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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Zufuhr von entferntern und bisher weniger oder gar nicht benutzten
Produktionsgegenden dort verursacht hat, und mit beiden eine die
Nachfrage überholende Zufuhr der Rohstoffe -- sie namentlich
überholend bei den alten hohen Preisen -- so ist das Resultat
von verschiednen Gesichtspunkten zu betrachten. Der plötzliche
Zusammenbruch des Preises der Rohprodukte legt ihrer Reproduk-
tion einen Hemmschuh an, und so wird das Monopol der Ur-
sprungsländer, die unter den günstigsten Bedingungen produciren,
wieder hergestellt; vielleicht unter gewissen Einschränkungen her-
gestellt, aber doch hergestellt. Die Reproduktion der Rohstoffe
geht zwar in Folge des gegebnen Anstosses auf erweiterter
Stufenleiter vor sich, namentlich in den Ländern, die mehr oder
weniger das Monopol dieser Produktion besitzen. Aber die Basis,
auf der in Folge der erweiterten Maschinerie etc. die Produktion
vor sich geht, und die nun nach einigen Schwankungen als neue
normale Basis, als neuer Ausgangspunkt zu gelten hat, ist sehr
erweitert durch die Vorgänge während des letzten Umschlags-
cyklus. Dabei hat aber in einem Theil der sekundären Bezugs-
quellen die eben erst gesteigerte Reproduktion wieder bedeutende
Hemmung erfahren. So kann man z. B. aus den Exporttabellen
mit den Fingern herauszeigen, wie während der letzten 30 Jahre
(bis 1865) die indische Baumwollproduktion wächst, wenn Ausfall
in der amerikanischen eintritt, und dann plötzlich wieder mehr
oder minder nachhaltig zurückgeht. Während der Zeit der Roh-
stofftheurung thun sich die industriellen Kapitalisten zusammen,
bilden Associationen, um die Produktion zu reguliren. So z. B.
nach dem Steigen der Baumwollpreise 1848 in Manchester, ähn-
lich für die Produktion des Flachses in Irland. Sobald aber der
unmittelbare Anstoss vorüber ist, und das allgemeine Princip der
Konkurrenz, "im wohlfeilsten Markt zu kaufen" (statt wie jene
Associationen bezwecken die Produktionsfähigkeit in passenden
Ursprungsländern zu begünstigen, abgesehn vom unmittelbaren,
augenblicklichen Preis, wozu diese das Produkt derzeit liefern
können) -- sobald also das Princip der Konkurrenz wieder souverän
herrscht, überlässt man es wieder dem "Preise", die Zufuhr zu
reguliren. Aller Gedanke an gemeinsame, übergreifende und vor-
sehende Kontrole der Produktion der Rohstoffe -- eine Kontrole,
die im ganzen und grossen auch durchaus unvereinbar ist mit den
Gesetzen der kapitalistischen Produktion, und daher immer from-
mer Wunsch bleibt oder sich auf ausnahmsweise gemeinsame
Schritte in Augenblicken grosser unmittelbarer Gefahr und Rath-

Zufuhr von entferntern und bisher weniger oder gar nicht benutzten
Produktionsgegenden dort verursacht hat, und mit beiden eine die
Nachfrage überholende Zufuhr der Rohstoffe — sie namentlich
überholend bei den alten hohen Preisen — so ist das Resultat
von verschiednen Gesichtspunkten zu betrachten. Der plötzliche
Zusammenbruch des Preises der Rohprodukte legt ihrer Reproduk-
tion einen Hemmschuh an, und so wird das Monopol der Ur-
sprungsländer, die unter den günstigsten Bedingungen produciren,
wieder hergestellt; vielleicht unter gewissen Einschränkungen her-
gestellt, aber doch hergestellt. Die Reproduktion der Rohstoffe
geht zwar in Folge des gegebnen Anstosses auf erweiterter
Stufenleiter vor sich, namentlich in den Ländern, die mehr oder
weniger das Monopol dieser Produktion besitzen. Aber die Basis,
auf der in Folge der erweiterten Maschinerie etc. die Produktion
vor sich geht, und die nun nach einigen Schwankungen als neue
normale Basis, als neuer Ausgangspunkt zu gelten hat, ist sehr
erweitert durch die Vorgänge während des letzten Umschlags-
cyklus. Dabei hat aber in einem Theil der sekundären Bezugs-
quellen die eben erst gesteigerte Reproduktion wieder bedeutende
Hemmung erfahren. So kann man z. B. aus den Exporttabellen
mit den Fingern herauszeigen, wie während der letzten 30 Jahre
(bis 1865) die indische Baumwollproduktion wächst, wenn Ausfall
in der amerikanischen eintritt, und dann plötzlich wieder mehr
oder minder nachhaltig zurückgeht. Während der Zeit der Roh-
stofftheurung thun sich die industriellen Kapitalisten zusammen,
bilden Associationen, um die Produktion zu reguliren. So z. B.
nach dem Steigen der Baumwollpreise 1848 in Manchester, ähn-
lich für die Produktion des Flachses in Irland. Sobald aber der
unmittelbare Anstoss vorüber ist, und das allgemeine Princip der
Konkurrenz, „im wohlfeilsten Markt zu kaufen“ (statt wie jene
Associationen bezwecken die Produktionsfähigkeit in passenden
Ursprungsländern zu begünstigen, abgesehn vom unmittelbaren,
augenblicklichen Preis, wozu diese das Produkt derzeit liefern
können) — sobald also das Princip der Konkurrenz wieder souverän
herrscht, überlässt man es wieder dem „Preise“, die Zufuhr zu
reguliren. Aller Gedanke an gemeinsame, übergreifende und vor-
sehende Kontrole der Produktion der Rohstoffe — eine Kontrole,
die im ganzen und grossen auch durchaus unvereinbar ist mit den
Gesetzen der kapitalistischen Produktion, und daher immer from-
mer Wunsch bleibt oder sich auf ausnahmsweise gemeinsame
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[96/0130] Zufuhr von entferntern und bisher weniger oder gar nicht benutzten Produktionsgegenden dort verursacht hat, und mit beiden eine die Nachfrage überholende Zufuhr der Rohstoffe — sie namentlich überholend bei den alten hohen Preisen — so ist das Resultat von verschiednen Gesichtspunkten zu betrachten. Der plötzliche Zusammenbruch des Preises der Rohprodukte legt ihrer Reproduk- tion einen Hemmschuh an, und so wird das Monopol der Ur- sprungsländer, die unter den günstigsten Bedingungen produciren, wieder hergestellt; vielleicht unter gewissen Einschränkungen her- gestellt, aber doch hergestellt. Die Reproduktion der Rohstoffe geht zwar in Folge des gegebnen Anstosses auf erweiterter Stufenleiter vor sich, namentlich in den Ländern, die mehr oder weniger das Monopol dieser Produktion besitzen. Aber die Basis, auf der in Folge der erweiterten Maschinerie etc. die Produktion vor sich geht, und die nun nach einigen Schwankungen als neue normale Basis, als neuer Ausgangspunkt zu gelten hat, ist sehr erweitert durch die Vorgänge während des letzten Umschlags- cyklus. Dabei hat aber in einem Theil der sekundären Bezugs- quellen die eben erst gesteigerte Reproduktion wieder bedeutende Hemmung erfahren. So kann man z. B. aus den Exporttabellen mit den Fingern herauszeigen, wie während der letzten 30 Jahre (bis 1865) die indische Baumwollproduktion wächst, wenn Ausfall in der amerikanischen eintritt, und dann plötzlich wieder mehr oder minder nachhaltig zurückgeht. Während der Zeit der Roh- stofftheurung thun sich die industriellen Kapitalisten zusammen, bilden Associationen, um die Produktion zu reguliren. So z. B. nach dem Steigen der Baumwollpreise 1848 in Manchester, ähn- lich für die Produktion des Flachses in Irland. Sobald aber der unmittelbare Anstoss vorüber ist, und das allgemeine Princip der Konkurrenz, „im wohlfeilsten Markt zu kaufen“ (statt wie jene Associationen bezwecken die Produktionsfähigkeit in passenden Ursprungsländern zu begünstigen, abgesehn vom unmittelbaren, augenblicklichen Preis, wozu diese das Produkt derzeit liefern können) — sobald also das Princip der Konkurrenz wieder souverän herrscht, überlässt man es wieder dem „Preise“, die Zufuhr zu reguliren. Aller Gedanke an gemeinsame, übergreifende und vor- sehende Kontrole der Produktion der Rohstoffe — eine Kontrole, die im ganzen und grossen auch durchaus unvereinbar ist mit den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, und daher immer from- mer Wunsch bleibt oder sich auf ausnahmsweise gemeinsame Schritte in Augenblicken grosser unmittelbarer Gefahr und Rath-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/130>, abgerufen am 23.04.2024.