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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Revenue oder Kapital zu realisiren -- gelten für die Quantität
seiner cirkulirenden Masse, die früher, bei Betrachtung der ein-
fachen Waarencirkulation, Buch I, Kap. III, 2b, entwickelten Ge-
setze. Der Grad der Cirkulationsgeschwindigkeit. also die Anzahl
der Wiederholungen derselben Funktion als Kauf- und Zahlungs-
mittel durch dieselben Geldstücke in einem gegebnen Zeitraum,
die Masse der gleichzeitigen Käufe und Verkäufe, resp. Zahlungen,
die Preissumme der cirkulirenden Waaren, endlich die Zahlungs-
bilanzen, die in derselben Zeit zu saldiren sind, bestimmen in
beiden Fällen die Masse des cirkulirenden Geldes, der currency.
Ob das so fungirende Geld für Zahler oder Empfänger Kapital
oder Revenue vorstellt, ist gleichgültig, ändert absolut nichts an
der Sache. Seine Masse wird bestimmt einfach durch seine Funktion
als Kauf- und Zahlungsmittel.

Ad 3) -- Zur Frage über die relativen Verhältnisse der in
beiden Funktionen, und daher in beiden Sphären des Reproduktions-
processes cirkulirenden Mengen von Umlaufsmitteln. Beide Cir-
kulationssphären stehn in einem innern Zusammenhang, indem
einerseits die Masse der zu verausgabenden Revenuen den Umfang
der Konsumtion, und andrerseits die Grösse der in Produktion und
Handel cirkulirenden Kapitalmassen den Umfang und die Ge-
schwindigkeit des Reproduktionsprocesses ausdrücken. Trotzdem
wirken dieselben Umstände verschieden, und selbst in entgegen-
gesetzter Richtung, auf die Quanta der in beiden Funktionen oder
Sphären cirkulirenden Geldmassen oder auf die Quantitäten der
Cirkulation, wie die Engländer dies bankmäßig ausdrücken. Und
dies gibt neuen Anlass zu der abgeschmackten Distinktion Tooke's
von Cirkulation und Kapital. Der Umstand, dass die Herren von
der Currency-Theorie zwei disparate Dinge verwechseln, ist durch-
aus kein Grund, um sie als Begriffsunterschiede darzustellen.

In Zeiten der Prosperität, grosser Expansion, Beschleunigung und
Energie des Reproduktionsprocesses, sind die Arbeiter voll be-
schäftigt. Meist tritt auch Steigen des Lohns ein und gleicht das
Fallen desselben unter das Durchschnittsniveau in den andern
Perioden des kommerziellen Cyklus einigermaßen aus. Gleichzeitig
wachsen die Revenuen der Kapitalisten bedeutend. Die Konsumtion
steigt allgemein. Die Waarenpreise steigen ebenfalls regelmäßig,
wenigstens in verschiednen entscheidenden Geschäftszweigen. In
Folge dessen wächst das Quantum des cirkulirenden Geldes wenigstens
innerhalb gewisser Grenzen, indem die grössere Umlaufsgeschwindig-
keit dem Wachsen der Masse des umlaufenden Mittels ihrerseits

Marx, Kapital III. 28

Revenue oder Kapital zu realisiren — gelten für die Quantität
seiner cirkulirenden Masse, die früher, bei Betrachtung der ein-
fachen Waarencirkulation, Buch I, Kap. III, 2b, entwickelten Ge-
setze. Der Grad der Cirkulationsgeschwindigkeit. also die Anzahl
der Wiederholungen derselben Funktion als Kauf- und Zahlungs-
mittel durch dieselben Geldstücke in einem gegebnen Zeitraum,
die Masse der gleichzeitigen Käufe und Verkäufe, resp. Zahlungen,
die Preissumme der cirkulirenden Waaren, endlich die Zahlungs-
bilanzen, die in derselben Zeit zu saldiren sind, bestimmen in
beiden Fällen die Masse des cirkulirenden Geldes, der currency.
Ob das so fungirende Geld für Zahler oder Empfänger Kapital
oder Revenue vorstellt, ist gleichgültig, ändert absolut nichts an
der Sache. Seine Masse wird bestimmt einfach durch seine Funktion
als Kauf- und Zahlungsmittel.

Ad 3) — Zur Frage über die relativen Verhältnisse der in
beiden Funktionen, und daher in beiden Sphären des Reproduktions-
processes cirkulirenden Mengen von Umlaufsmitteln. Beide Cir-
kulationssphären stehn in einem innern Zusammenhang, indem
einerseits die Masse der zu verausgabenden Revenuen den Umfang
der Konsumtion, und andrerseits die Grösse der in Produktion und
Handel cirkulirenden Kapitalmassen den Umfang und die Ge-
schwindigkeit des Reproduktionsprocesses ausdrücken. Trotzdem
wirken dieselben Umstände verschieden, und selbst in entgegen-
gesetzter Richtung, auf die Quanta der in beiden Funktionen oder
Sphären cirkulirenden Geldmassen oder auf die Quantitäten der
Cirkulation, wie die Engländer dies bankmäßig ausdrücken. Und
dies gibt neuen Anlass zu der abgeschmackten Distinktion Tooke’s
von Cirkulation und Kapital. Der Umstand, dass die Herren von
der Currency-Theorie zwei disparate Dinge verwechseln, ist durch-
aus kein Grund, um sie als Begriffsunterschiede darzustellen.

In Zeiten der Prosperität, grosser Expansion, Beschleunigung und
Energie des Reproduktionsprocesses, sind die Arbeiter voll be-
schäftigt. Meist tritt auch Steigen des Lohns ein und gleicht das
Fallen desselben unter das Durchschnittsniveau in den andern
Perioden des kommerziellen Cyklus einigermaßen aus. Gleichzeitig
wachsen die Revenuen der Kapitalisten bedeutend. Die Konsumtion
steigt allgemein. Die Waarenpreise steigen ebenfalls regelmäßig,
wenigstens in verschiednen entscheidenden Geschäftszweigen. In
Folge dessen wächst das Quantum des cirkulirenden Geldes wenigstens
innerhalb gewisser Grenzen, indem die grössere Umlaufsgeschwindig-
keit dem Wachsen der Masse des umlaufenden Mittels ihrerseits

Marx, Kapital III. 28
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[433/0467] Revenue oder Kapital zu realisiren — gelten für die Quantität seiner cirkulirenden Masse, die früher, bei Betrachtung der ein- fachen Waarencirkulation, Buch I, Kap. III, 2b, entwickelten Ge- setze. Der Grad der Cirkulationsgeschwindigkeit. also die Anzahl der Wiederholungen derselben Funktion als Kauf- und Zahlungs- mittel durch dieselben Geldstücke in einem gegebnen Zeitraum, die Masse der gleichzeitigen Käufe und Verkäufe, resp. Zahlungen, die Preissumme der cirkulirenden Waaren, endlich die Zahlungs- bilanzen, die in derselben Zeit zu saldiren sind, bestimmen in beiden Fällen die Masse des cirkulirenden Geldes, der currency. Ob das so fungirende Geld für Zahler oder Empfänger Kapital oder Revenue vorstellt, ist gleichgültig, ändert absolut nichts an der Sache. Seine Masse wird bestimmt einfach durch seine Funktion als Kauf- und Zahlungsmittel. Ad 3) — Zur Frage über die relativen Verhältnisse der in beiden Funktionen, und daher in beiden Sphären des Reproduktions- processes cirkulirenden Mengen von Umlaufsmitteln. Beide Cir- kulationssphären stehn in einem innern Zusammenhang, indem einerseits die Masse der zu verausgabenden Revenuen den Umfang der Konsumtion, und andrerseits die Grösse der in Produktion und Handel cirkulirenden Kapitalmassen den Umfang und die Ge- schwindigkeit des Reproduktionsprocesses ausdrücken. Trotzdem wirken dieselben Umstände verschieden, und selbst in entgegen- gesetzter Richtung, auf die Quanta der in beiden Funktionen oder Sphären cirkulirenden Geldmassen oder auf die Quantitäten der Cirkulation, wie die Engländer dies bankmäßig ausdrücken. Und dies gibt neuen Anlass zu der abgeschmackten Distinktion Tooke’s von Cirkulation und Kapital. Der Umstand, dass die Herren von der Currency-Theorie zwei disparate Dinge verwechseln, ist durch- aus kein Grund, um sie als Begriffsunterschiede darzustellen. In Zeiten der Prosperität, grosser Expansion, Beschleunigung und Energie des Reproduktionsprocesses, sind die Arbeiter voll be- schäftigt. Meist tritt auch Steigen des Lohns ein und gleicht das Fallen desselben unter das Durchschnittsniveau in den andern Perioden des kommerziellen Cyklus einigermaßen aus. Gleichzeitig wachsen die Revenuen der Kapitalisten bedeutend. Die Konsumtion steigt allgemein. Die Waarenpreise steigen ebenfalls regelmäßig, wenigstens in verschiednen entscheidenden Geschäftszweigen. In Folge dessen wächst das Quantum des cirkulirenden Geldes wenigstens innerhalb gewisser Grenzen, indem die grössere Umlaufsgeschwindig- keit dem Wachsen der Masse des umlaufenden Mittels ihrerseits Marx, Kapital III. 28

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/467>, abgerufen am 25.04.2024.