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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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sondern durch den aller industriellen Kapitale in demselben Pro-
duktionszweig. Nachdem der Kaufmann die Leinwand des einen
gekauft und verkauft, kann er die des andren kaufen und ver-
kaufen, bevor der erste wieder eine Waare auf den Markt wirft.
Dasselbe Kaufmannskapital kann also nach einander die verschied-
nen Umschläge der in einem Produktionszweig angelegten Kapitale
vermitteln; sodass sein Umschlag nicht identisch ist mit den Um-
schlägen eines einzelnen industriellen Kapitals, und daher nicht
bloss die eine Geldreserve ersetzt, die dieser einzelne industrielle
Kapitalist in petto haben müsste. Der Umschlag des Kaufmanns-
kapitals in einer Produktionssphäre ist natürlich durch deren Ge-
sammtproduktion beschränkt. Aber er ist nicht beschränkt durch
die Grenzen der Produktion oder die Umschlagszeit des einzelnen
Kapitals derselben Sphäre, soweit diese Umschlagszeit durch die
Produktionszeit gegeben ist. Gesetzt, A liefre eine Waare, die drei
Monate zu ihrer Produktion braucht. Nachdem der Kaufmann sie
gekauft und verkauft, sage in einem Monat, kann er dasselbe Pro-
dukt eines andren Producenten kaufen und verkaufen. Oder nach-
dem er z. B. das Getreide eines Pächters verkauft, kann er mit
demselben Geld das des zweiten kaufen und verkaufen u. s. w. Der
Umschlag seines Kapitals ist begrenzt durch die Masse Getreide,
die er nach einander in einer gegebnen Zeit, z. B. einem Jahr,
kaufen und verkaufen kann, während der Umschlag des Pächter-
kapitals, abgesehn von der Umlaufszeit, beschränkt ist durch die
Produktionszeit, die ein Jahr dauert.

Der Umschlag desselben Kaufmannskapitals kann aber ebenso
gut die Umschläge von Kapitalen in verschiednen Produktions-
zweigen vermitteln.

Soweit dasselbe Kaufmannskapital in verschiednen Umschlägen
dazu dient, verschiedne Waarenkapitale successive in Geld zu ver-
wandeln, sie also der Reihe nach kauft und verkauft, verrichtet
es als Geldkapital dieselbe Funktion gegenüber dem Waarenkapital,
die das Geld überhaupt durch die Anzahl seiner Umläufe in einer
gegebnen Periode gegenüber den Waaren verrichtet.

Der Umschlag des Kaufmannskapitals ist nicht identisch mit dem
Umschlag oder der einmaligen Reproduktion eines gleichgrossen
industriellen Kapitals; er ist vielmehr gleich der Summe der Um-
schläge einer Anzahl solcher Kapitale, sei es in derselben, sei es in
verschiednen Produktionssphären. Je rascher das Kaufmannskapital
umschlägt, um so kleiner, je langsamer es umschlägt, um so
grösser ist der Theil des gesammten Geldkapitals, das als Kauf-

sondern durch den aller industriellen Kapitale in demselben Pro-
duktionszweig. Nachdem der Kaufmann die Leinwand des einen
gekauft und verkauft, kann er die des andren kaufen und ver-
kaufen, bevor der erste wieder eine Waare auf den Markt wirft.
Dasselbe Kaufmannskapital kann also nach einander die verschied-
nen Umschläge der in einem Produktionszweig angelegten Kapitale
vermitteln; sodass sein Umschlag nicht identisch ist mit den Um-
schlägen eines einzelnen industriellen Kapitals, und daher nicht
bloss die eine Geldreserve ersetzt, die dieser einzelne industrielle
Kapitalist in petto haben müsste. Der Umschlag des Kaufmanns-
kapitals in einer Produktionssphäre ist natürlich durch deren Ge-
sammtproduktion beschränkt. Aber er ist nicht beschränkt durch
die Grenzen der Produktion oder die Umschlagszeit des einzelnen
Kapitals derselben Sphäre, soweit diese Umschlagszeit durch die
Produktionszeit gegeben ist. Gesetzt, A liefre eine Waare, die drei
Monate zu ihrer Produktion braucht. Nachdem der Kaufmann sie
gekauft und verkauft, sage in einem Monat, kann er dasselbe Pro-
dukt eines andren Producenten kaufen und verkaufen. Oder nach-
dem er z. B. das Getreide eines Pächters verkauft, kann er mit
demselben Geld das des zweiten kaufen und verkaufen u. s. w. Der
Umschlag seines Kapitals ist begrenzt durch die Masse Getreide,
die er nach einander in einer gegebnen Zeit, z. B. einem Jahr,
kaufen und verkaufen kann, während der Umschlag des Pächter-
kapitals, abgesehn von der Umlaufszeit, beschränkt ist durch die
Produktionszeit, die ein Jahr dauert.

Der Umschlag desselben Kaufmannskapitals kann aber ebenso
gut die Umschläge von Kapitalen in verschiednen Produktions-
zweigen vermitteln.

Soweit dasselbe Kaufmannskapital in verschiednen Umschlägen
dazu dient, verschiedne Waarenkapitale successive in Geld zu ver-
wandeln, sie also der Reihe nach kauft und verkauft, verrichtet
es als Geldkapital dieselbe Funktion gegenüber dem Waarenkapital,
die das Geld überhaupt durch die Anzahl seiner Umläufe in einer
gegebnen Periode gegenüber den Waaren verrichtet.

Der Umschlag des Kaufmannskapitals ist nicht identisch mit dem
Umschlag oder der einmaligen Reproduktion eines gleichgrossen
industriellen Kapitals; er ist vielmehr gleich der Summe der Um-
schläge einer Anzahl solcher Kapitale, sei es in derselben, sei es in
verschiednen Produktionssphären. Je rascher das Kaufmannskapital
umschlägt, um so kleiner, je langsamer es umschlägt, um so
grösser ist der Theil des gesammten Geldkapitals, das als Kauf-

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[260/0294] sondern durch den aller industriellen Kapitale in demselben Pro- duktionszweig. Nachdem der Kaufmann die Leinwand des einen gekauft und verkauft, kann er die des andren kaufen und ver- kaufen, bevor der erste wieder eine Waare auf den Markt wirft. Dasselbe Kaufmannskapital kann also nach einander die verschied- nen Umschläge der in einem Produktionszweig angelegten Kapitale vermitteln; sodass sein Umschlag nicht identisch ist mit den Um- schlägen eines einzelnen industriellen Kapitals, und daher nicht bloss die eine Geldreserve ersetzt, die dieser einzelne industrielle Kapitalist in petto haben müsste. Der Umschlag des Kaufmanns- kapitals in einer Produktionssphäre ist natürlich durch deren Ge- sammtproduktion beschränkt. Aber er ist nicht beschränkt durch die Grenzen der Produktion oder die Umschlagszeit des einzelnen Kapitals derselben Sphäre, soweit diese Umschlagszeit durch die Produktionszeit gegeben ist. Gesetzt, A liefre eine Waare, die drei Monate zu ihrer Produktion braucht. Nachdem der Kaufmann sie gekauft und verkauft, sage in einem Monat, kann er dasselbe Pro- dukt eines andren Producenten kaufen und verkaufen. Oder nach- dem er z. B. das Getreide eines Pächters verkauft, kann er mit demselben Geld das des zweiten kaufen und verkaufen u. s. w. Der Umschlag seines Kapitals ist begrenzt durch die Masse Getreide, die er nach einander in einer gegebnen Zeit, z. B. einem Jahr, kaufen und verkaufen kann, während der Umschlag des Pächter- kapitals, abgesehn von der Umlaufszeit, beschränkt ist durch die Produktionszeit, die ein Jahr dauert. Der Umschlag desselben Kaufmannskapitals kann aber ebenso gut die Umschläge von Kapitalen in verschiednen Produktions- zweigen vermitteln. Soweit dasselbe Kaufmannskapital in verschiednen Umschlägen dazu dient, verschiedne Waarenkapitale successive in Geld zu ver- wandeln, sie also der Reihe nach kauft und verkauft, verrichtet es als Geldkapital dieselbe Funktion gegenüber dem Waarenkapital, die das Geld überhaupt durch die Anzahl seiner Umläufe in einer gegebnen Periode gegenüber den Waaren verrichtet. Der Umschlag des Kaufmannskapitals ist nicht identisch mit dem Umschlag oder der einmaligen Reproduktion eines gleichgrossen industriellen Kapitals; er ist vielmehr gleich der Summe der Um- schläge einer Anzahl solcher Kapitale, sei es in derselben, sei es in verschiednen Produktionssphären. Je rascher das Kaufmannskapital umschlägt, um so kleiner, je langsamer es umschlägt, um so grösser ist der Theil des gesammten Geldkapitals, das als Kauf-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/294>, abgerufen am 25.04.2024.