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Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

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Das Düngerkapital und der Raubbau.
keitsbedingungen als ein Kapital zu betrachten, das zwar nicht seine
Entstehung einer Arbeitsleistung verdankt, zu dessen Herstellung aber
in ebenso zweckmäßiger Vereinigung wohl eine entsprechende Arbeits-
leistung nothwendig wäre. Nennen wir doch auch eine in einem
Berge unvermuthet vorgefundene Gold- oder Silberstufe ein Kapital,
obgleich hier im einzelnen Fall zur Auffindung keine entsprechende
Menge von Arbeit aufgewendet worden ist.

Diese kurze Betrachtung wird sicherlich genügen, um zu zeigen,
daß es vielmehr diejenigen von uns aufgefundenen Bestandtheile des
Produktionsfaktors "Grundstücke" sind, auf deren Aenderung
wir nicht
oder nur in zurücktretender Weise einzuwirken ver-
mögen,
die jenen Produktionsfaktor nothwendig zu einem mit dem
Kapital unvereinbaren Faktor stempeln. Diese Bestandtheile, die
Sonnenstrahlen, können eben deßhalb niemals als Kapital aufgefaßt
werden, weil sie nicht in beliebiger Menge zur Produktion heran-
gezogen werden können.

Bei irgend einer Fabrikation, bei der nur Kapital und Arbeit
zur Produktion nothwendig sind, können je nach Bedarf die einzelnen
Bedingungen zur Hervorbringung des Produkts in beliebigen Ver-
hältnissen zusammengebracht werden. Kein Grund ist vorhanden
daß eine Verdoppelung der Produktion die Produktionskosten auf
mehr als auf das Doppelte steigern sollte. Wenn man dagegen
bei der Pflanzenproduktion auch im Stande ist, alle übrigen Wachs-
thumsbedingungen durch Zufuhr von Kapital und Arbeit in's Un-
begrenzte zu steigern, so ist dies für die Sonnenstrahlen nur mög-
lich durch Verdoppelung der bebauten Bodenfläche, d. h. jedenfalls
von dem Zeitpunkt an, wo alles baufähige Land24) zur Pflanzen-
produktion Verwendung findet, ist eine mit der Zufuhr von Kapital

24) Jn Wahrheit aus hier noch nicht näher zu erörternden Gründen
schon viel früher.

Das Düngerkapital und der Raubbau.
keitsbedingungen als ein Kapital zu betrachten, das zwar nicht ſeine
Entſtehung einer Arbeitsleiſtung verdankt, zu deſſen Herſtellung aber
in ebenſo zweckmäßiger Vereinigung wohl eine entſprechende Arbeits-
leiſtung nothwendig wäre. Nennen wir doch auch eine in einem
Berge unvermuthet vorgefundene Gold- oder Silberſtufe ein Kapital,
obgleich hier im einzelnen Fall zur Auffindung keine entſprechende
Menge von Arbeit aufgewendet worden iſt.

Dieſe kurze Betrachtung wird ſicherlich genügen, um zu zeigen,
daß es vielmehr diejenigen von uns aufgefundenen Beſtandtheile des
Produktionsfaktors „Grundſtücke“ ſind, auf deren Aenderung
wir nicht
oder nur in zurücktretender Weiſe einzuwirken ver-
mögen,
die jenen Produktionsfaktor nothwendig zu einem mit dem
Kapital unvereinbaren Faktor ſtempeln. Dieſe Beſtandtheile, die
Sonnenſtrahlen, können eben deßhalb niemals als Kapital aufgefaßt
werden, weil ſie nicht in beliebiger Menge zur Produktion heran-
gezogen werden können.

Bei irgend einer Fabrikation, bei der nur Kapital und Arbeit
zur Produktion nothwendig ſind, können je nach Bedarf die einzelnen
Bedingungen zur Hervorbringung des Produkts in beliebigen Ver-
hältniſſen zuſammengebracht werden. Kein Grund iſt vorhanden
daß eine Verdoppelung der Produktion die Produktionskoſten auf
mehr als auf das Doppelte ſteigern ſollte. Wenn man dagegen
bei der Pflanzenproduktion auch im Stande iſt, alle übrigen Wachs-
thumsbedingungen durch Zufuhr von Kapital und Arbeit in’s Un-
begrenzte zu ſteigern, ſo iſt dies für die Sonnenſtrahlen nur mög-
lich durch Verdoppelung der bebauten Bodenfläche, d. h. jedenfalls
von dem Zeitpunkt an, wo alles baufähige Land24) zur Pflanzen-
produktion Verwendung findet, iſt eine mit der Zufuhr von Kapital

24) Jn Wahrheit aus hier noch nicht näher zu erörternden Gründen
ſchon viel früher.
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[22/0032] Das Düngerkapital und der Raubbau. keitsbedingungen als ein Kapital zu betrachten, das zwar nicht ſeine Entſtehung einer Arbeitsleiſtung verdankt, zu deſſen Herſtellung aber in ebenſo zweckmäßiger Vereinigung wohl eine entſprechende Arbeits- leiſtung nothwendig wäre. Nennen wir doch auch eine in einem Berge unvermuthet vorgefundene Gold- oder Silberſtufe ein Kapital, obgleich hier im einzelnen Fall zur Auffindung keine entſprechende Menge von Arbeit aufgewendet worden iſt. Dieſe kurze Betrachtung wird ſicherlich genügen, um zu zeigen, daß es vielmehr diejenigen von uns aufgefundenen Beſtandtheile des Produktionsfaktors „Grundſtücke“ ſind, auf deren Aenderung wir nicht oder nur in zurücktretender Weiſe einzuwirken ver- mögen, die jenen Produktionsfaktor nothwendig zu einem mit dem Kapital unvereinbaren Faktor ſtempeln. Dieſe Beſtandtheile, die Sonnenſtrahlen, können eben deßhalb niemals als Kapital aufgefaßt werden, weil ſie nicht in beliebiger Menge zur Produktion heran- gezogen werden können. Bei irgend einer Fabrikation, bei der nur Kapital und Arbeit zur Produktion nothwendig ſind, können je nach Bedarf die einzelnen Bedingungen zur Hervorbringung des Produkts in beliebigen Ver- hältniſſen zuſammengebracht werden. Kein Grund iſt vorhanden daß eine Verdoppelung der Produktion die Produktionskoſten auf mehr als auf das Doppelte ſteigern ſollte. Wenn man dagegen bei der Pflanzenproduktion auch im Stande iſt, alle übrigen Wachs- thumsbedingungen durch Zufuhr von Kapital und Arbeit in’s Un- begrenzte zu ſteigern, ſo iſt dies für die Sonnenſtrahlen nur mög- lich durch Verdoppelung der bebauten Bodenfläche, d. h. jedenfalls von dem Zeitpunkt an, wo alles baufähige Land 24) zur Pflanzen- produktion Verwendung findet, iſt eine mit der Zufuhr von Kapital 24) Jn Wahrheit aus hier noch nicht näher zu erörternden Gründen ſchon viel früher.

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/32>, abgerufen am 28.03.2024.