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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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"Der natürliche Preis, der aus der Produktionskost besteht oder
in andren Worten aus der Kapitalauslage in der Produktion oder
Fabrikation von Waare, kann unmöglich den Profit einschliessen . . . .
Wenn ein Pächter im Anbau seiner Felder 100 Quarter Korn
auslegt und dafür 120 Quarters wieder erhält, bilden die 20 Quarter,
als Ueberschuss des Produkts über die Auslage, seinen Profit;
aber es wäre absurd, diesen Ueberschuss oder Profit einen Theil
seiner Auslage zu nennen ... Der Fabrikant legt eine gewisse
Quantität von Rohstoffen, Werkzeugen und Subsistenzmitteln für
Arbeit aus, und erhält dagegen eine Quantität fertiger Waare.
Diese fertige Waare muss einen höhern Tauschwerth besitzen
als die Rohstoffe, Werkzeuge und Subsistenzmittel, durch deren
Vorschuss sie erworben wurden". Daher schliesst Torrens, der
Ueberschuss des Verkaufspreises über den Kostpreis oder der
Profit entspringe daher, dass die Konsumenten "durch unmittel-
baren oder vermittelten (circuitous) Austausch eine gewisse grössre
Portion aller Ingredienzien des Kapitals geben, als deren Produktion
kostet."6)

In der That, der Ueberschuss über eine gegebne Grösse kann
keinen Theil dieser Grösse bilden, also kann auch der Profit, der
Ueberschuss des Waarenwerths über die Auslagen des Kapitalisten,
keinen Theil dieser Auslagen bilden. Geht also in die Werth-
bildung der Waare kein andres Element ein als der Werthvor-
schuss des Kapitalisten, so ist nicht abzusehn, wie aus der Pro-
duktion mehr Werth herauskommen soll als in sie einging, oder
es werde etwas aus Nichts. Dieser Schöpfung aus Nichts entrinnt
Torrens jedoch nur, indem er sie aus der Sphäre der Waaren-
produktion in die Sphäre der Waarencirkulation verlegt. Der
Profit kann nicht aus der Produktion herkommen, sagt Torrens,
denn sonst wäre er schon in den Kosten der Produktion enthalten,
also kein Ueberschuss über diese Kosten. Der Profit kann nicht
aus dem Waarenaustausch herkommen, antwortet ihm Ramsay,
wenn er nicht bereits vor dem Waarenaustausch vorhanden war.
Die Werthsumme der ausgetauschten Produkte ändert sich offenbar
nicht durch den Austausch der Produkte, deren Werthsumme sie
ist. Sie bleibt dieselbe nach wie vor dem Austausch. Es sei hier
bemerkt, dass Malthus sich ausdrücklich auf die Autorität von
Torrens beruft7), obgleich er selbst den Verkauf der Waaren über

6) R. Torrens, An Essay on the Production of Wealth. London 1821.
p. 51--53, p. 70 und 71.
7) Malthus, Definitions in Pol. Econ. London 1853. p. 70, 71.

„Der natürliche Preis, der aus der Produktionskost besteht oder
in andren Worten aus der Kapitalauslage in der Produktion oder
Fabrikation von Waare, kann unmöglich den Profit einschliessen . . . .
Wenn ein Pächter im Anbau seiner Felder 100 Quarter Korn
auslegt und dafür 120 Quarters wieder erhält, bilden die 20 Quarter,
als Ueberschuss des Produkts über die Auslage, seinen Profit;
aber es wäre absurd, diesen Ueberschuss oder Profit einen Theil
seiner Auslage zu nennen … Der Fabrikant legt eine gewisse
Quantität von Rohstoffen, Werkzeugen und Subsistenzmitteln für
Arbeit aus, und erhält dagegen eine Quantität fertiger Waare.
Diese fertige Waare muss einen höhern Tauschwerth besitzen
als die Rohstoffe, Werkzeuge und Subsistenzmittel, durch deren
Vorschuss sie erworben wurden“. Daher schliesst Torrens, der
Ueberschuss des Verkaufspreises über den Kostpreis oder der
Profit entspringe daher, dass die Konsumenten „durch unmittel-
baren oder vermittelten (circuitous) Austausch eine gewisse grössre
Portion aller Ingredienzien des Kapitals geben, als deren Produktion
kostet.“6)

In der That, der Ueberschuss über eine gegebne Grösse kann
keinen Theil dieser Grösse bilden, also kann auch der Profit, der
Ueberschuss des Waarenwerths über die Auslagen des Kapitalisten,
keinen Theil dieser Auslagen bilden. Geht also in die Werth-
bildung der Waare kein andres Element ein als der Werthvor-
schuss des Kapitalisten, so ist nicht abzusehn, wie aus der Pro-
duktion mehr Werth herauskommen soll als in sie einging, oder
es werde etwas aus Nichts. Dieser Schöpfung aus Nichts entrinnt
Torrens jedoch nur, indem er sie aus der Sphäre der Waaren-
produktion in die Sphäre der Waarencirkulation verlegt. Der
Profit kann nicht aus der Produktion herkommen, sagt Torrens,
denn sonst wäre er schon in den Kosten der Produktion enthalten,
also kein Ueberschuss über diese Kosten. Der Profit kann nicht
aus dem Waarenaustausch herkommen, antwortet ihm Ramsay,
wenn er nicht bereits vor dem Waarenaustausch vorhanden war.
Die Werthsumme der ausgetauschten Produkte ändert sich offenbar
nicht durch den Austausch der Produkte, deren Werthsumme sie
ist. Sie bleibt dieselbe nach wie vor dem Austausch. Es sei hier
bemerkt, dass Malthus sich ausdrücklich auf die Autorität von
Torrens beruft7), obgleich er selbst den Verkauf der Waaren über

6) R. Torrens, An Essay on the Production of Wealth. London 1821.
p. 51—53, p. 70 und 71.
7) Malthus, Definitions in Pol. Econ. London 1853. p. 70, 71.
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[13/0047] „Der natürliche Preis, der aus der Produktionskost besteht oder in andren Worten aus der Kapitalauslage in der Produktion oder Fabrikation von Waare, kann unmöglich den Profit einschliessen . . . . Wenn ein Pächter im Anbau seiner Felder 100 Quarter Korn auslegt und dafür 120 Quarters wieder erhält, bilden die 20 Quarter, als Ueberschuss des Produkts über die Auslage, seinen Profit; aber es wäre absurd, diesen Ueberschuss oder Profit einen Theil seiner Auslage zu nennen … Der Fabrikant legt eine gewisse Quantität von Rohstoffen, Werkzeugen und Subsistenzmitteln für Arbeit aus, und erhält dagegen eine Quantität fertiger Waare. Diese fertige Waare muss einen höhern Tauschwerth besitzen als die Rohstoffe, Werkzeuge und Subsistenzmittel, durch deren Vorschuss sie erworben wurden“. Daher schliesst Torrens, der Ueberschuss des Verkaufspreises über den Kostpreis oder der Profit entspringe daher, dass die Konsumenten „durch unmittel- baren oder vermittelten (circuitous) Austausch eine gewisse grössre Portion aller Ingredienzien des Kapitals geben, als deren Produktion kostet.“ 6) In der That, der Ueberschuss über eine gegebne Grösse kann keinen Theil dieser Grösse bilden, also kann auch der Profit, der Ueberschuss des Waarenwerths über die Auslagen des Kapitalisten, keinen Theil dieser Auslagen bilden. Geht also in die Werth- bildung der Waare kein andres Element ein als der Werthvor- schuss des Kapitalisten, so ist nicht abzusehn, wie aus der Pro- duktion mehr Werth herauskommen soll als in sie einging, oder es werde etwas aus Nichts. Dieser Schöpfung aus Nichts entrinnt Torrens jedoch nur, indem er sie aus der Sphäre der Waaren- produktion in die Sphäre der Waarencirkulation verlegt. Der Profit kann nicht aus der Produktion herkommen, sagt Torrens, denn sonst wäre er schon in den Kosten der Produktion enthalten, also kein Ueberschuss über diese Kosten. Der Profit kann nicht aus dem Waarenaustausch herkommen, antwortet ihm Ramsay, wenn er nicht bereits vor dem Waarenaustausch vorhanden war. Die Werthsumme der ausgetauschten Produkte ändert sich offenbar nicht durch den Austausch der Produkte, deren Werthsumme sie ist. Sie bleibt dieselbe nach wie vor dem Austausch. Es sei hier bemerkt, dass Malthus sich ausdrücklich auf die Autorität von Torrens beruft 7), obgleich er selbst den Verkauf der Waaren über 6) R. Torrens, An Essay on the Production of Wealth. London 1821. p. 51—53, p. 70 und 71. 7) Malthus, Definitions in Pol. Econ. London 1853. p. 70, 71.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/47>, abgerufen am 28.03.2024.