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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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des Kapitals hier nur den Werth des Geldkapitals verstehn, und
der Werth des Geldkapitals ist eben der Zinsfuss und nichts
andres. Aber später kommt der Fuchsschwanz heraus, und der
Werth des Kapitals wird identificirt mit der Profitrate.

Was den hohen Zinsfuss angeht, der 1856 gezahlt wurde, so
wusste Overstone in der That nicht, dass dieser zum Theil ein
Symptom davon war, dass die Sorte Kreditritter obenauf kam, die
den Zins nicht aus dem Profit, sondern aus fremdem Kapital zahlt;
er behauptete, nur ein paar Monate vor der Krise von 1857, dass
"das Geschäft durchaus gesund sei".

Er sagt ferner aus: "3722. Die Vorstellung, dass der Geschäfts-
profit durch Steigerung des Zinsfusses zerstört wird, ist höchst
irrthümlich. Erstens ist eine Erhöhung des Zinsfusses selten von
langer Dauer; zweitens, wenn sie von langer Dauer und bedeutend
ist, so ist sie der Sache nach ein Steigen im Werth des Kapitals,
und warum steigt der Werth des Kapitals? Weil die Profitrate
gestiegen ist." -- Hier erfahren wir also endlich, welchen Sinn
der "Werth des Kapitals" hat. Uebrigens kann die Profitrate für
längere Zeit hoch bleiben, aber der Unternehmergewinn fallen und
der Zinsfuss steigen, sodass der Zins den grössten Theil des Profits
verschlingt.

"3724. Die Erhöhung des Zinsfusses ist eine Folge gewesen der
enormen Ausdehnung im Geschäft unsers Landes, und der grossen
Erhöhung der Profitrate; und wenn geklagt wird, dass der erhöhte
Zinsfuss die beiden selben Dinge zerstört, die seine eigne Ursache
gewesen sind, so ist das eine logische Absurdität, von der man
nicht weiss, was man davon sagen soll." -- Dies ist gerade so
logisch, als sagte er: Die erhöhte Profitrate ist die Folge gewesen
der Steigerung der Waarenpreise durch Spekulation, und wenn ge-
klagt wird, dass die Preissteigerung ihre eigne Ursache zerstört,
nämlich die Spekulation, so ist das eine logische Absurdität etc.
Dass ein Ding seine eigne Ursache schliesslich zerstören kann, ist
nur für den in den hohen Zinsfuss verliebten Wucherer eine
logische Absurdität. Die Grösse der Römer war die Ursache ihrer
Eroberungen, und ihre Eroberungen zerstörten ihre Grösse. Reich-
thum ist die Ursache von Luxus, und Luxus wirkt zerstörend auf
den Reichthum. Dieser Pfiffikus! Der Idiotismus der jetzigen
Bürgerwelt kann nicht besser gezeichnet werden als durch den
Respekt, den die "Logik" des Millionärs, dieses dung-hill aristocrat,
ganz England einflösste. Uebrigens, wenn hohe Profitrate und
Geschäftsausdehnung Ursachen hohes Zinsfusses sein können, ist

des Kapitals hier nur den Werth des Geldkapitals verstehn, und
der Werth des Geldkapitals ist eben der Zinsfuss und nichts
andres. Aber später kommt der Fuchsschwanz heraus, und der
Werth des Kapitals wird identificirt mit der Profitrate.

Was den hohen Zinsfuss angeht, der 1856 gezahlt wurde, so
wusste Overstone in der That nicht, dass dieser zum Theil ein
Symptom davon war, dass die Sorte Kreditritter obenauf kam, die
den Zins nicht aus dem Profit, sondern aus fremdem Kapital zahlt;
er behauptete, nur ein paar Monate vor der Krise von 1857, dass
„das Geschäft durchaus gesund sei“.

Er sagt ferner aus: „3722. Die Vorstellung, dass der Geschäfts-
profit durch Steigerung des Zinsfusses zerstört wird, ist höchst
irrthümlich. Erstens ist eine Erhöhung des Zinsfusses selten von
langer Dauer; zweitens, wenn sie von langer Dauer und bedeutend
ist, so ist sie der Sache nach ein Steigen im Werth des Kapitals,
und warum steigt der Werth des Kapitals? Weil die Profitrate
gestiegen ist.“ — Hier erfahren wir also endlich, welchen Sinn
der „Werth des Kapitals“ hat. Uebrigens kann die Profitrate für
längere Zeit hoch bleiben, aber der Unternehmergewinn fallen und
der Zinsfuss steigen, sodass der Zins den grössten Theil des Profits
verschlingt.

„3724. Die Erhöhung des Zinsfusses ist eine Folge gewesen der
enormen Ausdehnung im Geschäft unsers Landes, und der grossen
Erhöhung der Profitrate; und wenn geklagt wird, dass der erhöhte
Zinsfuss die beiden selben Dinge zerstört, die seine eigne Ursache
gewesen sind, so ist das eine logische Absurdität, von der man
nicht weiss, was man davon sagen soll.“ — Dies ist gerade so
logisch, als sagte er: Die erhöhte Profitrate ist die Folge gewesen
der Steigerung der Waarenpreise durch Spekulation, und wenn ge-
klagt wird, dass die Preissteigerung ihre eigne Ursache zerstört,
nämlich die Spekulation, so ist das eine logische Absurdität etc.
Dass ein Ding seine eigne Ursache schliesslich zerstören kann, ist
nur für den in den hohen Zinsfuss verliebten Wucherer eine
logische Absurdität. Die Grösse der Römer war die Ursache ihrer
Eroberungen, und ihre Eroberungen zerstörten ihre Grösse. Reich-
thum ist die Ursache von Luxus, und Luxus wirkt zerstörend auf
den Reichthum. Dieser Pfiffikus! Der Idiotismus der jetzigen
Bürgerwelt kann nicht besser gezeichnet werden als durch den
Respekt, den die „Logik“ des Millionärs, dieses dung-hill aristocrat,
ganz England einflösste. Uebrigens, wenn hohe Profitrate und
Geschäftsausdehnung Ursachen hohes Zinsfusses sein können, ist

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[408/0442] des Kapitals hier nur den Werth des Geldkapitals verstehn, und der Werth des Geldkapitals ist eben der Zinsfuss und nichts andres. Aber später kommt der Fuchsschwanz heraus, und der Werth des Kapitals wird identificirt mit der Profitrate. Was den hohen Zinsfuss angeht, der 1856 gezahlt wurde, so wusste Overstone in der That nicht, dass dieser zum Theil ein Symptom davon war, dass die Sorte Kreditritter obenauf kam, die den Zins nicht aus dem Profit, sondern aus fremdem Kapital zahlt; er behauptete, nur ein paar Monate vor der Krise von 1857, dass „das Geschäft durchaus gesund sei“. Er sagt ferner aus: „3722. Die Vorstellung, dass der Geschäfts- profit durch Steigerung des Zinsfusses zerstört wird, ist höchst irrthümlich. Erstens ist eine Erhöhung des Zinsfusses selten von langer Dauer; zweitens, wenn sie von langer Dauer und bedeutend ist, so ist sie der Sache nach ein Steigen im Werth des Kapitals, und warum steigt der Werth des Kapitals? Weil die Profitrate gestiegen ist.“ — Hier erfahren wir also endlich, welchen Sinn der „Werth des Kapitals“ hat. Uebrigens kann die Profitrate für längere Zeit hoch bleiben, aber der Unternehmergewinn fallen und der Zinsfuss steigen, sodass der Zins den grössten Theil des Profits verschlingt. „3724. Die Erhöhung des Zinsfusses ist eine Folge gewesen der enormen Ausdehnung im Geschäft unsers Landes, und der grossen Erhöhung der Profitrate; und wenn geklagt wird, dass der erhöhte Zinsfuss die beiden selben Dinge zerstört, die seine eigne Ursache gewesen sind, so ist das eine logische Absurdität, von der man nicht weiss, was man davon sagen soll.“ — Dies ist gerade so logisch, als sagte er: Die erhöhte Profitrate ist die Folge gewesen der Steigerung der Waarenpreise durch Spekulation, und wenn ge- klagt wird, dass die Preissteigerung ihre eigne Ursache zerstört, nämlich die Spekulation, so ist das eine logische Absurdität etc. Dass ein Ding seine eigne Ursache schliesslich zerstören kann, ist nur für den in den hohen Zinsfuss verliebten Wucherer eine logische Absurdität. Die Grösse der Römer war die Ursache ihrer Eroberungen, und ihre Eroberungen zerstörten ihre Grösse. Reich- thum ist die Ursache von Luxus, und Luxus wirkt zerstörend auf den Reichthum. Dieser Pfiffikus! Der Idiotismus der jetzigen Bürgerwelt kann nicht besser gezeichnet werden als durch den Respekt, den die „Logik“ des Millionärs, dieses dung-hill aristocrat, ganz England einflösste. Uebrigens, wenn hohe Profitrate und Geschäftsausdehnung Ursachen hohes Zinsfusses sein können, ist

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/442>, abgerufen am 25.04.2024.