrungszwecken und zur Erzeugung

Ueber des ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
Quantitäten von gleicher ökonomischer Wirksamkeit, (ein Mittel,
das im wirthschaftlichen Leben der Menschen thatsächlich in
allen ähnlichen Fällen zur Anwendung kommt,) behebt demnach
vollständig die Schwierigkeit, welche aus der verschiedenen
Qualität der Güter, (sofern ihre Wirksamkeit lediglich eine quan-
titativ verschiedene ist,) für die Werthschätzung concreter Quan-
titäten derselben entstehen, indem hiedurch der in Rede stehende
complicirtere Fall auf das einfache Verhältniss, wie wir dasselbe
oben (S. 89 ff.) dargestellt haben, zurückgeführt wird.

Verwickelter ist die Frage nach dem Einflusse, welchen
die verschiedene Qualität auf den Werth concreter Güter oder
Güterquantitäten äussert, wenn in Folge der verschiedenen
Qualität der Güter die Bedürfnisse in qualitativ ver-
schiedener Weise zur Befriedigung gelangen. Dass auch hier
die Bedeutung jener Bedürfnisse, welche unbefriedigt blei-
ben müssten, wofern wir über ein seiner Art, aber auch
seiner besondern Qualität nach bestimmtes Gut nicht zu verfügen
vermöchten, das massgebende Moment seines Werthes ist, steht
nach dem, was wir oben über das allgemeine Princip der Werth-
bestimmung der Güter sagten, zwar ausser allem Zweifel (S. 88).
Die Schwierigkeit, von der wir hier sprechen, liegt denn auch
nicht in dem allgemeinen Principe der Werthbestimmung der
obigen Güter, sondern vielmehr in der Bestimmung jener Be-
dürfnissbefriedigung, welche eben von einem bestimmten concreten
Gute unter Umständen abhängig ist, wo einer Gesammtheit von
Bedürfnissen Güter gegenüberstehen, deren Theilquantitäten die
obigen Bedürfnisse in qualitativ verschiedener Weise zu befrie-
digen geeignet sind, also in der practischen Anwendung des obigen
Principes im wirthschaftlichen Leben der Menschen. Die Lösung
dieses Problems ergiebt sich nun aber aus den nachfolgenden
Betrachtungen.

Die wirthschaftenden Menschen verwenden die Quantitäten
der ihnen verfügbaren Güter nicht ohne Rücksicht auf die ver-
schiedene Qualität derselben, wo immer eine solche vorhanden
ist. Der Landwirth, welcher über Getreide von verschiedener
Qualität verfügt, verwendet z. B. nicht etwa das schlechteste
zur Aussaat, das Getreide mittlerer Qualität zur Viehmästung
und das vorzüglichste zu Nahrungszwecken und zur Erzeugung

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[117/0135] Ueber des ursprünglichste Mass des Güterwerthes. Quantitäten von gleicher ökonomischer Wirksamkeit, (ein Mittel, das im wirthschaftlichen Leben der Menschen thatsächlich in allen ähnlichen Fällen zur Anwendung kommt,) behebt demnach vollständig die Schwierigkeit, welche aus der verschiedenen Qualität der Güter, (sofern ihre Wirksamkeit lediglich eine quan- titativ verschiedene ist,) für die Werthschätzung concreter Quan- titäten derselben entstehen, indem hiedurch der in Rede stehende complicirtere Fall auf das einfache Verhältniss, wie wir dasselbe oben (S. 89 ff.) dargestellt haben, zurückgeführt wird. Verwickelter ist die Frage nach dem Einflusse, welchen die verschiedene Qualität auf den Werth concreter Güter oder Güterquantitäten äussert, wenn in Folge der verschiedenen Qualität der Güter die Bedürfnisse in qualitativ ver- schiedener Weise zur Befriedigung gelangen. Dass auch hier die Bedeutung jener Bedürfnisse, welche unbefriedigt blei- ben müssten, wofern wir über ein seiner Art, aber auch seiner besondern Qualität nach bestimmtes Gut nicht zu verfügen vermöchten, das massgebende Moment seines Werthes ist, steht nach dem, was wir oben über das allgemeine Princip der Werth- bestimmung der Güter sagten, zwar ausser allem Zweifel (S. 88). Die Schwierigkeit, von der wir hier sprechen, liegt denn auch nicht in dem allgemeinen Principe der Werthbestimmung der obigen Güter, sondern vielmehr in der Bestimmung jener Be- dürfnissbefriedigung, welche eben von einem bestimmten concreten Gute unter Umständen abhängig ist, wo einer Gesammtheit von Bedürfnissen Güter gegenüberstehen, deren Theilquantitäten die obigen Bedürfnisse in qualitativ verschiedener Weise zu befrie- digen geeignet sind, also in der practischen Anwendung des obigen Principes im wirthschaftlichen Leben der Menschen. Die Lösung dieses Problems ergiebt sich nun aber aus den nachfolgenden Betrachtungen. Die wirthschaftenden Menschen verwenden die Quantitäten der ihnen verfügbaren Güter nicht ohne Rücksicht auf die ver- schiedene Qualität derselben, wo immer eine solche vorhanden ist. Der Landwirth, welcher über Getreide von verschiedener Qualität verfügt, verwendet z. B. nicht etwa das schlechteste zur Aussaat, das Getreide mittlerer Qualität zur Viehmästung und das vorzüglichste zu Nahrungszwecken und zur Erzeugung

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/135>, abgerufen am 19.04.2024.