Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.
mancher anderer Produkte Sonnenstrahlen erforderlich sind, diese
aber nur in beschränkter Menge uns zukommen und nur mit um so
größerer Mühe28) zur Pflanzenproduktion in Anspruch genommen
werden können, je mehr man sich der unverrückbaren Grenze ihres
Vorhandenseins nähert. Wir werden auf diese Verhältnisse noch
ausführlicher zurückkommen.

Wir glauben nunmehr uns klar darüber geworden zu sein,
warum die "Grundstücke" niemals als Kapital, die Grundrente
niemals als Kapitalzins aufgefaßt werden konnte. Jenes Dunkel,
was über das eigenthümliche Verhalten jener Faktoren bei der land-
wirthschaftlichen Produktion waltete, konnte durch eine exakt ausge-
führte Zerlegung des Produktionsfaktors "Grundstücke" in natur-
wissenschaftlich einfache Vegetationsbedingungen und eine aufmerksame
Prüfung auf ihre Veränderungsfähigkeit durch Menschenhand völlig
beseitigt werden. Die Sonnenstrahlen, deren Menge ja gewöhnlich
gemessen wird durch die Bodenfläche, sind es allein, die zur Auf-
stellung eines besonderen Produktionsfaktors "Grundstücke" und
auch wohl -- da analoge Verhältnisse bei andern technischen Be-
trieben nur ausnahmsweise zu bemerken sind -- des etwas allge-
meineren "äußere Natur" Veranlassung gegeben haben. Trennt
man jedoch, wie wir dies gethan, jenen Produktionsfaktor in seine
einzelnen Componenten, so zeigen alle übrigen Vegetationsbedingungen
das Verhalten eines Kapitals.

Wir hoffen durch unsere Darlegung dazu berechtigt zu sein, alle
durch Menschenhand veränderliche Bedingungen des Pflanzenwachs-

28) Ein Verhalten, das in der That nur von Nationalökonomen der
neuen Welt geläugnet werden kann, da dort der praktischen Erfahrung
jene Grenze noch nicht fühlbar geworden ist. Siehe Carey. Lehrbuch der
Volkswirthschaft, deutsch von Adler, 1866 p. 17 u. ff.

Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.
mancher anderer Produkte Sonnenſtrahlen erforderlich ſind, dieſe
aber nur in beſchränkter Menge uns zukommen und nur mit um ſo
größerer Mühe28) zur Pflanzenproduktion in Anſpruch genommen
werden können, je mehr man ſich der unverrückbaren Grenze ihres
Vorhandenſeins nähert. Wir werden auf dieſe Verhältniſſe noch
ausführlicher zurückkommen.

Wir glauben nunmehr uns klar darüber geworden zu ſein,
warum die „Grundſtücke“ niemals als Kapital, die Grundrente
niemals als Kapitalzins aufgefaßt werden konnte. Jenes Dunkel,
was über das eigenthümliche Verhalten jener Faktoren bei der land-
wirthſchaftlichen Produktion waltete, konnte durch eine exakt ausge-
führte Zerlegung des Produktionsfaktors „Grundſtücke“ in natur-
wiſſenſchaftlich einfache Vegetationsbedingungen und eine aufmerkſame
Prüfung auf ihre Veränderungsfähigkeit durch Menſchenhand völlig
beſeitigt werden. Die Sonnenſtrahlen, deren Menge ja gewöhnlich
gemeſſen wird durch die Bodenfläche, ſind es allein, die zur Auf-
ſtellung eines beſonderen Produktionsfaktors „Grundſtücke“ und
auch wohl — da analoge Verhältniſſe bei andern techniſchen Be-
trieben nur ausnahmsweiſe zu bemerken ſind — des etwas allge-
meineren „äußere Natur“ Veranlaſſung gegeben haben. Trennt
man jedoch, wie wir dies gethan, jenen Produktionsfaktor in ſeine
einzelnen Componenten, ſo zeigen alle übrigen Vegetationsbedingungen
das Verhalten eines Kapitals.

Wir hoffen durch unſere Darlegung dazu berechtigt zu ſein, alle
durch Menſchenhand veränderliche Bedingungen des Pflanzenwachs-

28) Ein Verhalten, das in der That nur von Nationalökonomen der
neuen Welt geläugnet werden kann, da dort der praktiſchen Erfahrung
jene Grenze noch nicht fühlbar geworden iſt. Siehe Carey. Lehrbuch der
Volkswirthſchaft, deutſch von Adler, 1866 p. 17 u. ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0037" n="27"/><fw place="top" type="header">Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.</fw><lb/>
mancher anderer Produkte Sonnen&#x017F;trahlen erforderlich &#x017F;ind, die&#x017F;e<lb/>
aber nur in be&#x017F;chränkter Menge uns zukommen und nur mit um &#x017F;o<lb/>
größerer Mühe<note place="foot" n="28)">Ein Verhalten, das in der That nur von Nationalökonomen der<lb/>
neuen Welt geläugnet werden kann, da dort der prakti&#x017F;chen Erfahrung<lb/>
jene Grenze noch nicht fühlbar geworden i&#x017F;t. Siehe <hi rendition="#g">Carey.</hi> Lehrbuch der<lb/>
Volkswirth&#x017F;chaft, deut&#x017F;ch von Adler, 1866 <hi rendition="#aq">p.</hi> 17 u. ff.</note> zur Pflanzenproduktion in An&#x017F;pruch genommen<lb/>
werden können, je mehr man &#x017F;ich der unverrückbaren Grenze ihres<lb/>
Vorhanden&#x017F;eins nähert. Wir werden auf die&#x017F;e Verhältni&#x017F;&#x017F;e noch<lb/>
ausführlicher zurückkommen.</p><lb/>
        <p>Wir glauben nunmehr uns klar darüber geworden zu &#x017F;ein,<lb/>
warum die &#x201E;Grund&#x017F;tücke&#x201C; niemals als Kapital, die Grundrente<lb/>
niemals als Kapitalzins aufgefaßt werden konnte. Jenes Dunkel,<lb/>
was über das eigenthümliche Verhalten jener Faktoren bei der land-<lb/>
wirth&#x017F;chaftlichen Produktion waltete, konnte durch eine exakt ausge-<lb/>
führte Zerlegung des Produktionsfaktors &#x201E;Grund&#x017F;tücke&#x201C; in natur-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich einfache Vegetationsbedingungen und eine aufmerk&#x017F;ame<lb/>
Prüfung auf ihre Veränderungsfähigkeit durch Men&#x017F;chenhand völlig<lb/>
be&#x017F;eitigt werden. Die Sonnen&#x017F;trahlen, deren Menge ja gewöhnlich<lb/>
geme&#x017F;&#x017F;en wird durch die Bodenfläche, &#x017F;ind es allein, die zur Auf-<lb/>
&#x017F;tellung eines be&#x017F;onderen Produktionsfaktors &#x201E;Grund&#x017F;tücke&#x201C; und<lb/>
auch wohl &#x2014; da analoge Verhältni&#x017F;&#x017F;e bei andern techni&#x017F;chen Be-<lb/>
trieben nur ausnahmswei&#x017F;e zu bemerken &#x017F;ind &#x2014; des etwas allge-<lb/>
meineren &#x201E;äußere Natur&#x201C; Veranla&#x017F;&#x017F;ung gegeben haben. Trennt<lb/>
man jedoch, wie wir dies gethan, jenen Produktionsfaktor in &#x017F;eine<lb/>
einzelnen Componenten, &#x017F;o zeigen alle übrigen Vegetationsbedingungen<lb/>
das Verhalten eines Kapitals.</p><lb/>
        <p>Wir hoffen durch un&#x017F;ere Darlegung dazu berechtigt zu &#x017F;ein, alle<lb/>
durch Men&#x017F;chenhand veränderliche Bedingungen des Pflanzenwachs-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0037] Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums. mancher anderer Produkte Sonnenſtrahlen erforderlich ſind, dieſe aber nur in beſchränkter Menge uns zukommen und nur mit um ſo größerer Mühe 28) zur Pflanzenproduktion in Anſpruch genommen werden können, je mehr man ſich der unverrückbaren Grenze ihres Vorhandenſeins nähert. Wir werden auf dieſe Verhältniſſe noch ausführlicher zurückkommen. Wir glauben nunmehr uns klar darüber geworden zu ſein, warum die „Grundſtücke“ niemals als Kapital, die Grundrente niemals als Kapitalzins aufgefaßt werden konnte. Jenes Dunkel, was über das eigenthümliche Verhalten jener Faktoren bei der land- wirthſchaftlichen Produktion waltete, konnte durch eine exakt ausge- führte Zerlegung des Produktionsfaktors „Grundſtücke“ in natur- wiſſenſchaftlich einfache Vegetationsbedingungen und eine aufmerkſame Prüfung auf ihre Veränderungsfähigkeit durch Menſchenhand völlig beſeitigt werden. Die Sonnenſtrahlen, deren Menge ja gewöhnlich gemeſſen wird durch die Bodenfläche, ſind es allein, die zur Auf- ſtellung eines beſonderen Produktionsfaktors „Grundſtücke“ und auch wohl — da analoge Verhältniſſe bei andern techniſchen Be- trieben nur ausnahmsweiſe zu bemerken ſind — des etwas allge- meineren „äußere Natur“ Veranlaſſung gegeben haben. Trennt man jedoch, wie wir dies gethan, jenen Produktionsfaktor in ſeine einzelnen Componenten, ſo zeigen alle übrigen Vegetationsbedingungen das Verhalten eines Kapitals. Wir hoffen durch unſere Darlegung dazu berechtigt zu ſein, alle durch Menſchenhand veränderliche Bedingungen des Pflanzenwachs- 28) Ein Verhalten, das in der That nur von Nationalökonomen der neuen Welt geläugnet werden kann, da dort der praktiſchen Erfahrung jene Grenze noch nicht fühlbar geworden iſt. Siehe Carey. Lehrbuch der Volkswirthſchaft, deutſch von Adler, 1866 p. 17 u. ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/37
Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/37>, abgerufen am 28.03.2024.