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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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wird aber noch durch ganz andre Umstände bestimmt. Und dass
die Zinsrate im allgemeinen ihre Grenze hat an der Profitrate, kein
Zweifel. Aber Herr Norman soll uns grade sagen, wie diese
Grenze bestimmt wird. Und sie wird bestimmt durch Nachfrage
und Angebot von Geldkapital in seinem Unterschied von den
andern Formen des Kapitals. Nun könnte weiter gefragt werden:
Wie wird Nachfrage und Angebot von Geldkapital bestimmt?
Dass eine stille Verbindung besteht zwischen dem Angebot von
sachlichem Kapital und dem Angebot von Geldkapital, kein Zweifel,
und ebensowenig, dass die Nachfrage der industriellen Kapitalisten
nach Geldkapital durch die Umstände der wirklichen Produktion
bestimmt ist. Statt uns hierüber aufzuklären, debitirt uns Norman
die Weisheit, dass Nachfrage nach Geldkapital nicht identisch ist
mit Nachfrage nach Geld als solchem; und diese Weisheit nur,
weil bei ihm, Overstone und den andern Currency-Propheten immer
das böse Gewissen im Hintergrund steht, dass sie durch künstliche
legislatorische Einmischung aus dem Cirkulationsmittel als solchem
Kapital zu machen und den Zinsfuss zu erhöhen bestrebt sind.

Nun zu Lord Overstone, alias Samuel Jones Loyd, wie er erklären
muss, warum er 10 % für sein "Geld" nimmt, weil das "Kapital"
im Lande so rar ist.

"3653. Die Schwankungen in der Zinsrate entspringen aus
einer von zwei Ursachen: aus einer Veränderung im Werth des
Kapitals" [vortrefflich! Werth des Kapitals, allgemein gesprochen
ist ja gerade der Zinsfuss! Die Aenderung in der Rate des Zinses
entspringt hier also aus einer Aenderung in der Rate des Zinses.
"Werth des Kapitals" wird theoretisch, wie wir früher gezeigt,
nie anders gefasst. Oder aber: versteht Herr Overstone unter
Werth des Kapitals die Profitrate, so kommt der tiefsinnige Denker
darauf zurück, dass die Zinsrate regulirt wird durch die Profitrate!]
"oder aus einer Veränderung in der Summe des im Lande vor-
handnen Geldes. Alle grossen Schwankungen des Zinsfusses, gross,
entweder der Dauer oder der Ausdehnung der Schwankung nach,
lassen sich deutlich zurückführen auf Veränderungen im Werth
des Kapitals. Schlagendere praktische Illustrationen dieser That-
sache kann es nicht geben als das Steigen des Zinsfusses 1847
und wiederum in den letzten zwei Jahren (1855--56); die geringern
Schwankungen des Zinsfusses, die aus einem Wechsel in der
Summe des vorhandnen Geldes entstehn, sind klein sowohl ihrer
Ausdehnung wie ihrer Dauer nach. Sie sind häufig, und je
häufiger, desto wirksamer für ihren Zweck." Nämlich die Bankiers

wird aber noch durch ganz andre Umstände bestimmt. Und dass
die Zinsrate im allgemeinen ihre Grenze hat an der Profitrate, kein
Zweifel. Aber Herr Norman soll uns grade sagen, wie diese
Grenze bestimmt wird. Und sie wird bestimmt durch Nachfrage
und Angebot von Geldkapital in seinem Unterschied von den
andern Formen des Kapitals. Nun könnte weiter gefragt werden:
Wie wird Nachfrage und Angebot von Geldkapital bestimmt?
Dass eine stille Verbindung besteht zwischen dem Angebot von
sachlichem Kapital und dem Angebot von Geldkapital, kein Zweifel,
und ebensowenig, dass die Nachfrage der industriellen Kapitalisten
nach Geldkapital durch die Umstände der wirklichen Produktion
bestimmt ist. Statt uns hierüber aufzuklären, debitirt uns Norman
die Weisheit, dass Nachfrage nach Geldkapital nicht identisch ist
mit Nachfrage nach Geld als solchem; und diese Weisheit nur,
weil bei ihm, Overstone und den andern Currency-Propheten immer
das böse Gewissen im Hintergrund steht, dass sie durch künstliche
legislatorische Einmischung aus dem Cirkulationsmittel als solchem
Kapital zu machen und den Zinsfuss zu erhöhen bestrebt sind.

Nun zu Lord Overstone, alias Samuel Jones Loyd, wie er erklären
muss, warum er 10 % für sein „Geld“ nimmt, weil das „Kapital“
im Lande so rar ist.

„3653. Die Schwankungen in der Zinsrate entspringen aus
einer von zwei Ursachen: aus einer Veränderung im Werth des
Kapitals“ [vortrefflich! Werth des Kapitals, allgemein gesprochen
ist ja gerade der Zinsfuss! Die Aenderung in der Rate des Zinses
entspringt hier also aus einer Aenderung in der Rate des Zinses.
„Werth des Kapitals“ wird theoretisch, wie wir früher gezeigt,
nie anders gefasst. Oder aber: versteht Herr Overstone unter
Werth des Kapitals die Profitrate, so kommt der tiefsinnige Denker
darauf zurück, dass die Zinsrate regulirt wird durch die Profitrate!]
„oder aus einer Veränderung in der Summe des im Lande vor-
handnen Geldes. Alle grossen Schwankungen des Zinsfusses, gross,
entweder der Dauer oder der Ausdehnung der Schwankung nach,
lassen sich deutlich zurückführen auf Veränderungen im Werth
des Kapitals. Schlagendere praktische Illustrationen dieser That-
sache kann es nicht geben als das Steigen des Zinsfusses 1847
und wiederum in den letzten zwei Jahren (1855—56); die geringern
Schwankungen des Zinsfusses, die aus einem Wechsel in der
Summe des vorhandnen Geldes entstehn, sind klein sowohl ihrer
Ausdehnung wie ihrer Dauer nach. Sie sind häufig, und je
häufiger, desto wirksamer für ihren Zweck.“ Nämlich die Bankiers

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[405/0439] wird aber noch durch ganz andre Umstände bestimmt. Und dass die Zinsrate im allgemeinen ihre Grenze hat an der Profitrate, kein Zweifel. Aber Herr Norman soll uns grade sagen, wie diese Grenze bestimmt wird. Und sie wird bestimmt durch Nachfrage und Angebot von Geldkapital in seinem Unterschied von den andern Formen des Kapitals. Nun könnte weiter gefragt werden: Wie wird Nachfrage und Angebot von Geldkapital bestimmt? Dass eine stille Verbindung besteht zwischen dem Angebot von sachlichem Kapital und dem Angebot von Geldkapital, kein Zweifel, und ebensowenig, dass die Nachfrage der industriellen Kapitalisten nach Geldkapital durch die Umstände der wirklichen Produktion bestimmt ist. Statt uns hierüber aufzuklären, debitirt uns Norman die Weisheit, dass Nachfrage nach Geldkapital nicht identisch ist mit Nachfrage nach Geld als solchem; und diese Weisheit nur, weil bei ihm, Overstone und den andern Currency-Propheten immer das böse Gewissen im Hintergrund steht, dass sie durch künstliche legislatorische Einmischung aus dem Cirkulationsmittel als solchem Kapital zu machen und den Zinsfuss zu erhöhen bestrebt sind. Nun zu Lord Overstone, alias Samuel Jones Loyd, wie er erklären muss, warum er 10 % für sein „Geld“ nimmt, weil das „Kapital“ im Lande so rar ist. „3653. Die Schwankungen in der Zinsrate entspringen aus einer von zwei Ursachen: aus einer Veränderung im Werth des Kapitals“ [vortrefflich! Werth des Kapitals, allgemein gesprochen ist ja gerade der Zinsfuss! Die Aenderung in der Rate des Zinses entspringt hier also aus einer Aenderung in der Rate des Zinses. „Werth des Kapitals“ wird theoretisch, wie wir früher gezeigt, nie anders gefasst. Oder aber: versteht Herr Overstone unter Werth des Kapitals die Profitrate, so kommt der tiefsinnige Denker darauf zurück, dass die Zinsrate regulirt wird durch die Profitrate!] „oder aus einer Veränderung in der Summe des im Lande vor- handnen Geldes. Alle grossen Schwankungen des Zinsfusses, gross, entweder der Dauer oder der Ausdehnung der Schwankung nach, lassen sich deutlich zurückführen auf Veränderungen im Werth des Kapitals. Schlagendere praktische Illustrationen dieser That- sache kann es nicht geben als das Steigen des Zinsfusses 1847 und wiederum in den letzten zwei Jahren (1855—56); die geringern Schwankungen des Zinsfusses, die aus einem Wechsel in der Summe des vorhandnen Geldes entstehn, sind klein sowohl ihrer Ausdehnung wie ihrer Dauer nach. Sie sind häufig, und je häufiger, desto wirksamer für ihren Zweck.“ Nämlich die Bankiers

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/439>, abgerufen am 20.04.2024.