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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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der Kaufmann Monopolist ist und zugleich die Produktion mono-
polisirt, wie etwa ihrer Zeit die holländisch-ostindische Kompagnie,
so kann nichts alberner sein als die gangbare Vorstellung, dass es
vom Kaufmann abhängt, ob er viel Waare zu wenig Profit oder
wenig Waare zu viel Profit auf die einzelne Waare verkaufen will.
Die beiden Grenzen für seinen Verkaufspreis sind: einerseits der
Produktionspreis der Waare, über den er nicht verfügt; andrerseits
die Durchschnittsprofitrate, über die er ebensowenig verfügt. Das
einzige, worüber er zu entscheiden hat, wobei aber die Grösse
seines verfügbaren Kapitals und andre Umstände mitsprechen, ist,
ob er in theuren oder wohlfeilen Waaren handeln will. Es hängt
daher ganz und gar vom Entwicklungsgrad der kapitalistischen
Produktionsweise ab, und nicht vom Belieben des Kaufmanns, wie
er es damit hält. Eine bloss kaufmännische Kompagnie, wie die
alte holländisch-ostindische, die das Monopol der Produktion hatte,
konnte sich einbilden, eine höchstens den Anfängen der kapitali-
stischen Produktion entsprechende Methode unter ganz veränderten
Verhältnissen fortzusetzen.40)

Was jenes populäre Vorurtheil, welches übrigens, wie alle falschen
Vorstellungen über Profit etc. aus der Anschauung des blossen
Handels und aus dem kaufmännischen Vorurtheil entspringt, auf-
recht hält, sind unter anderm folgende Umstände.

Erstens: Erscheinungen der Konkurrenz, die aber bloss die Ver-
theilung des merkantilen Profits unter die einzelnen Kaufleute, die
Antheilbesitzer am Gesammt-Kaufmannskapital betreffen; wenn einer
z. B. wohlfeiler verkauft, um seine Gegner aus dem Felde zu schlagen.

Zweitens: ein Oekonom vom Kaliber des Professor Roscher
kann sich in Leipzig immer noch einbilden, dass es "Klugheits-
und Humanitäts"-Gründe waren, die den Wechsel in den Verkaufs-
preisen producirt haben, und dass dieser nicht ein Resultat umge-
wälzter Produktionsweise selbst war.


40) Profit, on the general principle, is always the same, whatever be price;
keeping its place like an incumbent body on the swelling or sinking trade.
As, therefore, prices rise, a tradesman raises prices; as prices fall, a trades-
man lowers price. (Corbet, An Inquiry into the Causes etc. of the Wealth
of Individuals. London 1845, p. 15.) -- Es ist hier wie im Text überhaupt
nur vom gewöhnlichen Handel, nicht von der Spekulation die Rede, deren
Betrachtung, wie überhaupt alles auf Theilung des merkantilen Kapitals Be-
zügliche, ausserhalb des Kreises unsrer Betrachtung fällt. The profit of trade
is a value added to capital which is independent of price, the second (spe-
culation) is founded on the variation in the value of capital or in price it-
self. (l. c., p. 12.)
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der Kaufmann Monopolist ist und zugleich die Produktion mono-
polisirt, wie etwa ihrer Zeit die holländisch-ostindische Kompagnie,
so kann nichts alberner sein als die gangbare Vorstellung, dass es
vom Kaufmann abhängt, ob er viel Waare zu wenig Profit oder
wenig Waare zu viel Profit auf die einzelne Waare verkaufen will.
Die beiden Grenzen für seinen Verkaufspreis sind: einerseits der
Produktionspreis der Waare, über den er nicht verfügt; andrerseits
die Durchschnittsprofitrate, über die er ebensowenig verfügt. Das
einzige, worüber er zu entscheiden hat, wobei aber die Grösse
seines verfügbaren Kapitals und andre Umstände mitsprechen, ist,
ob er in theuren oder wohlfeilen Waaren handeln will. Es hängt
daher ganz und gar vom Entwicklungsgrad der kapitalistischen
Produktionsweise ab, und nicht vom Belieben des Kaufmanns, wie
er es damit hält. Eine bloss kaufmännische Kompagnie, wie die
alte holländisch-ostindische, die das Monopol der Produktion hatte,
konnte sich einbilden, eine höchstens den Anfängen der kapitali-
stischen Produktion entsprechende Methode unter ganz veränderten
Verhältnissen fortzusetzen.40)

Was jenes populäre Vorurtheil, welches übrigens, wie alle falschen
Vorstellungen über Profit etc. aus der Anschauung des blossen
Handels und aus dem kaufmännischen Vorurtheil entspringt, auf-
recht hält, sind unter anderm folgende Umstände.

Erstens: Erscheinungen der Konkurrenz, die aber bloss die Ver-
theilung des merkantilen Profits unter die einzelnen Kaufleute, die
Antheilbesitzer am Gesammt-Kaufmannskapital betreffen; wenn einer
z. B. wohlfeiler verkauft, um seine Gegner aus dem Felde zu schlagen.

Zweitens: ein Oekonom vom Kaliber des Professor Roscher
kann sich in Leipzig immer noch einbilden, dass es „Klugheits-
und Humanitäts“-Gründe waren, die den Wechsel in den Verkaufs-
preisen producirt haben, und dass dieser nicht ein Resultat umge-
wälzter Produktionsweise selbst war.


40) Profit, on the general principle, is always the same, whatever be price;
keeping its place like an incumbent body on the swelling or sinking trade.
As, therefore, prices rise, a tradesman raises prices; as prices fall, a trades-
man lowers price. (Corbet, An Inquiry into the Causes etc. of the Wealth
of Individuals. London 1845, p. 15.) — Es ist hier wie im Text überhaupt
nur vom gewöhnlichen Handel, nicht von der Spekulation die Rede, deren
Betrachtung, wie überhaupt alles auf Theilung des merkantilen Kapitals Be-
zügliche, ausserhalb des Kreises unsrer Betrachtung fällt. The profit of trade
is a value added to capital which is independent of price, the second (spe-
culation) is founded on the variation in the value of capital or in price it-
self. (l. c., p. 12.)
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[291/0325] der Kaufmann Monopolist ist und zugleich die Produktion mono- polisirt, wie etwa ihrer Zeit die holländisch-ostindische Kompagnie, so kann nichts alberner sein als die gangbare Vorstellung, dass es vom Kaufmann abhängt, ob er viel Waare zu wenig Profit oder wenig Waare zu viel Profit auf die einzelne Waare verkaufen will. Die beiden Grenzen für seinen Verkaufspreis sind: einerseits der Produktionspreis der Waare, über den er nicht verfügt; andrerseits die Durchschnittsprofitrate, über die er ebensowenig verfügt. Das einzige, worüber er zu entscheiden hat, wobei aber die Grösse seines verfügbaren Kapitals und andre Umstände mitsprechen, ist, ob er in theuren oder wohlfeilen Waaren handeln will. Es hängt daher ganz und gar vom Entwicklungsgrad der kapitalistischen Produktionsweise ab, und nicht vom Belieben des Kaufmanns, wie er es damit hält. Eine bloss kaufmännische Kompagnie, wie die alte holländisch-ostindische, die das Monopol der Produktion hatte, konnte sich einbilden, eine höchstens den Anfängen der kapitali- stischen Produktion entsprechende Methode unter ganz veränderten Verhältnissen fortzusetzen. 40) Was jenes populäre Vorurtheil, welches übrigens, wie alle falschen Vorstellungen über Profit etc. aus der Anschauung des blossen Handels und aus dem kaufmännischen Vorurtheil entspringt, auf- recht hält, sind unter anderm folgende Umstände. Erstens: Erscheinungen der Konkurrenz, die aber bloss die Ver- theilung des merkantilen Profits unter die einzelnen Kaufleute, die Antheilbesitzer am Gesammt-Kaufmannskapital betreffen; wenn einer z. B. wohlfeiler verkauft, um seine Gegner aus dem Felde zu schlagen. Zweitens: ein Oekonom vom Kaliber des Professor Roscher kann sich in Leipzig immer noch einbilden, dass es „Klugheits- und Humanitäts“-Gründe waren, die den Wechsel in den Verkaufs- preisen producirt haben, und dass dieser nicht ein Resultat umge- wälzter Produktionsweise selbst war. 40) Profit, on the general principle, is always the same, whatever be price; keeping its place like an incumbent body on the swelling or sinking trade. As, therefore, prices rise, a tradesman raises prices; as prices fall, a trades- man lowers price. (Corbet, An Inquiry into the Causes etc. of the Wealth of Individuals. London 1845, p. 15.) — Es ist hier wie im Text überhaupt nur vom gewöhnlichen Handel, nicht von der Spekulation die Rede, deren Betrachtung, wie überhaupt alles auf Theilung des merkantilen Kapitals Be- zügliche, ausserhalb des Kreises unsrer Betrachtung fällt. The profit of trade is a value added to capital which is independent of price, the second (spe- culation) is founded on the variation in the value of capital or in price it- self. (l. c., p. 12.) 19*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/325>, abgerufen am 25.04.2024.