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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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so wurde die Opposition der Fabrikanten gegen die Zehnstunden-
bill heftiger als je. Und als die zehnstündige Fabrikarbeit trotz-
dem gleich darauf Gesetz wurde, war die erste Folge ein Versuch
allgemeiner Herabsetzung des Lohns.

Der Werth der Roh- und Hülfsstoffe geht ganz und auf einmal
in den Werth des Produkts ein, wozu sie verbraucht werden,
während der Werth der Elemente des fixen Kapitals nur nach
Maßgabe seines Verschleisses, also nur allmälig in das Produkt
eingeht. Es folgt daraus, dass der Preis des Produkts in einem
viel höhern Grad afficirt wird vom Preis des Rohmaterials als von
dem des fixen Kapitals, obwohl die Profitrate bestimmt wird durch
die Gesammtwerthsumme des angewandten Kapitals, einerlei, wie
viel davon konsumirt ist oder nicht. Es ist aber klar -- obgleich
dies nur nebenbei erwähnt wird, da wir hier noch voraussetzen,
dass die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, die durch die
Konkurrenz herbeigeführten Preisschwankungen uns also hier noch
nichts angehn -- dass Ausdehnung oder Einschränkung des Markts
vom Preis der einzelnen Waare abhängt, und in umgekehrtem Ver-
hältniss zum Steigen oder Fallen dieses Preises steht. In der
Wirklichkeit findet sich daher auch, dass mit steigendem Preis
des Rohstoffs der Preis des Fabrikats nicht in demselben Ver-
hältniss steigt wie jener, und bei fallendem Preis des Rohstoffs
nicht in demselben Verhältniss sinkt. Daher fällt in dem einen
Fall die Profitrate tiefer, und steigt in dem andern höher, als bei
Verkauf der Waaren zu ihrem Werth der Fall wäre.

Ferner: Masse und Werth der angewandten Maschinerie wächst
mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, aber nicht im
selben Verhältniss wie diese Produktivkraft wächst, d. h. wie diese
Maschinerie ein vermehrtes Produkt liefert. In den Industrie-
zweigen also, worin überhaupt Rohstoff eingeht, d. h. wo der
Arbeitsgegenstand selbst schon Produkt früherer Arbeit ist, drückt
sich die wachsende Produktivkraft der Arbeit gerade in dem Ver-
hältniss aus, worin ein grösseres Quantum Rohstoff ein bestimmtes
Quantum Arbeit absorbirt, also in der wachsenden Masse Rohstoff,
die z. B. in einer Arbeitsstunde in Produkt verwandelt, zu Waare
verarbeitet wird. Im Verhältniss also wie die Produktivkraft der
Arbeit sich entwickelt, bildet der Werth des Rohstoffs einen stets
wachsenden Bestandtheil des Werths des Waarenprodukts, nicht
nur weil er ganz in diesen eingeht, sondern weil in jedem aliquoten
Theil des Gesammtprodukts der Theil, den der Verschleiss der
Maschinerie, und der Theil, den die neu zugesetzte Arbeit bildet,

so wurde die Opposition der Fabrikanten gegen die Zehnstunden-
bill heftiger als je. Und als die zehnstündige Fabrikarbeit trotz-
dem gleich darauf Gesetz wurde, war die erste Folge ein Versuch
allgemeiner Herabsetzung des Lohns.

Der Werth der Roh- und Hülfsstoffe geht ganz und auf einmal
in den Werth des Produkts ein, wozu sie verbraucht werden,
während der Werth der Elemente des fixen Kapitals nur nach
Maßgabe seines Verschleisses, also nur allmälig in das Produkt
eingeht. Es folgt daraus, dass der Preis des Produkts in einem
viel höhern Grad afficirt wird vom Preis des Rohmaterials als von
dem des fixen Kapitals, obwohl die Profitrate bestimmt wird durch
die Gesammtwerthsumme des angewandten Kapitals, einerlei, wie
viel davon konsumirt ist oder nicht. Es ist aber klar — obgleich
dies nur nebenbei erwähnt wird, da wir hier noch voraussetzen,
dass die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, die durch die
Konkurrenz herbeigeführten Preisschwankungen uns also hier noch
nichts angehn — dass Ausdehnung oder Einschränkung des Markts
vom Preis der einzelnen Waare abhängt, und in umgekehrtem Ver-
hältniss zum Steigen oder Fallen dieses Preises steht. In der
Wirklichkeit findet sich daher auch, dass mit steigendem Preis
des Rohstoffs der Preis des Fabrikats nicht in demselben Ver-
hältniss steigt wie jener, und bei fallendem Preis des Rohstoffs
nicht in demselben Verhältniss sinkt. Daher fällt in dem einen
Fall die Profitrate tiefer, und steigt in dem andern höher, als bei
Verkauf der Waaren zu ihrem Werth der Fall wäre.

Ferner: Masse und Werth der angewandten Maschinerie wächst
mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, aber nicht im
selben Verhältniss wie diese Produktivkraft wächst, d. h. wie diese
Maschinerie ein vermehrtes Produkt liefert. In den Industrie-
zweigen also, worin überhaupt Rohstoff eingeht, d. h. wo der
Arbeitsgegenstand selbst schon Produkt früherer Arbeit ist, drückt
sich die wachsende Produktivkraft der Arbeit gerade in dem Ver-
hältniss aus, worin ein grösseres Quantum Rohstoff ein bestimmtes
Quantum Arbeit absorbirt, also in der wachsenden Masse Rohstoff,
die z. B. in einer Arbeitsstunde in Produkt verwandelt, zu Waare
verarbeitet wird. Im Verhältniss also wie die Produktivkraft der
Arbeit sich entwickelt, bildet der Werth des Rohstoffs einen stets
wachsenden Bestandtheil des Werths des Waarenprodukts, nicht
nur weil er ganz in diesen eingeht, sondern weil in jedem aliquoten
Theil des Gesammtprodukts der Theil, den der Verschleiss der
Maschinerie, und der Theil, den die neu zugesetzte Arbeit bildet,

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[84/0118] so wurde die Opposition der Fabrikanten gegen die Zehnstunden- bill heftiger als je. Und als die zehnstündige Fabrikarbeit trotz- dem gleich darauf Gesetz wurde, war die erste Folge ein Versuch allgemeiner Herabsetzung des Lohns. Der Werth der Roh- und Hülfsstoffe geht ganz und auf einmal in den Werth des Produkts ein, wozu sie verbraucht werden, während der Werth der Elemente des fixen Kapitals nur nach Maßgabe seines Verschleisses, also nur allmälig in das Produkt eingeht. Es folgt daraus, dass der Preis des Produkts in einem viel höhern Grad afficirt wird vom Preis des Rohmaterials als von dem des fixen Kapitals, obwohl die Profitrate bestimmt wird durch die Gesammtwerthsumme des angewandten Kapitals, einerlei, wie viel davon konsumirt ist oder nicht. Es ist aber klar — obgleich dies nur nebenbei erwähnt wird, da wir hier noch voraussetzen, dass die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, die durch die Konkurrenz herbeigeführten Preisschwankungen uns also hier noch nichts angehn — dass Ausdehnung oder Einschränkung des Markts vom Preis der einzelnen Waare abhängt, und in umgekehrtem Ver- hältniss zum Steigen oder Fallen dieses Preises steht. In der Wirklichkeit findet sich daher auch, dass mit steigendem Preis des Rohstoffs der Preis des Fabrikats nicht in demselben Ver- hältniss steigt wie jener, und bei fallendem Preis des Rohstoffs nicht in demselben Verhältniss sinkt. Daher fällt in dem einen Fall die Profitrate tiefer, und steigt in dem andern höher, als bei Verkauf der Waaren zu ihrem Werth der Fall wäre. Ferner: Masse und Werth der angewandten Maschinerie wächst mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, aber nicht im selben Verhältniss wie diese Produktivkraft wächst, d. h. wie diese Maschinerie ein vermehrtes Produkt liefert. In den Industrie- zweigen also, worin überhaupt Rohstoff eingeht, d. h. wo der Arbeitsgegenstand selbst schon Produkt früherer Arbeit ist, drückt sich die wachsende Produktivkraft der Arbeit gerade in dem Ver- hältniss aus, worin ein grösseres Quantum Rohstoff ein bestimmtes Quantum Arbeit absorbirt, also in der wachsenden Masse Rohstoff, die z. B. in einer Arbeitsstunde in Produkt verwandelt, zu Waare verarbeitet wird. Im Verhältniss also wie die Produktivkraft der Arbeit sich entwickelt, bildet der Werth des Rohstoffs einen stets wachsenden Bestandtheil des Werths des Waarenprodukts, nicht nur weil er ganz in diesen eingeht, sondern weil in jedem aliquoten Theil des Gesammtprodukts der Theil, den der Verschleiss der Maschinerie, und der Theil, den die neu zugesetzte Arbeit bildet,

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/118>, abgerufen am 29.03.2024.