Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite

aber E. Kön. Mayst. deren Landsleut da zu-
thun/ so wird die zahl gantz/ deutet damit
auff die Hispanier. Also ließ jhn der König
loß/ vnd lebt beydes sein geschwinden Kopff
vnd auch seinvnerschrocken gemüth in gefähren.

XXV. Von einem Pfaffen in Franck-
reich/ so treflich von einem Soldaten
auß Hessenland betrogen wirdt.

ES hat ein Soldat auß Hessenland so
lang in Franckreich vmb Sold gedie-
net/ das er die Frantzösische Sprach nit
allem verstehen/ sondern auch wol reden
konte. Derselbig vernahm/ wie daß ein Pfaff
vber die massen sehr Geltgirig wer/ derwegen
that er jhm einen solchen bossen. Der Pfaff
pflegte fleissig jedermann die Beicht zu hö-
ren vnd die Sünde zuvergeben. Also gehet er
auch herzu/ vnd klagt mit Tiefen seuftzen/ wie
daß er wegen etlicher groben vnnd Scheußli-
chen mißhandlungen in seinem gewissen weder
tag oder nacht ruhe haben könte/ also dz er jm
offtmals vornehme sich selbst vmbs leben zu-
bringen. Jn dem er nun mit weinen vnd seuff-
tzen dieses dem Pfaffen in Busen geschoben
hatte/ warf er in der lincken hand etliche Cro-
nen vber vnd vber/ in der rechtenhand aber hat
te er einen vber gülden Muscarennuß so jm zu
einem newen Jar war gegeben worden/ ver-
barg sie schlug gleichfalß vff die Brust/ vnd sagt
mit vielen seufftzen diese wort: Jch forcht/ ich
forcht/ sag ich meine Sünde seyen grösser/ dan
dz sie mir können vergeben werden. Der Peister
sahe die Cronen/ verhofft solche zu vberkommen
vnd sprach: Lieber Sohn/ seyt getrost/ vnnd

beichter

aber E. Koͤn. Mayſt. deren Landsleut da zu-
thun/ ſo wird die zahl gantz/ deutet damit
auff die Hiſpanier. Alſo ließ jhn der Koͤnig
loß/ vnd lebt beydes ſein geſchwinden Kopff
vñ auch ſeinvnerſchrockẽ gemuͤth in gefaͤhren.

XXV. Von einem Pfaffen in Franck-
reich/ ſo treflich von einem Soldaten
auß Heſſenland betrogen wirdt.

ES hat ein Soldat auß Heſſenland ſo
lang in Franckreich vmb Sold gedie-
net/ das er die Frantzoͤſiſche Sprach nit
allem verſtehen/ ſondern auch wol redẽ
konte. Derſelbig vernahm/ wie daß ein Pfaff
vber die maſſen ſehr Geltgirig wer/ derwegen
that er jhm einen ſolchen boſſen. Der Pfaff
pflegte fleiſſig jedermann die Beicht zu hoͤ-
ren vnd die Suͤnde zuvergeben. Alſo gehet er
auch herzu/ vnd klagt mit Tiefen ſeuftzen/ wie
daß er wegen etlicher groben vnnd Scheußli-
chen mißhandlungẽ in ſeinem gewiſſen weder
tag oder nacht ruhe haben koͤnte/ alſo dz er jm
offtmals vornehme ſich ſelbſt vmbs leben zu-
bringen. Jn dem er nun mit weinen vñ ſeuff-
tzen dieſes dem Pfaffen in Buſen geſchoben
hatte/ warf er in der lincken hand etliche Cro-
nen vber vñ vber/ in der rechtenhand aber hat
te er einen vber guͤlden Muſcarennuß ſo jm zu
einem newen Jar war gegeben worden/ ver-
barg ſie ſchlug gleichfalß vff die Bruſt/ vñ ſagt
mit vielen ſeufftzen dieſe wort: Jch forcht/ ich
forcht/ ſag ich meine Suͤnde ſeyen groͤſſer/ dan
dz ſie mir koͤnnen vergeben werdẽ. Der Peiſter
ſahe die Cronen/ verhofft ſolche zu vberkom̃en
vnd ſprach: Lieber Sohn/ ſeyt getroſt/ vnnd

beichter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="30"/>
aber E. Ko&#x0364;n. May&#x017F;t. deren Landsleut da zu-<lb/>
thun/ &#x017F;o wird die zahl gantz/ deutet damit<lb/>
auff die Hi&#x017F;panier. Al&#x017F;o ließ jhn der Ko&#x0364;nig<lb/>
loß/ vnd lebt beydes &#x017F;ein ge&#x017F;chwinden Kopff<lb/>
vn&#x0303; auch &#x017F;einvner&#x017F;chrocke&#x0303; gemu&#x0364;th in gefa&#x0364;hren.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXV.</hi></hi> Von einem Pfaffen in Franck-<lb/>
reich/ &#x017F;o treflich von einem Soldaten<lb/>
auß He&#x017F;&#x017F;enland betrogen wirdt.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S hat ein Soldat auß He&#x017F;&#x017F;enland &#x017F;o<lb/>
lang in Franckreich vmb Sold gedie-<lb/>
net/ das er die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Sprach nit<lb/>
allem ver&#x017F;tehen/ &#x017F;ondern auch wol rede&#x0303;<lb/>
konte. Der&#x017F;elbig vernahm/ wie daß ein Pfaff<lb/>
vber die ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr Geltgirig wer/ derwegen<lb/>
that er jhm einen &#x017F;olchen bo&#x017F;&#x017F;en. Der Pfaff<lb/>
pflegte flei&#x017F;&#x017F;ig jedermann die Beicht zu ho&#x0364;-<lb/>
ren vnd die Su&#x0364;nde zuvergeben. Al&#x017F;o gehet er<lb/>
auch herzu/ vnd klagt mit Tiefen &#x017F;euftzen/ wie<lb/>
daß er wegen etlicher groben vnnd Scheußli-<lb/>
chen mißhandlunge&#x0303; in &#x017F;einem gewi&#x017F;&#x017F;en weder<lb/>
tag oder nacht ruhe haben ko&#x0364;nte/ al&#x017F;o dz er jm<lb/>
offtmals vornehme &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vmbs leben zu-<lb/>
bringen. Jn dem er nun mit weinen vn&#x0303; &#x017F;euff-<lb/>
tzen die&#x017F;es dem Pfaffen in Bu&#x017F;en ge&#x017F;choben<lb/>
hatte/ warf er in der lincken hand etliche Cro-<lb/>
nen vber vn&#x0303; vber/ in der rechtenhand aber hat<lb/>
te er einen vber gu&#x0364;lden Mu&#x017F;carennuß &#x017F;o jm zu<lb/>
einem newen Jar war gegeben worden/ ver-<lb/>
barg &#x017F;ie &#x017F;chlug gleichfalß vff die Bru&#x017F;t/ vn&#x0303; &#x017F;agt<lb/>
mit vielen &#x017F;eufftzen die&#x017F;e wort: Jch forcht/ ich<lb/>
forcht/ &#x017F;ag ich meine Su&#x0364;nde &#x017F;eyen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ dan<lb/>
dz &#x017F;ie mir ko&#x0364;nnen vergeben werde&#x0303;. Der Pei&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;ahe die Cronen/ verhofft &#x017F;olche zu vberkom&#x0303;en<lb/>
vnd &#x017F;prach: Lieber Sohn/ &#x017F;eyt getro&#x017F;t/ vnnd<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">beichter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0038] aber E. Koͤn. Mayſt. deren Landsleut da zu- thun/ ſo wird die zahl gantz/ deutet damit auff die Hiſpanier. Alſo ließ jhn der Koͤnig loß/ vnd lebt beydes ſein geſchwinden Kopff vñ auch ſeinvnerſchrockẽ gemuͤth in gefaͤhren. XXV. Von einem Pfaffen in Franck- reich/ ſo treflich von einem Soldaten auß Heſſenland betrogen wirdt. ES hat ein Soldat auß Heſſenland ſo lang in Franckreich vmb Sold gedie- net/ das er die Frantzoͤſiſche Sprach nit allem verſtehen/ ſondern auch wol redẽ konte. Derſelbig vernahm/ wie daß ein Pfaff vber die maſſen ſehr Geltgirig wer/ derwegen that er jhm einen ſolchen boſſen. Der Pfaff pflegte fleiſſig jedermann die Beicht zu hoͤ- ren vnd die Suͤnde zuvergeben. Alſo gehet er auch herzu/ vnd klagt mit Tiefen ſeuftzen/ wie daß er wegen etlicher groben vnnd Scheußli- chen mißhandlungẽ in ſeinem gewiſſen weder tag oder nacht ruhe haben koͤnte/ alſo dz er jm offtmals vornehme ſich ſelbſt vmbs leben zu- bringen. Jn dem er nun mit weinen vñ ſeuff- tzen dieſes dem Pfaffen in Buſen geſchoben hatte/ warf er in der lincken hand etliche Cro- nen vber vñ vber/ in der rechtenhand aber hat te er einen vber guͤlden Muſcarennuß ſo jm zu einem newen Jar war gegeben worden/ ver- barg ſie ſchlug gleichfalß vff die Bruſt/ vñ ſagt mit vielen ſeufftzen dieſe wort: Jch forcht/ ich forcht/ ſag ich meine Suͤnde ſeyen groͤſſer/ dan dz ſie mir koͤnnen vergeben werdẽ. Der Peiſter ſahe die Cronen/ verhofft ſolche zu vberkom̃en vnd ſprach: Lieber Sohn/ ſeyt getroſt/ vnnd beichter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/38
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/38>, abgerufen am 25.04.2024.