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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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dieser bald jener, grössere oder kleinere Theil des Gesammtkapitals
für gewisse Zeiträume fort, auf der Basis eines gegebnen Durch-
schnittsverhältnisses jener Bestandtheile zu akkumuliren, sodass mit
seinem Wachsthum kein organischer Wechsel, also auch nicht die
Ursachen des Falls der Profitrate gegeben sind. Diese beständige
Vergrösserung des Kapitals, also auch Ausdehnung der Produktion,
auf Grundlage der alten Produktionsmethode, die ruhig vorangeht,
während nebenan schon die neuen Methoden eingeführt werden,
ist wiederum eine Ursache, wesshalb die Profitrate nicht in dem-
selben Maß abnimmt, worin das Gesammtkapital der Gesellschaft
wächst.

Die Vermehrung der absoluten Arbeiteranzahl, trotz der verhält-
nissmäßigen Abnahme des variablen, in Arbeitslohn ausgelegten
Kapitals geht nicht in allen Produktionszweigen und nicht gleich-
mäßig in allen vor. In der Agrikultur kann die Abnahme des
Elements der lebendigen Arbeit absolut sein.

Uebrigens ist es nur das Bedürfniss der kapitalistischen Produk-
tionsweise, dass die Anzahl der Lohnarbeiter sich absolut vermehre,
trotz ihrer relativen Abnahme. Für sie werden schon Arbeits-
kräfte überflüssig, sobald es nicht mehr nothwendig, sie 12--15
Stunden täglich zu beschäftigen. Eine Entwicklung der Produk-
tivkräfte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d. h.,
in der That die ganze Nation befähigte, in einem geringern Zeit-
theil ihre Gesammtproduktion zu vollziehn, würde Revolution her-
beiführen, weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung ausser Kurs setzen
würde. Hierin erscheint wieder die specifische Schranke der kapi-
talistischen Produktion, und dass sie keineswegs eine absolute Form
für die Entwicklung der Produktivkräfte und Erzeugung des Reich-
thums ist, vielmehr mit dieser auf einem gewissen Punkt in Kol-
lision tritt. Partiell erscheint diese Kollision in periodischen Krisen,
die aus der Ueberflüssigmachung bald dieses bald jenes Theils
der Arbeiterbevölkerung in ihrer alten Beschäftigungsweise hervor-
gehn. Ihre Schranke ist die überschüssige Zeit der Arbeiter. Die
absolute Ueberschusszeit, die die Gesellschaft gewinnt, geht sie
nichts an. Die Entwicklung der Produktivkraft ist ihr nur wichtig,
sofern sie die Mehrarbeitszeit der Arbeiterklasse vermehrt, nicht
die Arbeitszeit für die materielle Produktion überhaupt vermindert;
sie bewegt sich so im Gegensatze.

Man hat gesehn, dass die wachsende Akkumulation des Kapitals
eine wachsende Koncentration desselben einschliesst. So wächst
die Macht des Kapitals, die im Kapitalisten personificirte Ver-

dieser bald jener, grössere oder kleinere Theil des Gesammtkapitals
für gewisse Zeiträume fort, auf der Basis eines gegebnen Durch-
schnittsverhältnisses jener Bestandtheile zu akkumuliren, sodass mit
seinem Wachsthum kein organischer Wechsel, also auch nicht die
Ursachen des Falls der Profitrate gegeben sind. Diese beständige
Vergrösserung des Kapitals, also auch Ausdehnung der Produktion,
auf Grundlage der alten Produktionsmethode, die ruhig vorangeht,
während nebenan schon die neuen Methoden eingeführt werden,
ist wiederum eine Ursache, wesshalb die Profitrate nicht in dem-
selben Maß abnimmt, worin das Gesammtkapital der Gesellschaft
wächst.

Die Vermehrung der absoluten Arbeiteranzahl, trotz der verhält-
nissmäßigen Abnahme des variablen, in Arbeitslohn ausgelegten
Kapitals geht nicht in allen Produktionszweigen und nicht gleich-
mäßig in allen vor. In der Agrikultur kann die Abnahme des
Elements der lebendigen Arbeit absolut sein.

Uebrigens ist es nur das Bedürfniss der kapitalistischen Produk-
tionsweise, dass die Anzahl der Lohnarbeiter sich absolut vermehre,
trotz ihrer relativen Abnahme. Für sie werden schon Arbeits-
kräfte überflüssig, sobald es nicht mehr nothwendig, sie 12—15
Stunden täglich zu beschäftigen. Eine Entwicklung der Produk-
tivkräfte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d. h.,
in der That die ganze Nation befähigte, in einem geringern Zeit-
theil ihre Gesammtproduktion zu vollziehn, würde Revolution her-
beiführen, weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung ausser Kurs setzen
würde. Hierin erscheint wieder die specifische Schranke der kapi-
talistischen Produktion, und dass sie keineswegs eine absolute Form
für die Entwicklung der Produktivkräfte und Erzeugung des Reich-
thums ist, vielmehr mit dieser auf einem gewissen Punkt in Kol-
lision tritt. Partiell erscheint diese Kollision in periodischen Krisen,
die aus der Ueberflüssigmachung bald dieses bald jenes Theils
der Arbeiterbevölkerung in ihrer alten Beschäftigungsweise hervor-
gehn. Ihre Schranke ist die überschüssige Zeit der Arbeiter. Die
absolute Ueberschusszeit, die die Gesellschaft gewinnt, geht sie
nichts an. Die Entwicklung der Produktivkraft ist ihr nur wichtig,
sofern sie die Mehrarbeitszeit der Arbeiterklasse vermehrt, nicht
die Arbeitszeit für die materielle Produktion überhaupt vermindert;
sie bewegt sich so im Gegensatze.

Man hat gesehn, dass die wachsende Akkumulation des Kapitals
eine wachsende Koncentration desselben einschliesst. So wächst
die Macht des Kapitals, die im Kapitalisten personificirte Ver-

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[246/0280] dieser bald jener, grössere oder kleinere Theil des Gesammtkapitals für gewisse Zeiträume fort, auf der Basis eines gegebnen Durch- schnittsverhältnisses jener Bestandtheile zu akkumuliren, sodass mit seinem Wachsthum kein organischer Wechsel, also auch nicht die Ursachen des Falls der Profitrate gegeben sind. Diese beständige Vergrösserung des Kapitals, also auch Ausdehnung der Produktion, auf Grundlage der alten Produktionsmethode, die ruhig vorangeht, während nebenan schon die neuen Methoden eingeführt werden, ist wiederum eine Ursache, wesshalb die Profitrate nicht in dem- selben Maß abnimmt, worin das Gesammtkapital der Gesellschaft wächst. Die Vermehrung der absoluten Arbeiteranzahl, trotz der verhält- nissmäßigen Abnahme des variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals geht nicht in allen Produktionszweigen und nicht gleich- mäßig in allen vor. In der Agrikultur kann die Abnahme des Elements der lebendigen Arbeit absolut sein. Uebrigens ist es nur das Bedürfniss der kapitalistischen Produk- tionsweise, dass die Anzahl der Lohnarbeiter sich absolut vermehre, trotz ihrer relativen Abnahme. Für sie werden schon Arbeits- kräfte überflüssig, sobald es nicht mehr nothwendig, sie 12—15 Stunden täglich zu beschäftigen. Eine Entwicklung der Produk- tivkräfte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d. h., in der That die ganze Nation befähigte, in einem geringern Zeit- theil ihre Gesammtproduktion zu vollziehn, würde Revolution her- beiführen, weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung ausser Kurs setzen würde. Hierin erscheint wieder die specifische Schranke der kapi- talistischen Produktion, und dass sie keineswegs eine absolute Form für die Entwicklung der Produktivkräfte und Erzeugung des Reich- thums ist, vielmehr mit dieser auf einem gewissen Punkt in Kol- lision tritt. Partiell erscheint diese Kollision in periodischen Krisen, die aus der Ueberflüssigmachung bald dieses bald jenes Theils der Arbeiterbevölkerung in ihrer alten Beschäftigungsweise hervor- gehn. Ihre Schranke ist die überschüssige Zeit der Arbeiter. Die absolute Ueberschusszeit, die die Gesellschaft gewinnt, geht sie nichts an. Die Entwicklung der Produktivkraft ist ihr nur wichtig, sofern sie die Mehrarbeitszeit der Arbeiterklasse vermehrt, nicht die Arbeitszeit für die materielle Produktion überhaupt vermindert; sie bewegt sich so im Gegensatze. Man hat gesehn, dass die wachsende Akkumulation des Kapitals eine wachsende Koncentration desselben einschliesst. So wächst die Macht des Kapitals, die im Kapitalisten personificirte Ver-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/280>, abgerufen am 29.03.2024.