Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

hängig vom Kapitaleigenthum, vielmehr als Resultat seiner Funk-
tionen als Nichteigenthümer, als -- Arbeiter.

Es entwickelt sich daher nothwendig in seinem Hirnkasten die
Vorstellung, dass sein Unternehmergewinn -- weit entfernt irgend
einen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte
fremde Arbeit zu sein -- vielmehr selbst Arbeitslohn ist, Auf-
sichtslohn, wages of superintendence of labour, höherer Lohn als
der des gewöhnlichen Lohnarbeiters, 1) weil sie komplicirtere Arbeit,
2) weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt. Dass seine Funk-
tion als Kapitalist darin besteht, Mehrwerth, d. h. unbezahlte Arbeit
zu produciren, und zwar unter den ökonomischsten Bedingungen,
wird vollständig vergessen über dem Gegensatz, dass der Zins dem
Kapitalisten zufällt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist
ausübt, sondern blosser Eigenthümer des Kapitals ist; und dass
dagegen der Unternehmergewinn dem fungirenden Kapitalisten zu-
fällt, auch wenn er Nichteigenthümer des Kapitals ist, womit er
fungirt. Ueber der gegensätzlichen Form der beiden Theile, worin
der Profit, also der Mehrwerth zerfällt, wird vergessen dass beide
bloss Theile des Mehrwerths sind, und dass seine Theilung nichts
an seiner Natur, seinem Ursprung und seinen Existenzbedingungen
ändern kann.

Im Reproduktionsprocess vertritt der fungirende Kapitalist das
Kapital als fremdes Eigenthum gegenüber den Lohnarbeitern, und
nimmt der Geldkapitalist, als vertreten durch den fungirenden Ka-
pitalisten, an der Exploitation der Arbeit theil. Dass nur als
Repräsentant der Produktionsmittel gegenüber den Arbeitern, der
aktive Kapitalist die Funktion ausüben kann, die Arbeiter für sich
arbeiten, oder die Produktionsmittel als Kapital fungiren zu lassen,
dies wird vergessen über dem Gegensatz von Funktion des Kapitals
im Reproduktionsprocess gegenüber blossem Eigenthum am Kapital
ausserhalb des Reproduktionsprocesses.

In der That ist in der Form, die die beiden Theile des Profits,
d. h. des Mehrwerths, als Zins und Unternehmergewinn annehmen,
kein Verhältniss zur Arbeit ausgedrückt, weil dies Verhältniss nur
existirt zwischen ihr und dem Profit oder vielmehr dem Mehr-
werth als der Summe, dem Ganzen, der Einheit dieser beiden
Theile. Das Verhältniss, worin der Profit getheilt wird, und die
verschiednen Rechtstitel, worunter diese Theilung geschieht, setzen
den Profit als fertig, setzen sein Dasein voraus. Ist daher der
Kapitalist Eigenthümer des Kapitals, womit er fungirt, so steckt
er den ganzen Profit oder Mehrwerth ein; es ist für den Arbeiter

hängig vom Kapitaleigenthum, vielmehr als Resultat seiner Funk-
tionen als Nichteigenthümer, als — Arbeiter.

Es entwickelt sich daher nothwendig in seinem Hirnkasten die
Vorstellung, dass sein Unternehmergewinn — weit entfernt irgend
einen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte
fremde Arbeit zu sein — vielmehr selbst Arbeitslohn ist, Auf-
sichtslohn, wages of superintendence of labour, höherer Lohn als
der des gewöhnlichen Lohnarbeiters, 1) weil sie komplicirtere Arbeit,
2) weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt. Dass seine Funk-
tion als Kapitalist darin besteht, Mehrwerth, d. h. unbezahlte Arbeit
zu produciren, und zwar unter den ökonomischsten Bedingungen,
wird vollständig vergessen über dem Gegensatz, dass der Zins dem
Kapitalisten zufällt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist
ausübt, sondern blosser Eigenthümer des Kapitals ist; und dass
dagegen der Unternehmergewinn dem fungirenden Kapitalisten zu-
fällt, auch wenn er Nichteigenthümer des Kapitals ist, womit er
fungirt. Ueber der gegensätzlichen Form der beiden Theile, worin
der Profit, also der Mehrwerth zerfällt, wird vergessen dass beide
bloss Theile des Mehrwerths sind, und dass seine Theilung nichts
an seiner Natur, seinem Ursprung und seinen Existenzbedingungen
ändern kann.

Im Reproduktionsprocess vertritt der fungirende Kapitalist das
Kapital als fremdes Eigenthum gegenüber den Lohnarbeitern, und
nimmt der Geldkapitalist, als vertreten durch den fungirenden Ka-
pitalisten, an der Exploitation der Arbeit theil. Dass nur als
Repräsentant der Produktionsmittel gegenüber den Arbeitern, der
aktive Kapitalist die Funktion ausüben kann, die Arbeiter für sich
arbeiten, oder die Produktionsmittel als Kapital fungiren zu lassen,
dies wird vergessen über dem Gegensatz von Funktion des Kapitals
im Reproduktionsprocess gegenüber blossem Eigenthum am Kapital
ausserhalb des Reproduktionsprocesses.

In der That ist in der Form, die die beiden Theile des Profits,
d. h. des Mehrwerths, als Zins und Unternehmergewinn annehmen,
kein Verhältniss zur Arbeit ausgedrückt, weil dies Verhältniss nur
existirt zwischen ihr und dem Profit oder vielmehr dem Mehr-
werth als der Summe, dem Ganzen, der Einheit dieser beiden
Theile. Das Verhältniss, worin der Profit getheilt wird, und die
verschiednen Rechtstitel, worunter diese Theilung geschieht, setzen
den Profit als fertig, setzen sein Dasein voraus. Ist daher der
Kapitalist Eigenthümer des Kapitals, womit er fungirt, so steckt
er den ganzen Profit oder Mehrwerth ein; es ist für den Arbeiter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0400" n="366"/>
hängig vom Kapitaleigenthum, vielmehr als Resultat seiner Funk-<lb/>
tionen als Nichteigenthümer, als &#x2014; <hi rendition="#g">Arbeiter</hi>.</p><lb/>
            <p>Es entwickelt sich daher nothwendig in seinem Hirnkasten die<lb/>
Vorstellung, dass sein Unternehmergewinn &#x2014; weit entfernt irgend<lb/>
einen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte<lb/>
fremde Arbeit zu sein &#x2014; vielmehr selbst <hi rendition="#g">Arbeitslohn</hi> ist, Auf-<lb/>
sichtslohn, wages of superintendence of labour, höherer Lohn als<lb/>
der des gewöhnlichen Lohnarbeiters, 1) weil sie komplicirtere Arbeit,<lb/>
2) weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt. Dass seine Funk-<lb/>
tion als Kapitalist darin besteht, Mehrwerth, d. h. unbezahlte Arbeit<lb/>
zu produciren, und zwar unter den ökonomischsten Bedingungen,<lb/>
wird vollständig vergessen über dem Gegensatz, dass der Zins dem<lb/>
Kapitalisten zufällt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist<lb/>
ausübt, sondern blosser Eigenthümer des Kapitals ist; und dass<lb/>
dagegen der Unternehmergewinn dem fungirenden Kapitalisten zu-<lb/>
fällt, auch wenn er Nichteigenthümer des Kapitals ist, womit er<lb/>
fungirt. Ueber der gegensätzlichen Form der beiden Theile, worin<lb/>
der Profit, also der Mehrwerth zerfällt, wird vergessen dass beide<lb/>
bloss Theile des Mehrwerths sind, und dass seine Theilung nichts<lb/>
an seiner Natur, seinem Ursprung und seinen Existenzbedingungen<lb/>
ändern kann.</p><lb/>
            <p>Im Reproduktionsprocess vertritt der fungirende Kapitalist das<lb/>
Kapital als fremdes Eigenthum gegenüber den Lohnarbeitern, und<lb/>
nimmt der Geldkapitalist, als vertreten durch den fungirenden Ka-<lb/>
pitalisten, an der Exploitation der Arbeit theil. Dass nur als<lb/>
Repräsentant der Produktionsmittel gegenüber den Arbeitern, der<lb/>
aktive Kapitalist die Funktion ausüben kann, die Arbeiter für sich<lb/>
arbeiten, oder die Produktionsmittel als Kapital fungiren zu lassen,<lb/>
dies wird vergessen über dem Gegensatz von Funktion des Kapitals<lb/>
im Reproduktionsprocess gegenüber blossem Eigenthum am Kapital<lb/>
ausserhalb des Reproduktionsprocesses.</p><lb/>
            <p>In der That ist in der Form, die die beiden Theile des Profits,<lb/>
d. h. des Mehrwerths, als Zins und Unternehmergewinn annehmen,<lb/>
kein Verhältniss zur Arbeit ausgedrückt, weil dies Verhältniss nur<lb/>
existirt zwischen ihr und dem Profit oder vielmehr dem Mehr-<lb/>
werth als der Summe, dem Ganzen, der Einheit dieser beiden<lb/>
Theile. Das Verhältniss, worin der Profit getheilt wird, und die<lb/>
verschiednen Rechtstitel, worunter diese Theilung geschieht, setzen<lb/>
den Profit als fertig, setzen sein Dasein voraus. Ist daher der<lb/>
Kapitalist Eigenthümer des Kapitals, womit er fungirt, so steckt<lb/>
er den ganzen Profit oder Mehrwerth ein; es ist für den Arbeiter<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0400] hängig vom Kapitaleigenthum, vielmehr als Resultat seiner Funk- tionen als Nichteigenthümer, als — Arbeiter. Es entwickelt sich daher nothwendig in seinem Hirnkasten die Vorstellung, dass sein Unternehmergewinn — weit entfernt irgend einen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte fremde Arbeit zu sein — vielmehr selbst Arbeitslohn ist, Auf- sichtslohn, wages of superintendence of labour, höherer Lohn als der des gewöhnlichen Lohnarbeiters, 1) weil sie komplicirtere Arbeit, 2) weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt. Dass seine Funk- tion als Kapitalist darin besteht, Mehrwerth, d. h. unbezahlte Arbeit zu produciren, und zwar unter den ökonomischsten Bedingungen, wird vollständig vergessen über dem Gegensatz, dass der Zins dem Kapitalisten zufällt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist ausübt, sondern blosser Eigenthümer des Kapitals ist; und dass dagegen der Unternehmergewinn dem fungirenden Kapitalisten zu- fällt, auch wenn er Nichteigenthümer des Kapitals ist, womit er fungirt. Ueber der gegensätzlichen Form der beiden Theile, worin der Profit, also der Mehrwerth zerfällt, wird vergessen dass beide bloss Theile des Mehrwerths sind, und dass seine Theilung nichts an seiner Natur, seinem Ursprung und seinen Existenzbedingungen ändern kann. Im Reproduktionsprocess vertritt der fungirende Kapitalist das Kapital als fremdes Eigenthum gegenüber den Lohnarbeitern, und nimmt der Geldkapitalist, als vertreten durch den fungirenden Ka- pitalisten, an der Exploitation der Arbeit theil. Dass nur als Repräsentant der Produktionsmittel gegenüber den Arbeitern, der aktive Kapitalist die Funktion ausüben kann, die Arbeiter für sich arbeiten, oder die Produktionsmittel als Kapital fungiren zu lassen, dies wird vergessen über dem Gegensatz von Funktion des Kapitals im Reproduktionsprocess gegenüber blossem Eigenthum am Kapital ausserhalb des Reproduktionsprocesses. In der That ist in der Form, die die beiden Theile des Profits, d. h. des Mehrwerths, als Zins und Unternehmergewinn annehmen, kein Verhältniss zur Arbeit ausgedrückt, weil dies Verhältniss nur existirt zwischen ihr und dem Profit oder vielmehr dem Mehr- werth als der Summe, dem Ganzen, der Einheit dieser beiden Theile. Das Verhältniss, worin der Profit getheilt wird, und die verschiednen Rechtstitel, worunter diese Theilung geschieht, setzen den Profit als fertig, setzen sein Dasein voraus. Ist daher der Kapitalist Eigenthümer des Kapitals, womit er fungirt, so steckt er den ganzen Profit oder Mehrwerth ein; es ist für den Arbeiter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/400
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/400>, abgerufen am 28.03.2024.