Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Aus der Entwicklung ergab sich, wie der Marktwerth (und alles
darüber Gesagte gilt mit den nöthigen Einschränkungen für den
Produktionspreis) einen Surplusprofit der unter den besten Bedin-
gungen Producirenden in jeder besondren Produktionssphäre ein-
schliesst. Fälle von Krisen und Ueberproduktion überhaupt aus-
genommen, gilt dies von allen Marktpreisen, wie sehr sie auch
abweichen mögen von den Marktwerthen oder den Marktproduk-
tionspreisen. Im Marktpreis ist nämlich eingeschlossen, dass der-
selbe Preis für Waaren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese
unter sehr verschiednen individuellen Bedingungen producirt sein,
und daher sehr verschiedne Kostpreise haben mögen. (Von Sur-
plusprofiten, die Folge von Monopolen im gewöhnlichen Sinn,
künstlichen oder natürlichen, sprechen wir hier nicht.)

Ein Surplusprofit kann aber ausserdem noch entstehn, wenn
gewisse Produktionssphären in der Lage sind, sich der Verwandlung
ihrer Waarenwerthe in Produktionspreise, und daher der Reduktion
ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu entziehn. Im Ab-
schnitt über die Grundrente werden wir die weitre Gestaltung dieser
beiden Formen des Surplusprofits zu betrachten haben.



Elftes Kapitel.
Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohns auf
die Produktionspreise.

Die Durchschnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals
sei 80c + 20v, und der Profit 20 %. In diesem Fall ist die Rate
des Mehrwerths 100 %. Eine allgemeine Erhöhung des Arbeits-
lohns, alles andre gleichgesetzt, ist eine Erniedrigung der Rate
des Mehrwerths. Für das Durchschnittskapital fallen Profit und
Mehrwerth zusammen. Der Arbeitslohn steige um 25 %. Dieselbe
Masse Arbeit, die es 20 kostete in Bewegung zu setzen, kostet es
jetzt 25. Wir haben dann statt 80c + 20v + 20p, einen Um-
schlagswerth von 80c + 25v + 15p. Die vom variablen Kapital
in Bewegung gesetzte Arbeit producirt nach wie vor eine Werth-
summe von 40. Steigt v von 20 auf 25, so ist der Ueberschuss
m resp. p nur noch = 15. Der Profit von 15 auf 105 ist =
14 %, und dies wäre die neue Rate des Durchschnittsprofits.
Da der Produktionspreis der vom Durchschnittskapital producirten
Waaren zusammenfällt mit ihrem Werth, so hätte sich der Pro-
duktionspreis dieser Waaren nicht verändert; die Erhöhung des

12*

Aus der Entwicklung ergab sich, wie der Marktwerth (und alles
darüber Gesagte gilt mit den nöthigen Einschränkungen für den
Produktionspreis) einen Surplusprofit der unter den besten Bedin-
gungen Producirenden in jeder besondren Produktionssphäre ein-
schliesst. Fälle von Krisen und Ueberproduktion überhaupt aus-
genommen, gilt dies von allen Marktpreisen, wie sehr sie auch
abweichen mögen von den Marktwerthen oder den Marktproduk-
tionspreisen. Im Marktpreis ist nämlich eingeschlossen, dass der-
selbe Preis für Waaren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese
unter sehr verschiednen individuellen Bedingungen producirt sein,
und daher sehr verschiedne Kostpreise haben mögen. (Von Sur-
plusprofiten, die Folge von Monopolen im gewöhnlichen Sinn,
künstlichen oder natürlichen, sprechen wir hier nicht.)

Ein Surplusprofit kann aber ausserdem noch entstehn, wenn
gewisse Produktionssphären in der Lage sind, sich der Verwandlung
ihrer Waarenwerthe in Produktionspreise, und daher der Reduktion
ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu entziehn. Im Ab-
schnitt über die Grundrente werden wir die weitre Gestaltung dieser
beiden Formen des Surplusprofits zu betrachten haben.



Elftes Kapitel.
Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohns auf
die Produktionspreise.

Die Durchschnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals
sei 80c + 20v, und der Profit 20 %. In diesem Fall ist die Rate
des Mehrwerths 100 %. Eine allgemeine Erhöhung des Arbeits-
lohns, alles andre gleichgesetzt, ist eine Erniedrigung der Rate
des Mehrwerths. Für das Durchschnittskapital fallen Profit und
Mehrwerth zusammen. Der Arbeitslohn steige um 25 %. Dieselbe
Masse Arbeit, die es 20 kostete in Bewegung zu setzen, kostet es
jetzt 25. Wir haben dann statt 80c + 20v + 20p, einen Um-
schlagswerth von 80c + 25v + 15p. Die vom variablen Kapital
in Bewegung gesetzte Arbeit producirt nach wie vor eine Werth-
summe von 40. Steigt v von 20 auf 25, so ist der Ueberschuss
m resp. p nur noch = 15. Der Profit von 15 auf 105 ist =
14 %, und dies wäre die neue Rate des Durchschnittsprofits.
Da der Produktionspreis der vom Durchschnittskapital producirten
Waaren zusammenfällt mit ihrem Werth, so hätte sich der Pro-
duktionspreis dieser Waaren nicht verändert; die Erhöhung des

12*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0213" n="179"/>
            <p>Aus der Entwicklung ergab sich, wie der Marktwerth (und alles<lb/>
darüber Gesagte gilt mit den nöthigen Einschränkungen für den<lb/>
Produktionspreis) einen Surplusprofit der unter den besten Bedin-<lb/>
gungen Producirenden in jeder besondren Produktionssphäre ein-<lb/>
schliesst. Fälle von Krisen und Ueberproduktion überhaupt aus-<lb/>
genommen, gilt dies von allen Marktpreisen, wie sehr sie auch<lb/>
abweichen mögen von den Marktwerthen oder den Marktproduk-<lb/>
tionspreisen. Im Marktpreis ist nämlich eingeschlossen, dass der-<lb/>
selbe Preis für Waaren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese<lb/>
unter sehr verschiednen individuellen Bedingungen producirt sein,<lb/>
und daher sehr verschiedne Kostpreise haben mögen. (Von Sur-<lb/>
plusprofiten, die Folge von Monopolen im gewöhnlichen Sinn,<lb/>
künstlichen oder natürlichen, sprechen wir hier nicht.)</p><lb/>
            <p>Ein Surplusprofit kann aber ausserdem noch entstehn, wenn<lb/>
gewisse Produktionssphären in der Lage sind, sich der Verwandlung<lb/>
ihrer Waarenwerthe in Produktionspreise, und daher der Reduktion<lb/>
ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu entziehn. Im Ab-<lb/>
schnitt über die Grundrente werden wir die weitre Gestaltung dieser<lb/>
beiden Formen des Surplusprofits zu betrachten haben.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Elftes Kapitel</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohns auf<lb/>
die Produktionspreise.</hi></head><lb/>
            <p>Die Durchschnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals<lb/>
sei 80<hi rendition="#sub">c</hi> + 20<hi rendition="#sub">v</hi>, und der Profit 20 %. In diesem Fall ist die Rate<lb/>
des Mehrwerths 100 %. Eine allgemeine Erhöhung des Arbeits-<lb/>
lohns, alles andre gleichgesetzt, ist eine Erniedrigung der Rate<lb/>
des Mehrwerths. Für das Durchschnittskapital fallen Profit und<lb/>
Mehrwerth zusammen. Der Arbeitslohn steige um 25 %. Dieselbe<lb/>
Masse Arbeit, die es 20 kostete in Bewegung zu setzen, kostet es<lb/>
jetzt 25. Wir haben dann statt 80<hi rendition="#sub">c</hi> + 20<hi rendition="#sub">v</hi> + 20<hi rendition="#sub">p</hi>, einen Um-<lb/>
schlagswerth von 80<hi rendition="#sub">c</hi> + 25<hi rendition="#sub">v</hi> + 15<hi rendition="#sub">p</hi>. Die vom variablen Kapital<lb/>
in Bewegung gesetzte Arbeit producirt nach wie vor eine Werth-<lb/>
summe von 40. Steigt v von 20 auf 25, so ist der Ueberschuss<lb/>
m resp. p nur noch = 15. Der Profit von 15 auf 105 ist =<lb/>
14<formula notation="TeX">\frac{2}{7}</formula> %, und dies wäre die neue Rate des Durchschnittsprofits.<lb/>
Da der Produktionspreis der vom Durchschnittskapital producirten<lb/>
Waaren zusammenfällt mit ihrem Werth, so hätte sich der Pro-<lb/>
duktionspreis dieser Waaren nicht verändert; die Erhöhung des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0213] Aus der Entwicklung ergab sich, wie der Marktwerth (und alles darüber Gesagte gilt mit den nöthigen Einschränkungen für den Produktionspreis) einen Surplusprofit der unter den besten Bedin- gungen Producirenden in jeder besondren Produktionssphäre ein- schliesst. Fälle von Krisen und Ueberproduktion überhaupt aus- genommen, gilt dies von allen Marktpreisen, wie sehr sie auch abweichen mögen von den Marktwerthen oder den Marktproduk- tionspreisen. Im Marktpreis ist nämlich eingeschlossen, dass der- selbe Preis für Waaren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiednen individuellen Bedingungen producirt sein, und daher sehr verschiedne Kostpreise haben mögen. (Von Sur- plusprofiten, die Folge von Monopolen im gewöhnlichen Sinn, künstlichen oder natürlichen, sprechen wir hier nicht.) Ein Surplusprofit kann aber ausserdem noch entstehn, wenn gewisse Produktionssphären in der Lage sind, sich der Verwandlung ihrer Waarenwerthe in Produktionspreise, und daher der Reduktion ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu entziehn. Im Ab- schnitt über die Grundrente werden wir die weitre Gestaltung dieser beiden Formen des Surplusprofits zu betrachten haben. Elftes Kapitel. Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohns auf die Produktionspreise. Die Durchschnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals sei 80c + 20v, und der Profit 20 %. In diesem Fall ist die Rate des Mehrwerths 100 %. Eine allgemeine Erhöhung des Arbeits- lohns, alles andre gleichgesetzt, ist eine Erniedrigung der Rate des Mehrwerths. Für das Durchschnittskapital fallen Profit und Mehrwerth zusammen. Der Arbeitslohn steige um 25 %. Dieselbe Masse Arbeit, die es 20 kostete in Bewegung zu setzen, kostet es jetzt 25. Wir haben dann statt 80c + 20v + 20p, einen Um- schlagswerth von 80c + 25v + 15p. Die vom variablen Kapital in Bewegung gesetzte Arbeit producirt nach wie vor eine Werth- summe von 40. Steigt v von 20 auf 25, so ist der Ueberschuss m resp. p nur noch = 15. Der Profit von 15 auf 105 ist = 14[FORMEL] %, und dies wäre die neue Rate des Durchschnittsprofits. Da der Produktionspreis der vom Durchschnittskapital producirten Waaren zusammenfällt mit ihrem Werth, so hätte sich der Pro- duktionspreis dieser Waaren nicht verändert; die Erhöhung des 12*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/213
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/213>, abgerufen am 29.03.2024.