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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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In 80c + 20v + 20m stelle 20v ursprünglich den Lohn von 20
Arbeitern, zu 10 Arbeitsstunden täglich, dar. Der Lohn eines
jeden steige von 1 auf 11/4. Dann bezahlen 20v statt 20, nur
noch 16 Arbeiter. Wenn aber die 20 in 200 Arbeitsstunden
einen Werth von 40 producirten, werden die 16, in 10 Stunden
täglich, also 160 Arbeitsstunden in allem, nur einen Werth von
32 produciren. Nach Abzug von 20v für Lohn bleibt dann von
32 nur noch 12 für Mehrwerth; die Rate des Mehrwerths wäre ge-
fallen von 100 % auf 60 %. Da aber nach der Voraussetzung die Rate
des Mehrwerths konstant bleiben muss, so müsste der Arbeitstag
um 1/4, von 10 Stunden auf 121/2, verlängert werden; wenn 20
Arbeiter in 10 Stunden täglich = 200 Arbeitsstunden einen Werth
von 80 produciren, so produciren 16 Arbeiter in 121/2 Stunden
täglich = 200 Stunden denselben Werth, das Kapital von 80c + 20v
producirte nach wie vor einen Mehrwerth von 20.

Umgekehrt: fällt der Lohn derart, dass 20v den Lohn von 30
Arbeitern bestreitet, so kann m' nur konstant bleiben, wenn der
Arbeitstag von 10 auf 6 2/3 Stunden herabgesetzt wird. 20 x 10
= 30 x 6 2/3 = 200 Arbeitsstunden.

In wiefern bei diesen entgegengesetzten Annahmen c, dem Werth-
ausdruck in Geld nach, gleich bleiben, aber dennoch die den ver-
änderten Verhältnissen entsprechende veränderte Menge Produk-
tionsmittel darstellen kann, ist im Wesentlichen schon oben erörtert.
In seiner Reinheit dürfte dieser Fall nur sehr ausnahmsweise zu-
lässig sein.

Was den Werthwechsel der Elemente von c betrifft, der ihre
Masse vergrössert oder vermindert, aber die Werthsumme c un-
verändert lässt, so berührt er weder die Profitrate noch die Mehr-
werthsrate, solange er keine Veränderung der Grösse von v nach
sich zieht.

Wir haben hiermit alle möglichen Fälle der Variation von v,
c und C in unsrer Gleichung erschöpft. Wir haben gesehn, dass
die Profitrate, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerths, fallen,
gleichbleiben oder steigen kann, indem die geringste Aenderung
im Verhältniss von v zu c, resp. C, hinreicht, um die Profitrate
ebenfalls zu ändern.

Es hat sich ferner gezeigt, dass bei der Variation von v überall
eine Grenze eintritt, wo die Konstanz von m' ökonomisch unmög-
lich wird. Da jede einseitige Variation von c ebenfalls an einer
Grenze ankommen muss, wo v nicht länger konstant bleiben
kann, so zeigt sich, dass für alle möglichen Variationen von

In 80c + 20v + 20m stelle 20v ursprünglich den Lohn von 20
Arbeitern, zu 10 Arbeitsstunden täglich, dar. Der Lohn eines
jeden steige von 1 auf 1¼. Dann bezahlen 20v statt 20, nur
noch 16 Arbeiter. Wenn aber die 20 in 200 Arbeitsstunden
einen Werth von 40 producirten, werden die 16, in 10 Stunden
täglich, also 160 Arbeitsstunden in allem, nur einen Werth von
32 produciren. Nach Abzug von 20v für Lohn bleibt dann von
32 nur noch 12 für Mehrwerth; die Rate des Mehrwerths wäre ge-
fallen von 100 % auf 60 %. Da aber nach der Voraussetzung die Rate
des Mehrwerths konstant bleiben muss, so müsste der Arbeitstag
um ¼, von 10 Stunden auf 12½, verlängert werden; wenn 20
Arbeiter in 10 Stunden täglich = 200 Arbeitsstunden einen Werth
von 80 produciren, so produciren 16 Arbeiter in 12½ Stunden
täglich = 200 Stunden denselben Werth, das Kapital von 80c + 20v
producirte nach wie vor einen Mehrwerth von 20.

Umgekehrt: fällt der Lohn derart, dass 20v den Lohn von 30
Arbeitern bestreitet, so kann m' nur konstant bleiben, wenn der
Arbeitstag von 10 auf 6⅔ Stunden herabgesetzt wird. 20 × 10
= 30 × 6⅔ = 200 Arbeitsstunden.

In wiefern bei diesen entgegengesetzten Annahmen c, dem Werth-
ausdruck in Geld nach, gleich bleiben, aber dennoch die den ver-
änderten Verhältnissen entsprechende veränderte Menge Produk-
tionsmittel darstellen kann, ist im Wesentlichen schon oben erörtert.
In seiner Reinheit dürfte dieser Fall nur sehr ausnahmsweise zu-
lässig sein.

Was den Werthwechsel der Elemente von c betrifft, der ihre
Masse vergrössert oder vermindert, aber die Werthsumme c un-
verändert lässt, so berührt er weder die Profitrate noch die Mehr-
werthsrate, solange er keine Veränderung der Grösse von v nach
sich zieht.

Wir haben hiermit alle möglichen Fälle der Variation von v,
c und C in unsrer Gleichung erschöpft. Wir haben gesehn, dass
die Profitrate, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerths, fallen,
gleichbleiben oder steigen kann, indem die geringste Aenderung
im Verhältniss von v zu c, resp. C, hinreicht, um die Profitrate
ebenfalls zu ändern.

Es hat sich ferner gezeigt, dass bei der Variation von v überall
eine Grenze eintritt, wo die Konstanz von m' ökonomisch unmög-
lich wird. Da jede einseitige Variation von c ebenfalls an einer
Grenze ankommen muss, wo v nicht länger konstant bleiben
kann, so zeigt sich, dass für alle möglichen Variationen von

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[37/0071] In 80c + 20v + 20m stelle 20v ursprünglich den Lohn von 20 Arbeitern, zu 10 Arbeitsstunden täglich, dar. Der Lohn eines jeden steige von 1 auf 1¼. Dann bezahlen 20v statt 20, nur noch 16 Arbeiter. Wenn aber die 20 in 200 Arbeitsstunden einen Werth von 40 producirten, werden die 16, in 10 Stunden täglich, also 160 Arbeitsstunden in allem, nur einen Werth von 32 produciren. Nach Abzug von 20v für Lohn bleibt dann von 32 nur noch 12 für Mehrwerth; die Rate des Mehrwerths wäre ge- fallen von 100 % auf 60 %. Da aber nach der Voraussetzung die Rate des Mehrwerths konstant bleiben muss, so müsste der Arbeitstag um ¼, von 10 Stunden auf 12½, verlängert werden; wenn 20 Arbeiter in 10 Stunden täglich = 200 Arbeitsstunden einen Werth von 80 produciren, so produciren 16 Arbeiter in 12½ Stunden täglich = 200 Stunden denselben Werth, das Kapital von 80c + 20v producirte nach wie vor einen Mehrwerth von 20. Umgekehrt: fällt der Lohn derart, dass 20v den Lohn von 30 Arbeitern bestreitet, so kann m' nur konstant bleiben, wenn der Arbeitstag von 10 auf 6⅔ Stunden herabgesetzt wird. 20 × 10 = 30 × 6⅔ = 200 Arbeitsstunden. In wiefern bei diesen entgegengesetzten Annahmen c, dem Werth- ausdruck in Geld nach, gleich bleiben, aber dennoch die den ver- änderten Verhältnissen entsprechende veränderte Menge Produk- tionsmittel darstellen kann, ist im Wesentlichen schon oben erörtert. In seiner Reinheit dürfte dieser Fall nur sehr ausnahmsweise zu- lässig sein. Was den Werthwechsel der Elemente von c betrifft, der ihre Masse vergrössert oder vermindert, aber die Werthsumme c un- verändert lässt, so berührt er weder die Profitrate noch die Mehr- werthsrate, solange er keine Veränderung der Grösse von v nach sich zieht. Wir haben hiermit alle möglichen Fälle der Variation von v, c und C in unsrer Gleichung erschöpft. Wir haben gesehn, dass die Profitrate, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerths, fallen, gleichbleiben oder steigen kann, indem die geringste Aenderung im Verhältniss von v zu c, resp. C, hinreicht, um die Profitrate ebenfalls zu ändern. Es hat sich ferner gezeigt, dass bei der Variation von v überall eine Grenze eintritt, wo die Konstanz von m' ökonomisch unmög- lich wird. Da jede einseitige Variation von c ebenfalls an einer Grenze ankommen muss, wo v nicht länger konstant bleiben kann, so zeigt sich, dass für alle möglichen Variationen von

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/71>, abgerufen am 29.03.2024.