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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Rohstoff vorhanden sein. In der Baumwollkrisis fand ursprüng-
lich das letztre statt.

Jemehr wir daher in der Geschichte der Produktion der un-
mittelbarsten Gegenwart näher rücken, um so regelmäßiger finden
wir, namentlich in den entscheidenden Industriezweigen, den stets
sich wiederholenden Wechsel zwischen relativer Theurung und
daraus entspringender, spätrer Entwerthung der der organischen
Natur entlehnten Rohstoffe. Man wird das bisher Entwickelte
illustrirt finden in den folgenden, den Berichten der Fabrikinspek-
toren entlehnten Beispielen.

Die Moral von der Geschichte, die man auch durch sonstige
Betrachtung der Agrikultur gewinnen kann, ist die, dass das kapi-
talistische System einer rationellen Agrikultur widerstrebt oder die
rationelle Agrikultur unverträglich ist mit dem kapitalistischen
System (obgleich dies ihre technische Entwicklung befördert) und
entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der
Kontrole der associirten Producenten bedarf.



Wir lassen nun die soeben erwähnten Illustrationen aus den
englischen Fabrikberichten folgen.

"Der Stand des Geschäfts ist besser; aber der Cyklus guter
und schlechter Zeiten verkürzt sich mit der Vermehrung der
Maschinerie, und wie sich damit die Nachfrage nach Rohstoff ver-
mehrt, wiederholen sich auch die Schwankungen in der Geschäfts-
lage häufiger . . . . Augenblicklich ist nicht nur das Vertrauen
wieder hergestellt nach der Panik von 1857, sondern die Panik
selbst scheint fast ganz vergessen. Ob diese Besserung anhalten
wird oder nicht, hängt in sehr grossem Maß ab vom Preis der
Rohstoffe. Es zeigen sich mir bereits Vorzeichen, dass in einigen
Fällen das Maximum schon erreicht ist, worüber hinaus die Fabri-
kation immer weniger profitlich wird, bis sie endlich ganz aufhört
Profit zu liefern. Nehmen wir z. B. die gewinnreichen Jahre im
Worsted-Geschäft 1849 und 1850, so sehn wir, dass der Preis
englicher Kammwolle auf 13 d. stand, und von australischer 14
bis 17 d. per Lb, und dass im Durchschnitt der 10 Jahre 1841 bis
1850 der Durchschnittspreis englischer Wolle nie über 14 d.
und australischer über 17 d. per Lb stieg. Aber im Anfang des
Unglücksjahrs 1857 stand australische Wolle auf 23 d.; sie fiel
im December, in der schlimmsten Zeit der Panik, auf 18 d., ist
aber im Lauf des Jahres 1858 wieder auf den gegenwärtigen Preis
von 21 d. gestiegen. Englische Wolle fing 1857 ebenfalls mit 20 d.

Rohstoff vorhanden sein. In der Baumwollkrisis fand ursprüng-
lich das letztre statt.

Jemehr wir daher in der Geschichte der Produktion der un-
mittelbarsten Gegenwart näher rücken, um so regelmäßiger finden
wir, namentlich in den entscheidenden Industriezweigen, den stets
sich wiederholenden Wechsel zwischen relativer Theurung und
daraus entspringender, spätrer Entwerthung der der organischen
Natur entlehnten Rohstoffe. Man wird das bisher Entwickelte
illustrirt finden in den folgenden, den Berichten der Fabrikinspek-
toren entlehnten Beispielen.

Die Moral von der Geschichte, die man auch durch sonstige
Betrachtung der Agrikultur gewinnen kann, ist die, dass das kapi-
talistische System einer rationellen Agrikultur widerstrebt oder die
rationelle Agrikultur unverträglich ist mit dem kapitalistischen
System (obgleich dies ihre technische Entwicklung befördert) und
entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der
Kontrole der associirten Producenten bedarf.



Wir lassen nun die soeben erwähnten Illustrationen aus den
englischen Fabrikberichten folgen.

„Der Stand des Geschäfts ist besser; aber der Cyklus guter
und schlechter Zeiten verkürzt sich mit der Vermehrung der
Maschinerie, und wie sich damit die Nachfrage nach Rohstoff ver-
mehrt, wiederholen sich auch die Schwankungen in der Geschäfts-
lage häufiger . . . . Augenblicklich ist nicht nur das Vertrauen
wieder hergestellt nach der Panik von 1857, sondern die Panik
selbst scheint fast ganz vergessen. Ob diese Besserung anhalten
wird oder nicht, hängt in sehr grossem Maß ab vom Preis der
Rohstoffe. Es zeigen sich mir bereits Vorzeichen, dass in einigen
Fällen das Maximum schon erreicht ist, worüber hinaus die Fabri-
kation immer weniger profitlich wird, bis sie endlich ganz aufhört
Profit zu liefern. Nehmen wir z. B. die gewinnreichen Jahre im
Worsted-Geschäft 1849 und 1850, so sehn wir, dass der Preis
englicher Kammwolle auf 13 d. stand, und von australischer 14
bis 17 d. per , und dass im Durchschnitt der 10 Jahre 1841 bis
1850 der Durchschnittspreis englischer Wolle nie über 14 d.
und australischer über 17 d. per stieg. Aber im Anfang des
Unglücksjahrs 1857 stand australische Wolle auf 23 d.; sie fiel
im December, in der schlimmsten Zeit der Panik, auf 18 d., ist
aber im Lauf des Jahres 1858 wieder auf den gegenwärtigen Preis
von 21 d. gestiegen. Englische Wolle fing 1857 ebenfalls mit 20 d.

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[98/0132] Rohstoff vorhanden sein. In der Baumwollkrisis fand ursprüng- lich das letztre statt. Jemehr wir daher in der Geschichte der Produktion der un- mittelbarsten Gegenwart näher rücken, um so regelmäßiger finden wir, namentlich in den entscheidenden Industriezweigen, den stets sich wiederholenden Wechsel zwischen relativer Theurung und daraus entspringender, spätrer Entwerthung der der organischen Natur entlehnten Rohstoffe. Man wird das bisher Entwickelte illustrirt finden in den folgenden, den Berichten der Fabrikinspek- toren entlehnten Beispielen. Die Moral von der Geschichte, die man auch durch sonstige Betrachtung der Agrikultur gewinnen kann, ist die, dass das kapi- talistische System einer rationellen Agrikultur widerstrebt oder die rationelle Agrikultur unverträglich ist mit dem kapitalistischen System (obgleich dies ihre technische Entwicklung befördert) und entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der Kontrole der associirten Producenten bedarf. Wir lassen nun die soeben erwähnten Illustrationen aus den englischen Fabrikberichten folgen. „Der Stand des Geschäfts ist besser; aber der Cyklus guter und schlechter Zeiten verkürzt sich mit der Vermehrung der Maschinerie, und wie sich damit die Nachfrage nach Rohstoff ver- mehrt, wiederholen sich auch die Schwankungen in der Geschäfts- lage häufiger . . . . Augenblicklich ist nicht nur das Vertrauen wieder hergestellt nach der Panik von 1857, sondern die Panik selbst scheint fast ganz vergessen. Ob diese Besserung anhalten wird oder nicht, hängt in sehr grossem Maß ab vom Preis der Rohstoffe. Es zeigen sich mir bereits Vorzeichen, dass in einigen Fällen das Maximum schon erreicht ist, worüber hinaus die Fabri- kation immer weniger profitlich wird, bis sie endlich ganz aufhört Profit zu liefern. Nehmen wir z. B. die gewinnreichen Jahre im Worsted-Geschäft 1849 und 1850, so sehn wir, dass der Preis englicher Kammwolle auf 13 d. stand, und von australischer 14 bis 17 d. per ℔, und dass im Durchschnitt der 10 Jahre 1841 bis 1850 der Durchschnittspreis englischer Wolle nie über 14 d. und australischer über 17 d. per ℔ stieg. Aber im Anfang des Unglücksjahrs 1857 stand australische Wolle auf 23 d.; sie fiel im December, in der schlimmsten Zeit der Panik, auf 18 d., ist aber im Lauf des Jahres 1858 wieder auf den gegenwärtigen Preis von 21 d. gestiegen. Englische Wolle fing 1857 ebenfalls mit 20 d.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/132>, abgerufen am 28.03.2024.