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Mendel, Gregor: Versuche über Pflanzen-Hybriden. In: Verhandlungen des Naturforschenden Vereines in Brünn 4 (1866), S. 3-47.

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Unterscheidung wegen stets die lange Axe von 6--7' mit der kur-
zen von 3/4 bis 11/2' verbunden.

In zwei von den angeführten differirenden Merkmalen wurden
durch Befruchtung vereinigt. Für den

[Tabelle]

Von einer grösseren Anzahl Pflanzen derselben Art wurden zur
Befruchtung nur die kräftigsten ausgewählt. Schwache Exemplare geben
immer unsichere Resultate, weil schon in der ersten Generation der Hy-
briden und noch mehr in der folgenden manche Abkömmlinge entweder
gar nicht zur Blüthe gelangen, oder doch wenige und schlechte Samen
bilden.

Ferner wurde bei sämmtlichen Versuchen die wechselseitige Kreu-
zung durchgeführt, in der Weise nämlich, dass jene der beiden Arten,
welche bei einer Anzahl Befruchtungen als Samenpflanze diente, bei der
anderen als Pollenpflanze verwendet wurde.

Die Pflanzen wurden auf Gartenbeeten, ein kleiner Theil in Tö-
pfen gezogen, und mittelst Stäben, Baumzweigen und gespannten Schnü-
ren in der natürlichen aufrechten Stellung erhalten. Für jeden Versuch
wurde eine Anzahl Topfpflanzen während der Blüthezeit in ein Ge-
wächshaus gestellt, sie sollten für den Hauptversuch im Garten als Con-
trolle dienen bezüglich möglicher Störungen durch Insecten. Unter jenen,
welche die Erbsenpflanze besuchen, könnte die Käferspecies Bruchus
pisi dem Versuche gefährlich werden, falls sie in grösserer Menge er-
scheint. Das Weibchen dieser Art legt bekanntlich seine Eier in die
Blüthe und öffnet dabei das Schiffchen; an den Tarsen eines Exempla-
res, welches in einer Blüthe gefangen wurde, konnten unter der Loupe
deutlich einige Pollenzellen bemerkt werden. Es muss hier noch eines
Umstandes Erwähnung geschehen, der möglicher Weise die Einmengung
fremden Pollens veranlassen könnte. Es kommt nämlich in einzelnen
seltenen Fällen vor, dass gewisse Theile der übrigens ganz normal ent-
wickelten Blüthe verkümmern, wodurch eine theilweise Entblössung der

Unterscheidung wegen stets die lange Axe von 6—7' mit der kur-
zen von ¾ bis 1½' verbunden.

In zwei von den angeführten differirenden Merkmalen wurden
durch Befruchtung vereinigt. Für den

[Tabelle]

Von einer grösseren Anzahl Pflanzen derselben Art wurden zur
Befruchtung nur die kräftigsten ausgewählt. Schwache Exemplare geben
immer unsichere Resultate, weil schon in der ersten Generation der Hy-
briden und noch mehr in der folgenden manche Abkömmlinge entweder
gar nicht zur Blüthe gelangen, oder doch wenige und schlechte Samen
bilden.

Ferner wurde bei sämmtlichen Versuchen die wechselseitige Kreu-
zung durchgeführt, in der Weise nämlich, dass jene der beiden Arten,
welche bei einer Anzahl Befruchtungen als Samenpflanze diente, bei der
anderen als Pollenpflanze verwendet wurde.

Die Pflanzen wurden auf Gartenbeeten, ein kleiner Theil in Tö-
pfen gezogen, und mittelst Stäben, Baumzweigen und gespannten Schnü-
ren in der natürlichen aufrechten Stellung erhalten. Für jeden Versuch
wurde eine Anzahl Topfpflanzen während der Blüthezeit in ein Ge-
wächshaus gestellt, sie sollten für den Hauptversuch im Garten als Con-
trolle dienen bezüglich möglicher Störungen durch Insecten. Unter jenen,
welche die Erbsenpflanze besuchen, könnte die Käferspecies Bruchus
pisi dem Versuche gefährlich werden, falls sie in grösserer Menge er-
scheint. Das Weibchen dieser Art legt bekanntlich seine Eier in die
Blüthe und öffnet dabei das Schiffchen; an den Tarsen eines Exempla-
res, welches in einer Blüthe gefangen wurde, konnten unter der Loupe
deutlich einige Pollenzellen bemerkt werden. Es muss hier noch eines
Umstandes Erwähnung geschehen, der möglicher Weise die Einmengung
fremden Pollens veranlassen könnte. Es kommt nämlich in einzelnen
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wickelten Blüthe verkümmern, wodurch eine theilweise Entblössung der

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[9/0020] Unterscheidung wegen stets die lange Axe von 6—7' mit der kur- zen von ¾ bis 1½' verbunden. In zwei von den angeführten differirenden Merkmalen wurden durch Befruchtung vereinigt. Für den Von einer grösseren Anzahl Pflanzen derselben Art wurden zur Befruchtung nur die kräftigsten ausgewählt. Schwache Exemplare geben immer unsichere Resultate, weil schon in der ersten Generation der Hy- briden und noch mehr in der folgenden manche Abkömmlinge entweder gar nicht zur Blüthe gelangen, oder doch wenige und schlechte Samen bilden. Ferner wurde bei sämmtlichen Versuchen die wechselseitige Kreu- zung durchgeführt, in der Weise nämlich, dass jene der beiden Arten, welche bei einer Anzahl Befruchtungen als Samenpflanze diente, bei der anderen als Pollenpflanze verwendet wurde. Die Pflanzen wurden auf Gartenbeeten, ein kleiner Theil in Tö- pfen gezogen, und mittelst Stäben, Baumzweigen und gespannten Schnü- ren in der natürlichen aufrechten Stellung erhalten. Für jeden Versuch wurde eine Anzahl Topfpflanzen während der Blüthezeit in ein Ge- wächshaus gestellt, sie sollten für den Hauptversuch im Garten als Con- trolle dienen bezüglich möglicher Störungen durch Insecten. Unter jenen, welche die Erbsenpflanze besuchen, könnte die Käferspecies Bruchus pisi dem Versuche gefährlich werden, falls sie in grösserer Menge er- scheint. Das Weibchen dieser Art legt bekanntlich seine Eier in die Blüthe und öffnet dabei das Schiffchen; an den Tarsen eines Exempla- res, welches in einer Blüthe gefangen wurde, konnten unter der Loupe deutlich einige Pollenzellen bemerkt werden. Es muss hier noch eines Umstandes Erwähnung geschehen, der möglicher Weise die Einmengung fremden Pollens veranlassen könnte. Es kommt nämlich in einzelnen seltenen Fällen vor, dass gewisse Theile der übrigens ganz normal ent- wickelten Blüthe verkümmern, wodurch eine theilweise Entblössung der

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Zitationshilfe: Mendel, Gregor: Versuche über Pflanzen-Hybriden. In: Verhandlungen des Naturforschenden Vereines in Brünn 4 (1866), S. 3-47, hier S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendel_pflanzenhybriden_1866/20>, abgerufen am 25.04.2024.