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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Ebenso dass das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises
der Waare. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen,
so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Wider-
spruch mit dem Begriff des Preises der Waare.59) Der Preis ist
hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reducirt, dass
er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so
oder so als Gebrauchswerth figurirt, gezahlt wird; während seinem
Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Werth
dieses Gebrauchswerths.

Zins als Preis des Kapitals ist von vornherein ein durchaus
irrationeller Ausdruck. Hier hat eine Waare einen doppelten
Werth, einmal einen Werth, und dann einen von diesem Werth
verschiednen Preis, während Preis der Geldausdruck des Werthes
ist. Das Geldkapital ist zunächst nichts als eine Geldsumme, oder
der Werth einer bestimmten Waarenmasse als Geldsumme fixirt.
Wird Waare als Kapital verliehen, so ist sie nur die verkleidete
Form einer Geldsumme. Denn was als Kapital verliehen wird,
sind nicht so und so viel Pfund Baumwolle, sondern so viel Geld,
das in der Form Baumwolle als deren Werth existirt. Der Preis
des Kapitals bezieht sich daher auf es als Geldsumme, wenn auch nicht
als currency, wie Herr Torrens meint (s. oben Note 59). Wie soll nun
eine Werthsumme einen Preis haben ausser ihrem eignen Preis, ausser
dem Preis, der in ihrer eignen Geldform ausgedrückt ist? Preis ist ja
der Werth der Waare (und dies ist auch der Fall beim Markt-
preis, dessen Unterschied vom Werth nicht qualitativ, sondern nur
quantitativ ist, sich nur auf die Werthgrösse bezieht) im Unter-
schied von ihrem Gebrauchswerth. Preis, der qualitativ verschieden
vom Werth, ist ein absurder Widerspruch.60)

Das Kapital manifestirt sich als Kapital durch seine Ver-
werthung; der Grad seiner Verwerthung drückt den quantitativen

59) "Der Ausdruck Werth (value) angewandt auf currency hat drei Be-
deutungen ... 2) currency actually in hand, verglichen mit demselben Be-
trag von currency, der an einem spätern Tage eingehn wird. Dann ist ihr
Werth gemessen durch den Zinsfuss, und der Zinsfuss bestimmt by the ratio
between the amount of loanable capital and the demand for it." (Oberst
R. Torrens: On the Operation of the Bank Charter Act of 1844 etc. 2nd
ed. 1847.
60) The ambiguity of the term value of money or of the currency, when
employed indiscriminately as it is, to signify both value in exchange for
commodities and value in use of capital, is a constant source of confusion.
(Tooke: Inquiry into the Currency Principle. p 77.) -- Die Hauptkonfusion
(die in der Sache selbst liegt), dass Werth als solcher (der Zins) zum Ge-
brauchswerth des Kapitals wird, sieht Tooke nicht.
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Ebenso dass das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises
der Waare. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen,
so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Wider-
spruch mit dem Begriff des Preises der Waare.59) Der Preis ist
hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reducirt, dass
er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so
oder so als Gebrauchswerth figurirt, gezahlt wird; während seinem
Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Werth
dieses Gebrauchswerths.

Zins als Preis des Kapitals ist von vornherein ein durchaus
irrationeller Ausdruck. Hier hat eine Waare einen doppelten
Werth, einmal einen Werth, und dann einen von diesem Werth
verschiednen Preis, während Preis der Geldausdruck des Werthes
ist. Das Geldkapital ist zunächst nichts als eine Geldsumme, oder
der Werth einer bestimmten Waarenmasse als Geldsumme fixirt.
Wird Waare als Kapital verliehen, so ist sie nur die verkleidete
Form einer Geldsumme. Denn was als Kapital verliehen wird,
sind nicht so und so viel Pfund Baumwolle, sondern so viel Geld,
das in der Form Baumwolle als deren Werth existirt. Der Preis
des Kapitals bezieht sich daher auf es als Geldsumme, wenn auch nicht
als currency, wie Herr Torrens meint (s. oben Note 59). Wie soll nun
eine Werthsumme einen Preis haben ausser ihrem eignen Preis, ausser
dem Preis, der in ihrer eignen Geldform ausgedrückt ist? Preis ist ja
der Werth der Waare (und dies ist auch der Fall beim Markt-
preis, dessen Unterschied vom Werth nicht qualitativ, sondern nur
quantitativ ist, sich nur auf die Werthgrösse bezieht) im Unter-
schied von ihrem Gebrauchswerth. Preis, der qualitativ verschieden
vom Werth, ist ein absurder Widerspruch.60)

Das Kapital manifestirt sich als Kapital durch seine Ver-
werthung; der Grad seiner Verwerthung drückt den quantitativen

59) „Der Ausdruck Werth (value) angewandt auf currency hat drei Be-
deutungen … 2) currency actually in hand, verglichen mit demselben Be-
trag von currency, der an einem spätern Tage eingehn wird. Dann ist ihr
Werth gemessen durch den Zinsfuss, und der Zinsfuss bestimmt by the ratio
between the amount of loanable capital and the demand for it.“ (Oberst
R. Torrens: On the Operation of the Bank Charter Act of 1844 etc. 2nd
ed. 1847.
60) The ambiguity of the term value of money or of the currency, when
employed indiscriminately as it is, to signify both value in exchange for
commodities and value in use of capital, is a constant source of confusion.
(Tooke: Inquiry into the Currency Principle. p 77.) — Die Hauptkonfusion
(die in der Sache selbst liegt), dass Werth als solcher (der Zins) zum Ge-
brauchswerth des Kapitals wird, sieht Tooke nicht.
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[339/0373] Ebenso dass das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises der Waare. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Wider- spruch mit dem Begriff des Preises der Waare. 59) Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reducirt, dass er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswerth figurirt, gezahlt wird; während seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Werth dieses Gebrauchswerths. Zins als Preis des Kapitals ist von vornherein ein durchaus irrationeller Ausdruck. Hier hat eine Waare einen doppelten Werth, einmal einen Werth, und dann einen von diesem Werth verschiednen Preis, während Preis der Geldausdruck des Werthes ist. Das Geldkapital ist zunächst nichts als eine Geldsumme, oder der Werth einer bestimmten Waarenmasse als Geldsumme fixirt. Wird Waare als Kapital verliehen, so ist sie nur die verkleidete Form einer Geldsumme. Denn was als Kapital verliehen wird, sind nicht so und so viel Pfund Baumwolle, sondern so viel Geld, das in der Form Baumwolle als deren Werth existirt. Der Preis des Kapitals bezieht sich daher auf es als Geldsumme, wenn auch nicht als currency, wie Herr Torrens meint (s. oben Note 59). Wie soll nun eine Werthsumme einen Preis haben ausser ihrem eignen Preis, ausser dem Preis, der in ihrer eignen Geldform ausgedrückt ist? Preis ist ja der Werth der Waare (und dies ist auch der Fall beim Markt- preis, dessen Unterschied vom Werth nicht qualitativ, sondern nur quantitativ ist, sich nur auf die Werthgrösse bezieht) im Unter- schied von ihrem Gebrauchswerth. Preis, der qualitativ verschieden vom Werth, ist ein absurder Widerspruch. 60) Das Kapital manifestirt sich als Kapital durch seine Ver- werthung; der Grad seiner Verwerthung drückt den quantitativen 59) „Der Ausdruck Werth (value) angewandt auf currency hat drei Be- deutungen … 2) currency actually in hand, verglichen mit demselben Be- trag von currency, der an einem spätern Tage eingehn wird. Dann ist ihr Werth gemessen durch den Zinsfuss, und der Zinsfuss bestimmt by the ratio between the amount of loanable capital and the demand for it.“ (Oberst R. Torrens: On the Operation of the Bank Charter Act of 1844 etc. 2nd ed. 1847. 60) The ambiguity of the term value of money or of the currency, when employed indiscriminately as it is, to signify both value in exchange for commodities and value in use of capital, is a constant source of confusion. (Tooke: Inquiry into the Currency Principle. p 77.) — Die Hauptkonfusion (die in der Sache selbst liegt), dass Werth als solcher (der Zins) zum Ge- brauchswerth des Kapitals wird, sieht Tooke nicht. 22*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/373>, abgerufen am 29.03.2024.