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Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

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Das Düngerkapital und der Raubbau.
derselben Gegend verschiedene Neigung gegen den mittleren Stand
der Sonne haben, kann häufig die bestehende Werthdifferenz auf
die in beiden Fällen verschiedenen Mengen von auf die Flächen-
einheit auffallenden Sonnenstrahlen zurückgeführt20) werden.

Bei der Möglichkeit des Vorhandenseins des Lichts im Mi-
nimum müssen wir unsere Betrachtung darauf ausdehnen, ob wir
im Stande sind, dasselbe willkürlich durch wirthschaftlich ausführ-
bare Maßregeln auf einer gegebenen Bodenfläche zu vermehren.
Es gibt nun streng genommen allerdings einige solcher Maßregeln,
doch von äußerst beschränkter Anwendbarkeit. Es sind hier etwa
zu erwähnen, die Entwaldung, in Folge deren der Himmel durch-
schnittlich erheitert werden soll -- eine Maßregel, die also nie für
ein einzelnes Feld ausgeführt werden kann --, dann die Verän-
derung der Neigung einer Bodenfläche gegen die Sonne durch Ab-
stechen und Auffüllen des Bodens (nur bei intensiver Weinkultur
wirthschaftlich ausführbar), also Mittel von sehr geringer Anwend-
barkeit und Tragweite.

Bessere Mittel stehen uns nun allerdings zu Gebote für die
mehr oder minder vollständige Ausnutzung dieser uns stetig zu-
fließenden, ein für allemal constanten Menge wirksamer Strahlen,
Mittel, denen namentlich darum eine hohe wirthschaftliche Bedeutung
zukommt, weil diejenigen Antheile des Lichts, die wir nicht für die
Pflanzenproduktion auszunutzen verstehen, entweder durch Uebergang
in Wärme oder gar durch Zurückstrahlung in den Weltenraum für
jene chemische Arbeit in der Pflanze unwiederbringlich verloren sind.
Als solche Mittel haben wir anzusehen: Dichte des Bestandes,
oft nur zu erzielen durch Anbau verschiedener Früchte untereinander,
Vermeidung jeglicher, auch der Winter-Brache; kurz Mittel, die

20) Nord- und Süd-Hang eines Thals.

Das Düngerkapital und der Raubbau.
derſelben Gegend verſchiedene Neigung gegen den mittleren Stand
der Sonne haben, kann häufig die beſtehende Werthdifferenz auf
die in beiden Fällen verſchiedenen Mengen von auf die Flächen-
einheit auffallenden Sonnenſtrahlen zurückgeführt20) werden.

Bei der Möglichkeit des Vorhandenſeins des Lichts im Mi-
nimum müſſen wir unſere Betrachtung darauf ausdehnen, ob wir
im Stande ſind, daſſelbe willkürlich durch wirthſchaftlich ausführ-
bare Maßregeln auf einer gegebenen Bodenfläche zu vermehren.
Es gibt nun ſtreng genommen allerdings einige ſolcher Maßregeln,
doch von äußerſt beſchränkter Anwendbarkeit. Es ſind hier etwa
zu erwähnen, die Entwaldung, in Folge deren der Himmel durch-
ſchnittlich erheitert werden ſoll — eine Maßregel, die alſo nie für
ein einzelnes Feld ausgeführt werden kann —, dann die Verän-
derung der Neigung einer Bodenfläche gegen die Sonne durch Ab-
ſtechen und Auffüllen des Bodens (nur bei intenſiver Weinkultur
wirthſchaftlich ausführbar), alſo Mittel von ſehr geringer Anwend-
barkeit und Tragweite.

Beſſere Mittel ſtehen uns nun allerdings zu Gebote für die
mehr oder minder vollſtändige Ausnutzung dieſer uns ſtetig zu-
fließenden, ein für allemal conſtanten Menge wirkſamer Strahlen,
Mittel, denen namentlich darum eine hohe wirthſchaftliche Bedeutung
zukommt, weil diejenigen Antheile des Lichts, die wir nicht für die
Pflanzenproduktion auszunutzen verſtehen, entweder durch Uebergang
in Wärme oder gar durch Zurückſtrahlung in den Weltenraum für
jene chemiſche Arbeit in der Pflanze unwiederbringlich verloren ſind.
Als ſolche Mittel haben wir anzuſehen: Dichte des Beſtandes,
oft nur zu erzielen durch Anbau verſchiedener Früchte untereinander,
Vermeidung jeglicher, auch der Winter-Brache; kurz Mittel, die

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[16/0026] Das Düngerkapital und der Raubbau. derſelben Gegend verſchiedene Neigung gegen den mittleren Stand der Sonne haben, kann häufig die beſtehende Werthdifferenz auf die in beiden Fällen verſchiedenen Mengen von auf die Flächen- einheit auffallenden Sonnenſtrahlen zurückgeführt 20) werden. Bei der Möglichkeit des Vorhandenſeins des Lichts im Mi- nimum müſſen wir unſere Betrachtung darauf ausdehnen, ob wir im Stande ſind, daſſelbe willkürlich durch wirthſchaftlich ausführ- bare Maßregeln auf einer gegebenen Bodenfläche zu vermehren. Es gibt nun ſtreng genommen allerdings einige ſolcher Maßregeln, doch von äußerſt beſchränkter Anwendbarkeit. Es ſind hier etwa zu erwähnen, die Entwaldung, in Folge deren der Himmel durch- ſchnittlich erheitert werden ſoll — eine Maßregel, die alſo nie für ein einzelnes Feld ausgeführt werden kann —, dann die Verän- derung der Neigung einer Bodenfläche gegen die Sonne durch Ab- ſtechen und Auffüllen des Bodens (nur bei intenſiver Weinkultur wirthſchaftlich ausführbar), alſo Mittel von ſehr geringer Anwend- barkeit und Tragweite. Beſſere Mittel ſtehen uns nun allerdings zu Gebote für die mehr oder minder vollſtändige Ausnutzung dieſer uns ſtetig zu- fließenden, ein für allemal conſtanten Menge wirkſamer Strahlen, Mittel, denen namentlich darum eine hohe wirthſchaftliche Bedeutung zukommt, weil diejenigen Antheile des Lichts, die wir nicht für die Pflanzenproduktion auszunutzen verſtehen, entweder durch Uebergang in Wärme oder gar durch Zurückſtrahlung in den Weltenraum für jene chemiſche Arbeit in der Pflanze unwiederbringlich verloren ſind. Als ſolche Mittel haben wir anzuſehen: Dichte des Beſtandes, oft nur zu erzielen durch Anbau verſchiedener Früchte untereinander, Vermeidung jeglicher, auch der Winter-Brache; kurz Mittel, die 20) Nord- und Süd-Hang eines Thals.

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/26>, abgerufen am 23.04.2024.