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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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"Innerhalb einer sehr kurzen Periode sind die Preise vom nied-
rigsten Punkt der Depression emporgeschnellt ... die dreiprocentige
Staatsschuld steht fast pari ... das Gold in den Kellern der Bank
von England überragt jeden früher dort aufgespeicherten Betrag.
Aktien aller Art stehn auf Preisen, die fast in jedem Fall uner-
hört sind, und der Zinsfuss ist so gesunken, dass er fast nominell
ist ... Alles Beweise, dass jetzt wieder einmal eine schwere Akku-
mulation von unbeschäftigtem Reichthum in England vorhanden ist,
dass wieder einmal eine Periode spekulativer Ueberhitzung uns
nahe bevorsteht." (ibid. p. 36.)

"Obgleich die Einfuhr von Gold kein sichres Zeichen ist von
Gewinn im auswärtigen Handel, so repräsentirt doch prima facie
ein Theil dieser Goldeinfuhr, in Abwesenheit einer andren Er-
klärungsweise, solchen Profit." (J. G. Hubbard, The Currency and
the Country, London 1843, p. 41.) "Gesetzt in einer Periode mit
stetig gutem Geschäft, lohnenden Preisen, und wohlgefülltem Geld-
umlauf, gäbe eine schlechte Ernte Anlass zu einer Ausfuhr von
5 Millionen Gold und zur Einfuhr von Korn zum selben Betrag.
Die Cirkulation" [soll heissen, wie sich gleich zeigen wird, nicht
Cirkulationsmittel, sondern das unbeschäftigte Geldkapital -- F. E.]
"wird vermindert um denselben Betrag. Die Privatleute mögen
noch ebensoviel Cirkulationsmittel besitzen, aber die Depositen der
Kaufleute bei ihren Banken, die Saldos der Banken bei ihren Geld-
maklern und die Reserven in ihren Kassen werden alle vermindert
sein und die unmittelbare Folge dieser Verminderung im Betrag
des unbeschäftigten Kapitals wird eine Erhöhung des Zinsfusses
sein, z. B. von 4 % auf 5. Da da das Geschäft gesund ist, wird
das Vertrauen nicht erschüttert, aber der Kredit wird höher ge-
schätzt werden." (Ibid. p. 42.) "Fallen die Waarenpreise allgemein,
so fliesst das überschüssige Geld in Form von vermehrten Depo-
siten zu den Banken zurück, der Ueberfluss an unbeschäftigtem
Kapital senkt den Zinsfuss auf ein Minimum, und dieser Stand
der Dinge dauert, bis entweder höhere Preise oder ein lebhafteres
Geschäft das schlummernde Geld in Dienst treten lassen, oder bis
es absorbirt ist durch Anlage in ausländischen Werthpapieren oder
ausländischen Waaren." (p. 68.)

Die folgenden Auszüge sind wieder aus dem Parlamentsbericht
über Commercial Distress 1847--48. -- In Folge der Missernte
und Hungersnoth 1846--47 wurde grosse Einfuhr von Nahrungs-
mitteln nöthig. "Daher grosser Ueberschuss der Einfuhr über die
Ausfuhr.... Daher beträchtlicher Geldabfluss bei den Banken, und

„Innerhalb einer sehr kurzen Periode sind die Preise vom nied-
rigsten Punkt der Depression emporgeschnellt … die dreiprocentige
Staatsschuld steht fast pari … das Gold in den Kellern der Bank
von England überragt jeden früher dort aufgespeicherten Betrag.
Aktien aller Art stehn auf Preisen, die fast in jedem Fall uner-
hört sind, und der Zinsfuss ist so gesunken, dass er fast nominell
ist … Alles Beweise, dass jetzt wieder einmal eine schwere Akku-
mulation von unbeschäftigtem Reichthum in England vorhanden ist,
dass wieder einmal eine Periode spekulativer Ueberhitzung uns
nahe bevorsteht.“ (ibid. p. 36.)

„Obgleich die Einfuhr von Gold kein sichres Zeichen ist von
Gewinn im auswärtigen Handel, so repräsentirt doch prima facie
ein Theil dieser Goldeinfuhr, in Abwesenheit einer andren Er-
klärungsweise, solchen Profit.“ (J. G. Hubbard, The Currency and
the Country, London 1843, p. 41.) „Gesetzt in einer Periode mit
stetig gutem Geschäft, lohnenden Preisen, und wohlgefülltem Geld-
umlauf, gäbe eine schlechte Ernte Anlass zu einer Ausfuhr von
5 Millionen Gold und zur Einfuhr von Korn zum selben Betrag.
Die Cirkulation“ [soll heissen, wie sich gleich zeigen wird, nicht
Cirkulationsmittel, sondern das unbeschäftigte Geldkapital — F. E.]
„wird vermindert um denselben Betrag. Die Privatleute mögen
noch ebensoviel Cirkulationsmittel besitzen, aber die Depositen der
Kaufleute bei ihren Banken, die Saldos der Banken bei ihren Geld-
maklern und die Reserven in ihren Kassen werden alle vermindert
sein und die unmittelbare Folge dieser Verminderung im Betrag
des unbeschäftigten Kapitals wird eine Erhöhung des Zinsfusses
sein, z. B. von 4 % auf 5. Da da das Geschäft gesund ist, wird
das Vertrauen nicht erschüttert, aber der Kredit wird höher ge-
schätzt werden.“ (Ibid. p. 42.) „Fallen die Waarenpreise allgemein,
so fliesst das überschüssige Geld in Form von vermehrten Depo-
siten zu den Banken zurück, der Ueberfluss an unbeschäftigtem
Kapital senkt den Zinsfuss auf ein Minimum, und dieser Stand
der Dinge dauert, bis entweder höhere Preise oder ein lebhafteres
Geschäft das schlummernde Geld in Dienst treten lassen, oder bis
es absorbirt ist durch Anlage in ausländischen Werthpapieren oder
ausländischen Waaren.“ (p. 68.)

Die folgenden Auszüge sind wieder aus dem Parlamentsbericht
über Commercial Distress 1847—48. — In Folge der Missernte
und Hungersnoth 1846—47 wurde grosse Einfuhr von Nahrungs-
mitteln nöthig. „Daher grosser Ueberschuss der Einfuhr über die
Ausfuhr.... Daher beträchtlicher Geldabfluss bei den Banken, und

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[400/0434] „Innerhalb einer sehr kurzen Periode sind die Preise vom nied- rigsten Punkt der Depression emporgeschnellt … die dreiprocentige Staatsschuld steht fast pari … das Gold in den Kellern der Bank von England überragt jeden früher dort aufgespeicherten Betrag. Aktien aller Art stehn auf Preisen, die fast in jedem Fall uner- hört sind, und der Zinsfuss ist so gesunken, dass er fast nominell ist … Alles Beweise, dass jetzt wieder einmal eine schwere Akku- mulation von unbeschäftigtem Reichthum in England vorhanden ist, dass wieder einmal eine Periode spekulativer Ueberhitzung uns nahe bevorsteht.“ (ibid. p. 36.) „Obgleich die Einfuhr von Gold kein sichres Zeichen ist von Gewinn im auswärtigen Handel, so repräsentirt doch prima facie ein Theil dieser Goldeinfuhr, in Abwesenheit einer andren Er- klärungsweise, solchen Profit.“ (J. G. Hubbard, The Currency and the Country, London 1843, p. 41.) „Gesetzt in einer Periode mit stetig gutem Geschäft, lohnenden Preisen, und wohlgefülltem Geld- umlauf, gäbe eine schlechte Ernte Anlass zu einer Ausfuhr von 5 Millionen Gold und zur Einfuhr von Korn zum selben Betrag. Die Cirkulation“ [soll heissen, wie sich gleich zeigen wird, nicht Cirkulationsmittel, sondern das unbeschäftigte Geldkapital — F. E.] „wird vermindert um denselben Betrag. Die Privatleute mögen noch ebensoviel Cirkulationsmittel besitzen, aber die Depositen der Kaufleute bei ihren Banken, die Saldos der Banken bei ihren Geld- maklern und die Reserven in ihren Kassen werden alle vermindert sein und die unmittelbare Folge dieser Verminderung im Betrag des unbeschäftigten Kapitals wird eine Erhöhung des Zinsfusses sein, z. B. von 4 % auf 5. Da da das Geschäft gesund ist, wird das Vertrauen nicht erschüttert, aber der Kredit wird höher ge- schätzt werden.“ (Ibid. p. 42.) „Fallen die Waarenpreise allgemein, so fliesst das überschüssige Geld in Form von vermehrten Depo- siten zu den Banken zurück, der Ueberfluss an unbeschäftigtem Kapital senkt den Zinsfuss auf ein Minimum, und dieser Stand der Dinge dauert, bis entweder höhere Preise oder ein lebhafteres Geschäft das schlummernde Geld in Dienst treten lassen, oder bis es absorbirt ist durch Anlage in ausländischen Werthpapieren oder ausländischen Waaren.“ (p. 68.) Die folgenden Auszüge sind wieder aus dem Parlamentsbericht über Commercial Distress 1847—48. — In Folge der Missernte und Hungersnoth 1846—47 wurde grosse Einfuhr von Nahrungs- mitteln nöthig. „Daher grosser Ueberschuss der Einfuhr über die Ausfuhr.... Daher beträchtlicher Geldabfluss bei den Banken, und

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/434>, abgerufen am 29.03.2024.