Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Monopol verstehn wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer
erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.

Die Annahme, dass die Waaren der verschiednen Produktions-
sphären sich zu ihren Werthen verkaufen, bedeutet natürlich nur,
dass ihr Werth der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich
drehn, und zu dem ihre beständigen Hebungen und Senkungen
sich ausgleichen. Es wird dann ausserdem immer ein Markt-
werth
-- worüber später -- zu unterscheiden sein von dem in-
dividuellen Werth der einzelnen Waaren, die von den verschiednen
Producenten producirt werden. Der individuelle Werth einiger
dieser Waaren wird unter dem Marktwerth stehn (d. h. es ist
weniger Arbeitszeit für ihre Produktion erheischt als der Markt-
werth ausdrückt), der andre darüber. Der Marktwerth wird einer-
seits zu betrachten sein als der Durchschnittswerth der in einer
Sphäre producirten Waaren, andrerseits als der individuelle Werth
der Waaren, die unter den durchschnittlichen Bedingungen der
Sphäre producirt werden und die die grosse Masse der Produkte
derselben bilden. Es sind nur ausserordentliche Kombinationen,
unter denen die unter den schlechtesten Bedingungen oder die
unter den bevorzugtesten Bedingungen producirten Waaren den
Marktwerth regeln, der seinerseits das Schwankungscentrum bildet,
für die Marktpreise -- die aber dieselben sind für die Waaren
derselben Art. Wenn die Zufuhr der Waaren zu dem Durch-
schnittswerth, also zu dem mittleren Werth der Masse, die zwischen
den beiden Extremen liegt, die gewöhnliche Nachfrage befriedigt,
so realisiren die Waaren, deren individueller Werth unter dem
Marktwerth steht, einen Extramehrwerth oder Surplusprofit, während
die, deren individueller Werth über dem Marktwerth steht, einen
Theil des in ihnen enthaltnen Mehrwerths nicht realisiren können.

Es hilft nichts zu sagen, dass der Verkauf der unter den schlech-
testen Bedingungen producirten Waaren beweist, dass sie zur
Deckung der Zufuhr erheischt sind. Wäre der Preis höher in
dem unterstellten Fall als der mittlere Marktwerth, so wäre die
Nachfrage grösser. Zu gewissen Preisen kann eine Waarenart
einen gewissen Raum im Markt einnehmen; der Raum bleibt nur
dann derselbe bei Wechsel der Preise, wenn der höhere Preis
mit geringrem Waarenquantum, und der niedrigere Preis mit
grössrem Waarenquantum zusammenfällt. Ist dagegen die Nach-
frage so stark, dass sie sich nicht kontrahirt, wenn der Preis ge-
regelt wird durch den Werth der unter den schlechtesten Bedin-
gungen producirten Waaren, so bestimmen diese den Marktwerth.

Monopol verstehn wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer
erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.

Die Annahme, dass die Waaren der verschiednen Produktions-
sphären sich zu ihren Werthen verkaufen, bedeutet natürlich nur,
dass ihr Werth der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich
drehn, und zu dem ihre beständigen Hebungen und Senkungen
sich ausgleichen. Es wird dann ausserdem immer ein Markt-
werth
— worüber später — zu unterscheiden sein von dem in-
dividuellen Werth der einzelnen Waaren, die von den verschiednen
Producenten producirt werden. Der individuelle Werth einiger
dieser Waaren wird unter dem Marktwerth stehn (d. h. es ist
weniger Arbeitszeit für ihre Produktion erheischt als der Markt-
werth ausdrückt), der andre darüber. Der Marktwerth wird einer-
seits zu betrachten sein als der Durchschnittswerth der in einer
Sphäre producirten Waaren, andrerseits als der individuelle Werth
der Waaren, die unter den durchschnittlichen Bedingungen der
Sphäre producirt werden und die die grosse Masse der Produkte
derselben bilden. Es sind nur ausserordentliche Kombinationen,
unter denen die unter den schlechtesten Bedingungen oder die
unter den bevorzugtesten Bedingungen producirten Waaren den
Marktwerth regeln, der seinerseits das Schwankungscentrum bildet,
für die Marktpreise — die aber dieselben sind für die Waaren
derselben Art. Wenn die Zufuhr der Waaren zu dem Durch-
schnittswerth, also zu dem mittleren Werth der Masse, die zwischen
den beiden Extremen liegt, die gewöhnliche Nachfrage befriedigt,
so realisiren die Waaren, deren individueller Werth unter dem
Marktwerth steht, einen Extramehrwerth oder Surplusprofit, während
die, deren individueller Werth über dem Marktwerth steht, einen
Theil des in ihnen enthaltnen Mehrwerths nicht realisiren können.

Es hilft nichts zu sagen, dass der Verkauf der unter den schlech-
testen Bedingungen producirten Waaren beweist, dass sie zur
Deckung der Zufuhr erheischt sind. Wäre der Preis höher in
dem unterstellten Fall als der mittlere Marktwerth, so wäre die
Nachfrage grösser. Zu gewissen Preisen kann eine Waarenart
einen gewissen Raum im Markt einnehmen; der Raum bleibt nur
dann derselbe bei Wechsel der Preise, wenn der höhere Preis
mit geringrem Waarenquantum, und der niedrigere Preis mit
grössrem Waarenquantum zusammenfällt. Ist dagegen die Nach-
frage so stark, dass sie sich nicht kontrahirt, wenn der Preis ge-
regelt wird durch den Werth der unter den schlechtesten Bedin-
gungen producirten Waaren, so bestimmen diese den Marktwerth.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0191" n="157"/>
Monopol verstehn wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer<lb/>
erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.</p><lb/>
            <p>Die Annahme, dass die Waaren der verschiednen Produktions-<lb/>
sphären sich zu ihren Werthen verkaufen, bedeutet natürlich nur,<lb/>
dass ihr Werth der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich<lb/>
drehn, und zu dem ihre beständigen Hebungen und Senkungen<lb/>
sich ausgleichen. Es wird dann ausserdem immer ein <hi rendition="#g">Markt-<lb/>
werth</hi> &#x2014; worüber später &#x2014; zu unterscheiden sein von dem in-<lb/>
dividuellen Werth der einzelnen Waaren, die von den verschiednen<lb/>
Producenten producirt werden. Der individuelle Werth einiger<lb/>
dieser Waaren wird unter dem Marktwerth stehn (d. h. es ist<lb/>
weniger Arbeitszeit für ihre Produktion erheischt als der Markt-<lb/>
werth ausdrückt), der andre darüber. Der Marktwerth wird einer-<lb/>
seits zu betrachten sein als der Durchschnittswerth der in einer<lb/>
Sphäre producirten Waaren, andrerseits als der individuelle Werth<lb/>
der Waaren, die unter den durchschnittlichen Bedingungen der<lb/>
Sphäre producirt werden und die die grosse Masse der Produkte<lb/>
derselben bilden. Es sind nur ausserordentliche Kombinationen,<lb/>
unter denen die unter den schlechtesten Bedingungen oder die<lb/>
unter den bevorzugtesten Bedingungen producirten Waaren den<lb/>
Marktwerth regeln, der seinerseits das Schwankungscentrum bildet,<lb/>
für die Marktpreise &#x2014; die aber dieselben sind für die Waaren<lb/>
derselben Art. Wenn die Zufuhr der Waaren zu dem Durch-<lb/>
schnittswerth, also zu dem mittleren Werth der Masse, die zwischen<lb/>
den beiden Extremen liegt, die gewöhnliche Nachfrage befriedigt,<lb/>
so realisiren die Waaren, deren individueller Werth unter dem<lb/>
Marktwerth steht, einen Extramehrwerth oder Surplusprofit, während<lb/>
die, deren individueller Werth über dem Marktwerth steht, einen<lb/>
Theil des in ihnen enthaltnen Mehrwerths nicht realisiren können.</p><lb/>
            <p>Es hilft nichts zu sagen, dass der Verkauf der unter den schlech-<lb/>
testen Bedingungen producirten Waaren beweist, dass sie zur<lb/>
Deckung der Zufuhr erheischt sind. Wäre der Preis höher in<lb/>
dem unterstellten Fall als der mittlere Marktwerth, so wäre die<lb/>
Nachfrage grösser. Zu gewissen Preisen kann eine Waarenart<lb/>
einen gewissen Raum im Markt einnehmen; der Raum bleibt nur<lb/>
dann derselbe bei Wechsel der Preise, wenn der höhere Preis<lb/>
mit geringrem Waarenquantum, und der niedrigere Preis mit<lb/>
grössrem Waarenquantum zusammenfällt. Ist dagegen die Nach-<lb/>
frage so stark, dass sie sich nicht kontrahirt, wenn der Preis ge-<lb/>
regelt wird durch den Werth der unter den schlechtesten Bedin-<lb/>
gungen producirten Waaren, so bestimmen diese den Marktwerth.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0191] Monopol verstehn wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot. Die Annahme, dass die Waaren der verschiednen Produktions- sphären sich zu ihren Werthen verkaufen, bedeutet natürlich nur, dass ihr Werth der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich drehn, und zu dem ihre beständigen Hebungen und Senkungen sich ausgleichen. Es wird dann ausserdem immer ein Markt- werth — worüber später — zu unterscheiden sein von dem in- dividuellen Werth der einzelnen Waaren, die von den verschiednen Producenten producirt werden. Der individuelle Werth einiger dieser Waaren wird unter dem Marktwerth stehn (d. h. es ist weniger Arbeitszeit für ihre Produktion erheischt als der Markt- werth ausdrückt), der andre darüber. Der Marktwerth wird einer- seits zu betrachten sein als der Durchschnittswerth der in einer Sphäre producirten Waaren, andrerseits als der individuelle Werth der Waaren, die unter den durchschnittlichen Bedingungen der Sphäre producirt werden und die die grosse Masse der Produkte derselben bilden. Es sind nur ausserordentliche Kombinationen, unter denen die unter den schlechtesten Bedingungen oder die unter den bevorzugtesten Bedingungen producirten Waaren den Marktwerth regeln, der seinerseits das Schwankungscentrum bildet, für die Marktpreise — die aber dieselben sind für die Waaren derselben Art. Wenn die Zufuhr der Waaren zu dem Durch- schnittswerth, also zu dem mittleren Werth der Masse, die zwischen den beiden Extremen liegt, die gewöhnliche Nachfrage befriedigt, so realisiren die Waaren, deren individueller Werth unter dem Marktwerth steht, einen Extramehrwerth oder Surplusprofit, während die, deren individueller Werth über dem Marktwerth steht, einen Theil des in ihnen enthaltnen Mehrwerths nicht realisiren können. Es hilft nichts zu sagen, dass der Verkauf der unter den schlech- testen Bedingungen producirten Waaren beweist, dass sie zur Deckung der Zufuhr erheischt sind. Wäre der Preis höher in dem unterstellten Fall als der mittlere Marktwerth, so wäre die Nachfrage grösser. Zu gewissen Preisen kann eine Waarenart einen gewissen Raum im Markt einnehmen; der Raum bleibt nur dann derselbe bei Wechsel der Preise, wenn der höhere Preis mit geringrem Waarenquantum, und der niedrigere Preis mit grössrem Waarenquantum zusammenfällt. Ist dagegen die Nach- frage so stark, dass sie sich nicht kontrahirt, wenn der Preis ge- regelt wird durch den Werth der unter den schlechtesten Bedin- gungen producirten Waaren, so bestimmen diese den Marktwerth.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/191
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/191>, abgerufen am 24.04.2024.