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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das urspsünglichste Mass des Güterwerthes.
90 Mass abhingen, waren Genüsse, wir sahen, dass im dritten
Falle, wo nur 40 Mass Wasser täglich zu seiner Verfügung stan-
den, bereits wichtigere Bedürfnissbefriedigungen von der Ver-
fügung über jede concrete Theilquantität abhängig waren und
demgemäss sahen wir auch den Werth der Theilquantitäten
steigen, welcher im vierten Falle, als noch wichtigere Bedürf-
nissbefriedigungen von jeder concreten Theilquantität abhängig
wurden, sich abermals erhöhte.

Setzen wir nun, um zu complicirteren (socialen) Verhält-
nissen zu übergehen, den Fall, dass auf einem Segelschiffe, das
noch 20 Tagreisen vom Lande entfernt wäre, durch irgend einen
Unfall die Vorräthe an Nahrungsmitteln bis auf einen kleinen
Rest verloren gehen würden, so zwar, dass für jeden der Mit-
reisenden nur eine solche Quantität irgend eines Nahrungsmittels,
z. B. von Zwieback, erhalten bliebe, die eben zur Fortfristung
seines Lebens während dieser 20 Tage erforderlich wäre. Dies
würde ein Fall sein, in welchen bestimmten Bedürfnissen der auf
dem Segelschiffe weilenden Personen eben nur die Verfügung
über bestimmte Güter gegenüber stehen würde, so zwar, dass
die Befriedigung jener Bedürfnisse vollständig von der verfüg-
baren Gütermenge abhängig wäre. Vorausgesetzt nun, das Leben
der Reisenden würde nur dann erhalten bleiben können, falls
jeder derselben täglich ein halbes Pfund Zwieback zu sich
nehmen würde, und es verfügte jeder der Reisenden thatsächlich
nur über zehn Pfund Zwieback, so würde diese Quantität von
Nahrungsmitteln für jeden der Schiffsbewohner die volle Be-
deutung der Erhaltung seines Lebens haben. Unter solchen Ver-
hältnissen würde Niemand, für den sein Leben überhaupt Be-
deutung hätte, sich bewegen lassen, diese Güterquantitat, oder
auch nur einen irgendwie beachtenswerthen Theil davon, gegen
irgend welche andere Güter, die nicht Nahrungsmittel wären,
ja selbst gegen die im gemeinen Leben sonst werthvollsten
Güter hinzugeben. Wollte z. B. ein reicher Mann, der sich auf
dem Schiffe befände, um die Pein des Hungers zu mildern,
welcher von so schmaler Kost unzertrennlich wäre, für ein Pfund
Zwieback die gleiche Gewichtsmenge Gold hingeben, so würde
er keinen der Mitreisenden bereit finden, auf ein solches An-
erbieten einzugehen.


Ueber das urspsünglichste Mass des Güterwerthes.
90 Mass abhingen, waren Genüsse, wir sahen, dass im dritten
Falle, wo nur 40 Mass Wasser täglich zu seiner Verfügung stan-
den, bereits wichtigere Bedürfnissbefriedigungen von der Ver-
fügung über jede concrete Theilquantität abhängig waren und
demgemäss sahen wir auch den Werth der Theilquantitäten
steigen, welcher im vierten Falle, als noch wichtigere Bedürf-
nissbefriedigungen von jeder concreten Theilquantität abhängig
wurden, sich abermals erhöhte.

Setzen wir nun, um zu complicirteren (socialen) Verhält-
nissen zu übergehen, den Fall, dass auf einem Segelschiffe, das
noch 20 Tagreisen vom Lande entfernt wäre, durch irgend einen
Unfall die Vorräthe an Nahrungsmitteln bis auf einen kleinen
Rest verloren gehen würden, so zwar, dass für jeden der Mit-
reisenden nur eine solche Quantität irgend eines Nahrungsmittels,
z. B. von Zwieback, erhalten bliebe, die eben zur Fortfristung
seines Lebens während dieser 20 Tage erforderlich wäre. Dies
würde ein Fall sein, in welchen bestimmten Bedürfnissen der auf
dem Segelschiffe weilenden Personen eben nur die Verfügung
über bestimmte Güter gegenüber stehen würde, so zwar, dass
die Befriedigung jener Bedürfnisse vollständig von der verfüg-
baren Gütermenge abhängig wäre. Vorausgesetzt nun, das Leben
der Reisenden würde nur dann erhalten bleiben können, falls
jeder derselben täglich ein halbes Pfund Zwieback zu sich
nehmen würde, und es verfügte jeder der Reisenden thatsächlich
nur über zehn Pfund Zwieback, so würde diese Quantität von
Nahrungsmitteln für jeden der Schiffsbewohner die volle Be-
deutung der Erhaltung seines Lebens haben. Unter solchen Ver-
hältnissen würde Niemand, für den sein Leben überhaupt Be-
deutung hätte, sich bewegen lassen, diese Güterquantitat, oder
auch nur einen irgendwie beachtenswerthen Theil davon, gegen
irgend welche andere Güter, die nicht Nahrungsmittel wären,
ja selbst gegen die im gemeinen Leben sonst werthvollsten
Güter hinzugeben. Wollte z. B. ein reicher Mann, der sich auf
dem Schiffe befände, um die Pein des Hungers zu mildern,
welcher von so schmaler Kost unzertrennlich wäre, für ein Pfund
Zwieback die gleiche Gewichtsmenge Gold hingeben, so würde
er keinen der Mitreisenden bereit finden, auf ein solches An-
erbieten einzugehen.


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[104/0122] Ueber das urspsünglichste Mass des Güterwerthes. 90 Mass abhingen, waren Genüsse, wir sahen, dass im dritten Falle, wo nur 40 Mass Wasser täglich zu seiner Verfügung stan- den, bereits wichtigere Bedürfnissbefriedigungen von der Ver- fügung über jede concrete Theilquantität abhängig waren und demgemäss sahen wir auch den Werth der Theilquantitäten steigen, welcher im vierten Falle, als noch wichtigere Bedürf- nissbefriedigungen von jeder concreten Theilquantität abhängig wurden, sich abermals erhöhte. Setzen wir nun, um zu complicirteren (socialen) Verhält- nissen zu übergehen, den Fall, dass auf einem Segelschiffe, das noch 20 Tagreisen vom Lande entfernt wäre, durch irgend einen Unfall die Vorräthe an Nahrungsmitteln bis auf einen kleinen Rest verloren gehen würden, so zwar, dass für jeden der Mit- reisenden nur eine solche Quantität irgend eines Nahrungsmittels, z. B. von Zwieback, erhalten bliebe, die eben zur Fortfristung seines Lebens während dieser 20 Tage erforderlich wäre. Dies würde ein Fall sein, in welchen bestimmten Bedürfnissen der auf dem Segelschiffe weilenden Personen eben nur die Verfügung über bestimmte Güter gegenüber stehen würde, so zwar, dass die Befriedigung jener Bedürfnisse vollständig von der verfüg- baren Gütermenge abhängig wäre. Vorausgesetzt nun, das Leben der Reisenden würde nur dann erhalten bleiben können, falls jeder derselben täglich ein halbes Pfund Zwieback zu sich nehmen würde, und es verfügte jeder der Reisenden thatsächlich nur über zehn Pfund Zwieback, so würde diese Quantität von Nahrungsmitteln für jeden der Schiffsbewohner die volle Be- deutung der Erhaltung seines Lebens haben. Unter solchen Ver- hältnissen würde Niemand, für den sein Leben überhaupt Be- deutung hätte, sich bewegen lassen, diese Güterquantitat, oder auch nur einen irgendwie beachtenswerthen Theil davon, gegen irgend welche andere Güter, die nicht Nahrungsmittel wären, ja selbst gegen die im gemeinen Leben sonst werthvollsten Güter hinzugeben. Wollte z. B. ein reicher Mann, der sich auf dem Schiffe befände, um die Pein des Hungers zu mildern, welcher von so schmaler Kost unzertrennlich wäre, für ein Pfund Zwieback die gleiche Gewichtsmenge Gold hingeben, so würde er keinen der Mitreisenden bereit finden, auf ein solches An- erbieten einzugehen.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/122>, abgerufen am 28.03.2024.